Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes
Autoren: Karen Robards
Vom Netzwerk:
Seine Antwort kam so unerwartet, daß sie überrascht blinzelte. Bevor sie ihm noch antworten konnte, zog er sie schon weiter. Kurz hinter den steinernen Bögen von Christchurch hielt er an und deutete mit dem Kopf auf das Schild eines Gasthofs.
    »Ich gehe jetzt etwas essen«, sagte er. »Du bist herzlich eingeladen. Ich denke, wenn ich dir etwas Anständiges zum Essen kaufe, dann bleibt dir der Galgen vielleicht noch einen Tag erspart.« Dann ließ er ihre Hand los, nickte ihr freundlich zu, wie um zu sagen, daß sie es sich aussuchen konnte, und überquerte die Straße. Caitlyn stand wie vom Blitz getroffen. Er hatte sie ziehen lassen, sie war frei! Jetzt konnte sie zurückgehen und Willie suchen. Dann würden sie ein anderes Opfer ausfindig machen, das sie erleichtern konnten. Der Gedanke allein jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie wollte nicht wie O'Flynn enden und mit blau angelaufenem Gesicht erstickend im Wind schwingen. Aber sie hatte solchen Hunger.
    Der Engländer hatte angeboten, ihr etwas zum Essen zu kaufen.
    Ihr Stolz kämpfte mit dem Hunger, Neugierde mit Vorsicht. Ihr Haß hieß sie die schmerzende Leere in ihrem Magen zu ignorieren. Aber Engländer oder nicht, sie brauchte dringend etwas zu essen. Und wenn sie so darüber nachdachte, schien es ihr nur gerecht, daß einer dieser verdammten Engländer ihren Hunger stillen sollte. Schließlich war das alles ja auch ihre Schuld.

2
    Immer noch in Gedanken, überquerte sie die Straße und wurde dabei fast von einem Farmer auf seinem Karren überfahren. Vor der Tür des Gasthauses zögerte sie. Jeder wußte, daß man einem Engländer nicht trauen konnte. Aber was konnte er ihr an einem öffentlichen Platz wie diesem schon tun? Und nach dem Essen würde sie verschwinden. Nähme sie seine Einladung nicht an, müßte sie selbst für etwas zu essen sorgen. Und ihr Selbstvertrauen war nach dem mißglückten Anschlag auf seinen Geldbeutel ziemlich erschüttert.
    Zögernd stieß sie die Tür auf. Der Gasthof wirkte einladend im sanften Licht der Talgkerzen. Die verfluchten Engländer waren überall, und ihre verhaßten Stimmen füllten den Raum. Es roch sogar anrüchig hier, wie nach dem Parfüm einer Hure.
    »Was willst du denn hier? Los, verschwinde!« Eine stämmige Frau mit einer weißen Schürze über ihrem schwarzen Kleid kam hinter der Theke hervorgestürzt und drohte Caitlyn mit einem Besen. »Ihr verdammten Baptisten! Mach, daß du wegkommst, sofort!«
    Caitlyns Augen glühten. Sie ballte die Fäuste. Ihr Verstand riet ihr zwar, schnellstens von hier zu verschwinden, aber sie war wütend.
    »Einen Moment, der Junge gehört zu mir.« Der Gentleman ging an der Frau vorbei und packte Caitlyn am Arm. Gerade rechtzeitig, denn sie wollte soeben auf die Frau losgehen.
    »Ich werde nicht in einem Raum mit diesen verfluchten Engländern essen!«
    »Und wir wollen hier kein irisches Gesindel haben«, kam die prompte Antwort von der Wirtin.
    Hätte der Mann sie nicht festgehalten, sie hätte die Frau in diesem Moment angesprungen und in Stücke gerissen. Aber so wurde sie schimpfend und protestierend aus dem Pub gezogen. Die Frau folgte ihnen und verfluchte besenschwingend diese elenden Baptisten. Caitlyns Antwort war sehr ausführlich und sehr vulgär.
    »Genug jetzt!« Er sprach ruhig, aber mit solcher Autorität, daß es ihr die Sprache verschlug. Sie versuchte, den Arm zu befreien, an dem er sie hinter sich herzog.
    »Verfluchter Engländer!« Die Beleidigungen der Wirtin hatten ihren Haß, den der Hunger etwas betäubt hatte, wieder auflodern lassen.
    Diese seltsam hellen Augen blickten sie an. »Ich bin müde und hungrig, und ich habe es satt, mir deine Beschimpfungen anzuhören, Junge. Jetzt mach, daß du hier reinkommst, und halte gefälligst den Mund, sonst werde ich nachhelfen.«
    Ehe sie noch etwas tun oder sagen konnte, saß sie schon in einem kleinen, verräucherten englischen Pub. Vorsichtig sah sie sich um, aber niemand schenkte ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit. Sie begegnete seinen Augen, und sein Blick ließ sie tatsächlich schweigen, bis er für sie beide bestellt hatte.
    Als die Bedienung gegangen war, musterte sie ihr Gegenüber mißtrauisch, aber in dem schwachen Kerzenlicht konnte sie sein Gesicht nur undeutlich erkennen. Trotzdem dachte sie, ein amüsiertes Glitzern in seinen Augen entdeckt zu haben. Aber bevor sie noch etwas sagen konnte, sprach er sie an.
    »Hast du auch einen Namen, Kleiner?«
    »Was geht das Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher