Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
ihm erzählte, ich würde deinen Onkel besuchen?«

      Sie wandte sich langsam um und sah Van Horn an, und Lomax fuhr fort: »Als ich zum Hof kam, warteten dort Dimitri und die Brüder Samos im Dunkeln auf mich. Dafür gibt es nur eine einzige mögliche Erklärung. Dimitri erwartete mich, weil jemand ihm gesagt hatte, ich würde kommen. Aber nur eine Person wußte davon.«
      Van Horn lächelte leicht. »Da besteht noch nicht einmal ein Zusammenhang. Wie, um alles in der Welt, hätte ich mich rechtzeitig mit ihm in Verbindung setzen sollen? Katina hatte den Jeep genommen.«

    Aber sie war es, die antwortete: »Sie haben mit jemand telefoniert, als ich von der Küche heraufkam, und Dimitri hat an den meisten Abenden im ›Kleinen Schiff‹ gearbeitet. Das wußte jeder.«
      Van Horn zündete sich eine Zigarette an, seine Hand war völlig ruhig. »Trotzdem möchte ich wissen, wie ich zur Zeit des Mordes auf dem Bauernhof gewesen sein soll. Kein Gericht der Welt würde auch nur einen Augenblick annehmen, daß ein Mann meines Alters und meiner körperlichen Verfassung zweimal in derselben Nacht den Berg innerhalb von Stunden überqueren könnte.«
      »Darüber habe ich mir eine Weile den Kopf zerbrochen«, gab Lomax zu. »Bis mir einfiel, daß Katina mir einmal erzählt hatte, es gäbe unterhalb der Klippen in der Nähe des Hofes einen Landesteg.« Er sah auf sie hinab. »Wie lange, meinst du, braucht man über das Meer von hier aus bis dorthin?«
      »Zwanzig Minuten«, sagte sie. »Ich habe es oft gemacht. Und Oliver ebenfalls.«
      Lomax sah Van Horn fragend an. »Können Sie mir dafür garantieren, daß die Barkasse heute abend nicht ausgefahren ist? Es läßt sich nachprüfen.«
      »Sie reden Unsinn«, sagte Van Horn. »Was für ein Motiv soll ich denn dafür gehabt haben, Dimitri Paros umzubringen?«
      »Es ist nur eine Vermutung, aber ich möchte behaupten, er kam dahinter, daß Sie für den Tod seines Vaters verantwortlich sind«, erwiderte Lomax.
      Katina sog hastig den Atem ein. Van Horns Haltung brach für einen Augenblick fast zusammen, aber er faßte sich schnell. »Damit kommen Sie nicht durch, Lomax. Jedermann weiß, was ich in Fonchi durchgemacht habe.«

    »Als wir heute morgen alles diskutierten, sagte ich Ihnen, ich hielte Alexias Pavlo für den Verräter«, entgegnete Lomax. »Sie wiesen darauf hin, daß ich dann noch immer zu erklären hätte, wie ihm die Deutschen auf die Schliche gekommen sind. Ich weiß etwas Besseres. Ich kann beweisen, wie sie Ihnen auf die Schliche gekommen sind.«
      »Ich fürchte, Sie reden baren Unsinn«, sagte Van Horn. Aber alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und auf seiner Stirn waren tiefe Furchen eingegraben.
      »Als ich vor siebzehn Jahren zum erstenmal in dieses Haus kam, lieh sich Joe Boyd einen Band Ihrer Kriegsgeschichte aus - der Titel war ›Der Überlebende‹«, erklärte Lomax. »Er war in grünes Leder gebunden, hatte Ihre Schriftzüge in Golddruck und gehörte zur Gesamtausgabe Ihrer Werke.«
      Er ging zu den Regalen und kehrte mit einem kleinen, grünen Buch zurück, das er auf den Tisch fallen ließ.
      »Das ist es. Ich habe es schon bemerkt, als Katina mich vom Hotel herüber zu Ihnen brachte. Aber erst heute abend ist mir bewußt geworden, daß es ja eigentlich gar nicht hier sein dürfte.«

    »Ich verstehe nicht«, sagte Katina.
      »Ich glaube, Van Horn schon. Siehst du, Joe Boyd vergaß damals das Buch zurückzugeben. Er trug es in einer Tasche seines Tarnanzugs bei der Aktion. Es ist mir nach all den Jahren erst heute abend wieder eingefallen. Die Deutschen müssen es damals gefunden haben, als sie seine Leiche durchsuchten. Kein Wunder, daß ich das Gefühl hatte, Steiner lache mich aus, als ich ihm erklärte, wir hätten mit niemand auf der Insel Kontakt aufgenommen.«
      Van Horn griff nach dem Buch und blätterte es durch. Nach einer Weile seufzte er. »Es wäre ein Jammer gewesen, die Reihe unvollständig zu lassen. Ich habe sie kurz vor dem Krieg von meinen amerikanischen Verlegern bekommen.«

    Er ging zu den Regalen hinüber, stellte den Band zurück und nahm dann eine Karaffe aus dem Schrank, um sich ein Glas einzuschenken. Als er sprach, klang seine Stimme merkwürdig unbeteiligt. Es war fast, als spräche er über etwas, das einem anderen zugestoßen war. »Sie haben natürlich recht. Die Deutschen fanden das Buch, und Steiner kam sofort zu mir. Ich versuchte mich herauszuwinden, aber es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher