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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes
Autoren: Karen Robards
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nicht einmal die düsteren Blicke der Menschen um sich herum.
    »Dieses Huhn will gerupft werden, Willie, mein Junge.« Caitlyns Augen glänzten vor Vorfreude. »Den hat uns der Himmel geschickt. Wenn die Jungs hier mit ihm fertig sind, wird er froh sein, wenn er noch Schuhe anhat. Wir sollten uns besser ranhalten, solange es noch etwas zu holen gibt.«
    Willie sah sich nervös um. Unter dem Schmutz verbargen sich Sommersprossen und rote Haare, aber er hatte nichts von dem Temperament, das man Rothaarigen nachsagt. Er war besonnen und vorsichtig, und O'Flynns Schicksal hatte diese Eigenschaften noch verstärkt.
    »Nicht jetzt, O'Malley, hier sind zu viele Leute. Man wird uns ganz bestimmt erwischen!«
    »Sei nicht albern, Willie, es ist auch nicht anders als sonst«, sagte sie ungeduldig. »Wir haben seine Taschen ausgeräumt und sind weg, ehe er überhaupt merkt, daß etwas fehlt.«
    »Er ist ziemlich groß!« Willie sah ebenso zweifelnd aus, wie er sich anhörte.
    »Mein Gott, Willie, und du willst mit dem schwarzen Rebellen reiten? Er würde niemals so einen Feigling aufnehmen!« Caitlyn brachte den Namen von Irlands gefürchtetstem Straßenräuber absichtlich ins Spiel. Es war schon lange Willies Traum, einmal zu seiner Bande zu gehören, auch wenn dieser Traum so diffus war wie die Nebel Irlands. Immerhin war der Mann ein Nationalheld. Im irischen Viertel sprach man nur mit der größten Hochachtung von ihm, und von den Engländern wurde er gefürchtet. Seine Beliebtheit bei der Bevölkerung kam daher, daß er nur die verhaßten englischen Unterdrücker überfiel und beraubte, und es hieß, daß er seine Beute mit den Armen teilte. Sein Zeichen war das irische Kreuz, das er als silbernen Anhänger um den Hals trug. Damit zeigte er den Leuten, daß er ebenso ein Ire war wie sie. Niemand kannte seine wahre Identität oder konnte mit Sicherheit sagen, ob er wirklich existierte. Aber sein Name hatte einen großen Einfluß auf Willie.
    »Ich bin kein Feigling! Er würde mich ganz sicher mit sich reiten lassen! Paß mal auf!« Willie bahnte sich bereits seinen
    Weg zu dem Gentleman. Caitlyn folgte ihm mit etwas Abstand, ein Grinsen auf dem Gesicht. Der Name des schwarzen Rebellen wirkte auf Willie wie ein Schlag mit der Peitsche.
    »Bitte, Eure Lordschaft, habt Ihr nicht einen Copper übrig? Nur einen Copper für einen hungrigen Jungen.« Willie verbeugte sich unterwürfig und rasselte dabei seine Litanei herunter.
    »Bettle nicht, Junge«, sagte ihr Opfer unfreundlich. »Bewahre dir deine Würde.«
    Ein wirklicher Gentleman, dachte Caitlyn höhnisch, als sie näher kam. Der Junge ist am Verhungern, und er sorgt sich um seine Würde! Sie würde ihn gerne sehen, wenn er gezwungen wäre, zu betteln und zu stehlen und einfach alles zu tun, nur für ein Stück Brot. Aber so, wie er aussah, hatte er wohl keine Ahnung, was es hieß, zu hungern. Sein Haar war so schwarz wie ihres, nur lockig und so sauber, daß es bläulich schimmerte. Im Nacken wurde es von einer Schleife zusammengehalten. Er hatte ein schmales, attraktives Gesicht, aber seine Haut war weiß gepudert und sah so glatt und weich aus wie die einer Frau. Er trug einen flaschengrünen Überrock aus feiner Wolle, und seine Weste war blendend weiß. Ein Zeremonienschwert hing in einer mit Juwelen besetzten Scheide an seiner Hüfte. Er trug helle Kniehosen, und seine Strümpfe schienen aus Seide zu sein. Sie waren fleckenlos weiß, und das sagte einiges darüber aus, wie er seinen Tag verbracht hatte. Seine Schuhe waren aus schwarzem Leder und hatten ausgerechnet tote Absätze.
    »Bitte, verzeihen Sie . . .« Willie verbeugte sich weiter, er leierte seinen Spruch herunter und versperrte dem Gentleman den Weg. Caitlyn tat so, als würde sie über einen losen Pflasterstein stolpern und fiel schwer gegen ihn. Ihre Hände bewegten sich mit geübter Schnelligkeit. Während sie noch eine Entschuldigung murmelte, verschwand ihre Hand in seiner rechten Tasche und kam mit einer zufriedenstellend schweren Geldbörse wieder heraus. Sie schwankte noch einmal, als ob sie ihr Gleichgewicht noch nicht ganz wiedererlangt hätte, und ihre Finger schlossen sich um seine Uhr. Sie lächelte leicht, als sie ihre Hand zurückzog. Diese Engländer waren doch ebenso blöde, wie sie gemein waren.
    »Moment mal!« Die Stimme war ruhig, aber so bestimmt
    daß es ihr kalt den Rücken hinunterlief. Sie machte ihr mehr Angst als die Hand, die sich mit stählernem Griff um ihr Handgelenk
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