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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters
Autoren: Jack Higgins
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erreichten den Hof gut fünf Minuten vor dem La stwagen, und Katina hielt im Hof neben der Scheune. Lomax stieg aus und beugte sich über den Trog, um sich Wasser ins Gesicht zu spritzen. Als er den Kopf hob, sah er, daß sie ihn mit leichtem Stirnrunzeln anblickte.

    »Was ist?« fragte er.
      »Wir haben schon einmal zusammen hier gestanden«, erwiderte sie langsam.

    Er nickte. »Ich erinnere mich.«
    Sie schauderte leicht. »Ist das nun heute oder damals, Hugh?«

      »Ich weiß es nicht, Katina«, sagte er nüchtern. »Vielleicht ist auf merkwürdige Weise eines ein Teil vom andern.«
      Sie streckte den Arm aus und ergriff seine Hand, und in diesem Augenblick wußte er mit absoluter Sicherheit, daß sie alles war, was er sich je wünschen würde. Er küßte sie auf den Mund - und hinter ihnen erschien der Lastwagen auf der Höhe über dem kleinen Tal und kam auf den Bauernhof zu.
      Sie liefen über den Hof, schlüpften unter dem Zaun durch und stiegen zwischen den Olivenbäumen bergan. Katina ging voran, führte ihn geschickt trotz der Dunkelheit über den vertrauten Grund.
      In der Ferne grollte Donner unheildrohend wie Geschützfeuer, aber sonst lag eine seltsame, unnatürliche Stille wie eine schwere Decke über allem. Der Lastwagen hielt unten im Hof, der Motor wurde abgestellt, eine Tür schlug zu.
    Katina trat aus dem Schutz des Olivenhains, um den kahlen Hang zu überqueren, und Lomax folgte ihr. In diesem Augenblick verzog sich eine große Wolke, die vor dem Mond gewesen war, und beleuchtete alles mit einem harten, weißen Licht.
      Ein plötzlicher Schrei drang von unten herauf, als man sie erspähte, und Lomax drehte sich um und blickte hinunter. Er konnte den Lastwagen ganz deutlich in der Mitte des Hofes stehen sehen und auch die weißen Gesichter der Männer erkennen, die zu ihm hinaufstarrten. Hinter ihnen fuhr soeben ein anderer Lastwagen den Weg zum Hof hinab.
      Katina hatte schon halbwegs den Hang überquert, und Lomax machte den Riemen der Winchester weiter, schlang ihn über den Rücken und folgte ihr.
      Es war ein seltsames Gefühl, wieder gejagt zu werden, und er wurde sich der alten, vertrauten nervösen Erregung bewußt, die seine Haut kribbeln ließ und alle seine Sinne schärfte. Oben am Rand eines kleinen Plateaus blieb er stehen und blickte kurz hinab. Seine Jäger waren bereits ausgeschwärmt und bewegten sich in einer unregelmäßigen Linie bergaufwärts. Ein paar von ihnen trugen Laternen, und als der zweite Lastwagen hielt, hörte er aufgeregtes Hundegebell.
      Ein Schuß winselte durch die Nacht und verlor sich im Nichts, hoffnungslos weitab vom Ziel, und Lomax trat zurück, um nicht mehr gesehen zu werden.

      Katina wartete auf ihn, ihr Gesicht war besorgt. »Kytros kann unmöglich bei ihnen sein. Er würde das nie zulassen.«
      Lomax wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Kein Grund zur Beunruhigung. Wir haben einen guten Vorsprung.«

      Sie schüttelte den Kopf. »Sei da nicht so sicher. Viele von ihnen sind Bauern und Schäfer. Sie kennen den Berg. Sie können ihn doppelt so schnell übersteigen wie wir.«

      Statt in Serpentinen den Hang zu erklettern, stieg sie in gerader Linie nach oben, und Lomax folgte ihr. Es wurde so steil, daß man es als fast senkrecht hätte bezeichnen können. Derbe Grasbüschel wucherten zwischen den nackten Felsen.
    Sie gelangten unten an einem Geröllfeld an, und Katina blieb
    stehen und blickte über die Schulter zurück. »Wie geht es?« fragte sie besorgt, als er bei ihr angelangt war.
      Er brachte ein Grinsen zustande. »Sagen wir mal, ich bin nicht mehr so jung wie früher.«
      »Du mußt von jetzt an sehr vorsichtig sein«, sagte sie. »Das Gelände ist trügerisch.«
      Sie kletterte weiter, langsam und mühelos, prüfte jeden Grasfleck, jeden Strauch, jeden großen Stein, und Lomax folgte ihr. Nach einer Weile vergaß er die Männer, die sie verfolgten, vergaß die Gefahr und war von einer seltsamen Heiterkeit erfüllt.
      Einmal stützte er sich schwer auf einen Felsbrocken, der sich löste, und Lomax wich schnell zur Seite. Der große Stein hüpfte und stürzte krachend in die Tiefe, das Geräusch verhallte in der Nacht.

      Ein Augenblick lang herrschte atemlose Stille, dann drang Katinas Stimme von oben herab: »Alles in Ordnung?«
      »Einigermaßen«, rief er gedämpft zurück und begann erneut zu klettern.
      Gleich darauf wurde der Boden flach, und Lomax
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