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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes
Autoren: Karen Robards
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schloß. Verdammt, sie war gefangen!
    »Lauf, Willie!« schrie sie. Willies Augen weiteten sich. Einen Moment lang starrte er sie an, und das Entsetzen stand ihm klar ins Gesicht geschrieben. Dann drehte er sich um und lief.
    »Loslassen!« ln panischer Angst zerrte sie an der Hand, die sie gefangenhielt, und sie fühlte ihr Herz in der Brust hämmern. Wenn sie sich nicht befreien konnte, würde sie hängen.
    Verzweifelt stürzte sie sich auf ihn. Sie trat ihm gegen das Schienbein, und ihre freie Hand holte zu einem mächtigen Schlag aus, der, hätte er getroffen, ihm wahrscheinlich die Nase gebrochen hätte. Aber er war groß und brachte seinen Kopf mit einer schnellen Bewegung außer Reichweite, so daß ihre Faust nur seinen Hals streifte. Er verstärkte seinen Griff um ihr Handgelenk, bis die Uhr aus ihren tauben Fingern fiel und sie auf die Knie gezwungen wurde. Es kostete sie alle Kraft, nicht zu wimmern. Er beugte sich vor und hob seine Uhr auf, ohne dabei seinen eisernen Griff zu lockern. Sie kniete auf dem Boden, das Gesicht weiß vor Schmerz und immer größer werdender Panik. Trotzdem blickte sie ihm stolz ins Gesicht, das jetzt gar nicht mehr so weich wirkte. Caitlyn O'Malley bettelte nicht um Gnade, niemals.
    »Dann ruf doch die Polizisten, du verdammtes Schwein!« zischte sie. Seine Augen wurden schmal. Sie hatten eine seltsame Farbe, eine Mischung aus Blau und Grün, fast schon türkis, mit einem dunklen Ring um die Iris. Sie schauderte und dachte: Teufelsaugen. Nur die Tatsache, daß sie ihre Furcht nicht zeigen wollte, hinderte sie daran, das Zeichen zu formen, das den bösen Blick bannte.
    »Hab keine Angst, Junge. Wir werden doch nicht einen von uns an diese verdammten Engländer übergeben!« Der so redete, war ein kräftiger Mann aus der kleinen Gruppe der Hafenarbeiter und ihrer Frauen, die sich um sie versammelt hatten. Caitlyn musterte ihre wütenden Gesichter mit neuer Hoffnung. Hätte sie einen von ihnen bestohlen, würden sie keine Gnade zeigen, aber bei einem dieser verdammten Engländer . . . Vielleicht würde sie dem Henker doch noch ein Schnippchen schlagen!
    Der Fremde zog sie auf die Füße und ließ seine Augen über die wütende Menge wandern. Er mußte Angst haben, da er den Haß in den Augen der unterdrückten Menschen um sich herum sah, aber man merkte ihm nichts an. Er musterte sie ruhig und gelassen.
    Caitlyn versuchte, seine heikle Lage auszunützen, und zerrte heftig an seiner Hand. Sofort verstärkte er den Druck um ihr Handgelenk, und der Schmerz ließ ihre Knie nachgeben. Unwillkürlich zuckte sie zusammen, und ein Grollen ging durch die Menge. Der Mann, der sich eingemischt hatte, trat einen Schritt nach vorne. Wie beiläufig nahm der Engländer ihr Handgelenk in seine linke Hand und legte die rechte auf den Schwertgriff. Dann zog er blitzschnell die Waffe. Das war kein Zeremonienschwert, das war ein rasiermesserscharfes Rapier.
    »Bereit, für den Jungen zu sterben?« Die Frage war an niemand Bestimmten gerichtet, aber seine Augen fixierten den Mann. Caitlyn wußte aus eigener Erfahrung, daß man am besten mit einer feindlichen Gruppe fertig wurde, indem man ihren Anführer ausschaltete. Sie hatte es selbst schon oft genug getan. Aber jetzt, wo der Engländer abgelenkt war .. . Gerade holte sie mit dem Fuß aus, um ihn in die Kniekehle zu treten, als eine andere Stimme sie unterbrach.
    »Was geht hier vor?« Zwei stämmige Polizisten bahnten sich ihren Weg durch die aufgebrachte Menge. Als Caitlyn ihre blauen Uniformen sah, verließ sie jeder Mut. Jetzt würde sie nichts mehr vor O'Flynns Schicksal bewahren können.
    »Nur ein kleines Mißverständnis. Nichts, was wir nicht unter uns regeln könnten.« Caitlyn war verblüfft. Warum übergab er sie nicht an die Polizisten? Mißtrauisch musterte sie ihn, aber sie sagte nichts.
    »Besser, Sie halten sich aus diesem Teil der Stadt fern, Sir«, warnte ihn einer der Polizisten. Die Gruppe, von der Caitlyn sich soviel versprochen hatte, löste sich langsam auf. Caitlyn konnte sie sogar verstehen. Es war etwas anderes, es mit einem einzelnen Engländer aufzunehmen, als den vollen Haß dieser Unterdrücker auf sich zu laden. Die Engländer waren Metzger. Wenn zwei von ihren Polizisten etwas zustoßen würde, wäre ihre Rache sicher fürchterlich; einige Iren würden dafür mit dem Leben bezahlen müssen.
    »Das werde ich in Zukunft. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.« Er steckte das Rapier wieder in die Scheide, nickte den
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