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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters
Autoren: Jack Higgins
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sicher,
daß Sie dort Freunde haben?«
    »Ich hoffe es jedenfalls.«
      »Ich auch. Wenn nicht, kann es
Ihnen ziemlich dreckig gehen - und Sie werden eine Woche lang dort
ausharren müssen, bis ich wiederkomme.«

    «Das Risiko muß ich auf mich nehmen.«
      Papademos klopfte an der Reling die
Asche aus seiner Pfeife. »Wir werden vier Stunden hier bleiben.
Wollen Sie sich nicht einfach einmal um der alten Zeiten willen schnell
umsehen und dann mit mir nach Kreta weiterfahren? In Heraklion werden
Sie sich wohler fühlen als hier.«
      Lomax schüttelte den Kopf. »Nächste Woche werde ich Ihr Angebot annehmen, aber nicht jetzt.«

      »Wie Sie wollen.« Papademos zuckte die Schultern und kehrte ins Deckshaus zurück.

    Sie waren jetzt nahe beim Ufer, die große
Bergspitze inmitten der Insel ragte knapp tausend Meter hoch vor ihnen
auf. Als der kleine Dampfer das geschwungene Vorgebirge mit seinen
gedrängt stehenden weißen Häusern umrundete, fuhr ein
Fischerboot mit einem Mast und geblähten Segeln auf die See
hinaus. Es glitt so nahe an ihnen vorbei, daß Lomax die
großen Augen sehen konnte, die an jeder Seite des Bugs aufgemalt
waren.
      Der Mann an der Ruderpinne winkte
unbekümmert, und Lomax hob die Hand. Dann wurde das Rattern der
Maschinen stockender, als das Schiff die Fahrt verlangsamte, um den
Hafen anzusteuern.

      Auf dem weißen Halbmond des
Sandstrands lagen hell gestrichene Boote; Fischer saßen in
kleinen Gruppen neben ihnen und flickten ihre Netze, während
Kinder hintereinander her ins flache Wasser jagten. Ihre Stimmen
klangen irgendwie gedämpft und weit entfernt.

      Lomax kehrte in seine Kabine
zurück und begann zu packen. Es dauerte nicht lang. Als er fertig
war, ließ er die Segeltuchtasche und die Reiseschreibmaschine auf
der Koje zurück und ging wieder an Deck.
      Das Schiff fuhr bereits am Pier
entlang, und während Lomax noch hinüberblickte, wurden die
Maschinen angehalten. Plötzlich schien es in der großen
Hitze merkwürdig still zu sein.
      Auf dem Pier dösten drei alte
Männer in der Sonne; ein Junge saß mit einer Angel am Rand,
ein kleiner schwarzer Hund lag zusammengerollt neben ihm.

      Im Augenblick, als der Steward aus
der Kabine auftauchte, Segeltuchtasche und Schreibmaschine in den
Händen, kam auch Papademos aus dem Deckshaus. »Sie reisen
mit wenig Gepäck.«

      »Das ist die einzige
Möglichkeit«, erwiderte Lomax. »Was geschieht nun?
Kann ich einfach von Bord gehen? Will niemand meinen Ausweis
sehen?«
    Papademos zuckte die Schultern. »Es gibt da
einen Polizeisergeant namens Kytros, der sich um all das kümmert.
Er wird bald genug erfahren, daß Sie hier sind.«
      Inzwischen hatten zwei Matrosen die
Gangway in Position gebracht. Der Steward ging als erster an Land,
Lomax setzte sich eine Sonnenbrille auf und folgte ihm.
      Als er die Brieftasche herausnahm, um
dem Mann ein Trinkgeld zu geben, merkte er, daß sich die drei
alten Männer aufrecht hingesetzt hatten und ihn neugierig
betrachteten.
      Der Junge, der geangelt hatte, rollte
seine Schnur auf und kam herbei, als der Steward wieder an Bord ging.
Der Hund folgte ihm auf den Fersen.

      Der Junge war vielleicht zwölf
und hatte braune Augen in einem dünnen, intelligenten Gesicht.
Seine Strickjacke war zu groß für ihn und seine Hose mit
Flicken übersät.

      Er blickte ein paar Sekunden lang
neugierig zu Lomax auf und sagte dann langsam auf englisch: »Sie
wollen ein gutes Hotel, Mister? Dort ist es für amerikanische
Touristen sehr hübsch.«
      »Wie kommst du auf die Idee, ich sei Amerikaner?« fragte ihn Lomax auf griechisch.
      »Die dunkle Brille. Alle
Amerikaner tragen Sonnenbrillen.« Der Junge hatte ganz instinktiv
in derselben Sprache geantwortet. Jetzt fuhr seine Hand erstaunt zum
Mund. »Aber Mister, Sie sprechen ja griechisch ebenso gut wie
ich. Wie kommt das?«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Lomax. »Wie heißt du?«

    »Yanni«, erwiderte der Junge. »Yanni Melos.«
      Lomax nahm eine Banknote aus der
Brieftasche und hielt sie hoch. »Also gut, Yanni Melos. Das hier
ist für dich, wenn wir in dem Hotel angekommen sind, wo Amerikaner
deiner Meinung nach so gut behandelt werden. Sieh zu, daß es auch
das beste ist.«
    Yannis Zähne blitzten in dem braunen Gesicht. »Mister, es ist
    das einzige in der Stadt.« Er griff nach
der Segeltuchreisetasche und der Schreibmaschine und eilte davon, den
Hund auf den Fersen. Lomax folgte ihm.

      Nichts hatte
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