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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters
Autoren: Jack Higgins
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Maschinenpistole ratterte erneut los. Stavrou schrie irgend etwas Unverständliches, und Van Horn rannte Hals über Kopf aus einem Gebüsch heraus, den linken Arm erhoben, um sein Gesicht zu schützen.

    Er torkelte gegen einen Baum und blieb stehen, während er die drei anstarrte; sein Atem war ein weißer Nebel in der feuchten Luft. Im gelben Lampenlicht schien sich seine Haut in Pergament verwandelt zu haben, er sah alt, müde und geschlagen aus.
      Er drehte sich um und taumelte die Zufahrt entlang aufs Haupttor zu. Als er dort angekommen war, strömte gerade der Mob vom Berg herab und ergoß sich über die Straße.

      Lomax und Katina blieben stehen, und Alexias tauchte hinter ihnen auf. Eine seltsame Stille entstand. Es war, als ob den Leuten vor dem Tor draußen irgendwie bewußt würde, daß sich etwas Ungewöhnliches ereignen würde.
      Stavrou erschien unter den Bäumen und wartete, den Lauf seiner Maschinenpistole aufs Tor gerichtet. Kytros nickte ihm zu und ging allein weiter. Dann blieb er stehen, die Beine leicht gespreizt, den Revolver am rechten Schenkel.
      »Werfen Sie Ihre Waffe weg, Mr. Van Horn«, sagte er. »Lassen Sie unter dieser Sache nicht noch jemand leiden.«

      Van Horn hob ganz langsam den Revolver, sein Finger spannte sich um den Abzug. In diesem Augenblick streckte Kytros den Arm aus und feuerte. Das schwere Geschoß trieb Van Horn gegen das Tor zurück, und die Menge draußen zerstreute sich hastig.

      Van Horn griff hinter sich, packte mit der Linken eine der Eisenstangen, um sich aufrecht zu halten. Ganz bedächtig hob er erneut die Waffe, und Kytros schoß ihn zweimal in den Körper.
      Von der Menge draußen drang ein Stöhnen herein. Van Horn rutschte zu Boden, die Hände über dem Magen verschränkt.

      Er blickte auf, als Lomax zu ihm trat, und versuchte zu sprechen. Aber gleich darauf begann er zu würgen, und Blut floß langsam in einem hellen Strom aus seinem Mund.
    Hinter dem Tor verhielten sich die Leute im Regen still. Sie begriffen noch nicht, was vorgefallen war, warteten darauf, daß jemand es ihnen erklären würde. Alexias trat neben Lomax; er sah alt und müde aus, so als ob das Leben plötzlich zu viel für ihn geworden sei. Er versuchte Worte zu finden, brachte aber keine heraus und ging auf das Tor zu.
      Kytros schloß es auf, Alexias trat hinaus und begann in ruhigem Ton auf die Menge einzureden. Der Sergeant kniete neben Van Horn nieder und untersuchte ihn.

      Nach einer Weile blickte er auf und sagte gelassen: »Hier trifft Sie keine Schuld, Mr. Lomax. Dieser Mann wollte sterben. Er hat mich dazu gebracht, ihn zu töten.«
      Lomax stand da, mit der Hand die andere Schulter umklammernd. Er spürte, wie das Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll; die Lampe über dem Tor schien ungeheure Proportionen anzunehmen. Er wandte sich ab und ging die Auffahrt entlang auf die Villa zu.
      Die Haustür stand offen, er ging über die Diele und den schmalen, weißgetünchten Flur, bis er in den großen, verglasten Raum kam, der Van Horns Keramiken enthielt.
      Die Vitrinen schienen im Dunkel der Nacht die große, rot und schwarze Amphore zu umkreisen, die geisterhaft in der Luft schwebte.
      Lomax stand da, starrte sie an, der Schweiß lief ihm übers Gesicht. Eine Aufwallung blinder, sinnloser Wut erfaßte ihn wie ein Krampf. Er stürzte vor und wischte mit seinem heilen Arm das Gefäß seitlich von seinem Sockel, so daß es auf dem Boden in tausend Stücke zersplitterte. Dann, aus irgendeinem unerklärlichen Grund benahm es ihm den Atem, und die Dunkelheit drang auf ihn ein, während sich ihm heftige, trockene Schluchzer entrangen.

      Er taumelte hinaus auf den Balkon. Irgendwie war Katina plötzlich neben ihm, und er sagte mit gebrochener Stimme: »Staub und Asche, Katina - Staub und Asche.«

    »Ich weiß, Hugh«, sagte sie einfach.
    Er stand am Geländer und blickte auf nichts als Schönheit hinab. Der Regen hatte aufgehört, die feuchte Luft roch nach frischer Erde, und er war am Leben.
      Nach einer Weile legte er den heilen Arm um Katinas Schulter, und sie kehrten ins Haus zurück.
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