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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes
Autoren: Karen Robards
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fallen, um von seinen beiden Wärtern wieder hochgezerrt zu werden. Er wollte aufrecht sterben, wie ein Mann. Er würde weder seinem Land, noch seiner Familie, noch sich selbst Schande bereiten. Obwohl er hoffte, nein, betete, daß Vater Patricks Plan Erfolg haben würde.
    Der Galgen war hastig errichtet worden, für Connors ausschließlichen Gebrauch. Nachdem man ihm die Eingeweide herausgenommen hätte, würde man ihm den Kopf abhacken und auf einem Pfahl aufspießen, als Warnung für alle, die seinen Taten nacheifern wollten. Die Überreste seines Körpers würden, in ein Tuch gehüllt, in einen Sarg gelegt und in dem Leichenwagen, der bereits unter dem Galgen wartete, zum Arbour Hill geschafft werden. Dort würde man ihn ohne ein Wort oder Gebet in eine Grube werfen, die schon seit länge-rem Endstation irischer Märtyrer war. Wenn der Galgen dann abgerissen war, wäre der Phoenixpark wieder das, was er immer war, mit Ausnahme eines weiteren Geists, der alle Abergläubischen ängstigte.
    Die Menge jubelte, als der Wagen vor dem Galgen hielt. Menschen drängten nach vorne, aber die Gewehre der Freiwilligen stoppten sie. Eine tote Katze landete auf dem Kopf eines Wärters. Er stieß einen Fluch aus, aber es half nichts. Mehr tote Katzen segelten durch die Luft.
    »Komm jetzt!« Die Wärter, die Connor von dem Wagen halfen, waren nicht unfreundlich, sie taten nur ihre Pflicht. Connor ging die paar Schritte bis zum Galgen, dann begann er die Treppe hinaufzusteigen, was mit den Ketten nicht einfach war. Auf der Plattform über ihm wartete der maskierte Henker. Connors Augen überflogen die Menge auf der Suche nach einem bekannten Gesicht, aber da waren nur Fremde. Er konnte nur hoffen, daß seine Brüder an ihrem Platz waren, aber auch sie waren nirgendwo zu sehen. Es war doch hoffentlich nicht schon alles schiefgelaufen?
    Ihm blieb keine Zeit, darüber nachzugrübeln. Er würde seinen Teil des Plans so gut wie möglich erfüllen. Er schloß die Augen und murmelte ein kurzes Gebet. Caitlyns Gesicht erschien vor seinem inneren Auge. Vater Patrick hatte versprochen, sie heute fernzuhalten. Er liebte sie mehr, als er je geglaubt hatte, eine Frau lieben zu können - und sie trug sein Kind. Gott im Himmel, er war noch nicht bereit, zu sterben!
    Als er die Plattform betrat, hielt eine der Wachen ihn auf, und der andere beugte sich hinunter, um die Eisen aufzuschließen. Seine Hände blieben hinter dem Rücken gefesselt.
    Sie begleiteten ihn über die Plattform bis zu dem maskierten Henker, der einen Schritt vortrat und ihn um Verzeihung bat, wie es Tradition war. Connor nickte und sagte: »Ich verzeihe dir«, wobei er betete, daß es keinen Grund geben möge, ihm zu verzeihen. Dann traten der Henker und die Wachen zurück, und Connor drehte sich zu der wartenden Menge um. Jeder Verurteilte hatte das Recht, vor seinem Tod eine Erklärung abzugeben, obwohl sie manchmal, wenn sie das Mißfallen der Zuschauer erregte, recht kurz ausfiel.
    In dem Brokatmantel, mit seinen schwarzen Hosen und Stiefeln wirkte er ziemlich eindrucksvoll, als er zum Rand der
    Plattform ging und auf die Menge hinuntersah. Ein rohes Ei zerplatzte nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Er ignorierte es und ließ seinen Blick über die Schaulustigen streifen, die langsam verstummten. Das Licht der aufgehenden Sonne brach durch die vereinzelten Kumuluswolken und wurde von dem silbernen Kreuz auf seiner Brust reflektiert. Er war eine Gestalt aus einer Legende, ein Mythos. Jeder der Anwesenden hatte schon mehr als eine Geschichte über den schwarzen Rebellen gehört.
    Connor holte tief Luft und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß Gott seine Worte inspirieren möge. Dann begann er. Seine Stimme hallte über den Park und gewann an Stärke, als er sprach:
    »Meine Freunde, ich stehe vor euch, zum Tode verurteilt für Verbrechen gegen Gott und die Menschheit. Die gegen Gott streite ich ab. Und die, die ich gegen die Menschheit verübt haben soll - nun, ich sage euch, ich habe sie für die Menschen verübt, aber gegen jene, die mein Blut wollen - und eures. Ich bin als Ire geboren worden, und als ein Ire werde ich sterben. Ich bin stolz darauf. Lang nachdem mein Körper verfault ist, wird meine Seele noch den grünen Wiesen und dahinziehenden Nebeln, den Flüssen, Tälern und Hügeln Irlands treu sein. Und wenn die Krähen schon das Fleisch von meinen Knochen gerissen haben, wünsche ich euch, meinen irischen Landsleuten, noch immer slante geal.«
    Während
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