Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
sie die Villa erreichten, hinkte Katina, und Lomax stützte sie, als sie aus dem Graben kletterten und die Straße überquerten.

      Das Tor stand offen, und die in seinem Bogen hängende Lampe schwankte im Wind, eine Lichtscheibe, die konstant sich ins Dunkel hineintastete und dann wieder zurückkehrte.
      Sie gingen den schmalen Plattenweg zwischen den Olivenbäumen entlang, und der Regen schien jeden anderen Laut zu ertränken. Lomax war naß bis auf die Haut, das dunkle Haar klebte ihm an der Stirn. Jeder Muskel seines Körpers schmerzte, und es fiel ihm schwer, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
      Katina war am Rand des Zusammenbruchs, Nerven und Sehnen waren bis zum Zerreißen gespannt. Sie taumelte, als sie beim letzten Baum angelangt waren, und er fing sie in seinen Armen auf.
      Er hielt sie an sich gedrückt. »Es dauert nicht mehr lang«, sagte er leise. »Es ist fast vorüber.«

      Und dann hörte er den Klang des Klaviers, so wie schon einmal hier, nostalgisch und wehmütig. Wieder fühlte er sich zwischen Gegenwart und Vergangenheit gefangen. Er stand da im Regen, hielt das Mädchen in den Armen, und die Musik erfüllte ihn mit einer seltsamen, schmerzlichen Traurigkeit.

      Die Glastür stand spaltbreit offen, das eine Ende eines roten Samtvorhangs blähte sich, von einem Windstoß erfaßt, in den Regen hinaus. Katina schob ihn zurück, und sie traten beide ein.

    Ein Holzfeuer brannte in dem großen Kamin; der Raum war von der Lampe erhellt, die auf dem Flügel stand. In ihrem Licht schimmerte Van Horns Haar wie Silber. Er trug eine Hausjacke aus gerippter grüner Seide; er sprang auf und kam mit zusammengezogenen Brauen auf die beiden zu.
      »Ich dachte, Sie kämen überhaupt nicht mehr. Was ist passiert?«

      In diesem Augenblick seufzte Katina auf und sank zu Boden. Lomax fing sie auf und trug sie zum Diwan hinüber.

      Van Horn setzte sich neben sie, schob ein Augenlid mit dem Daumen hoch und prüfte ihren Puls. Dann blickte er auf. »Sie ist total erschöpft. Holen Sie den Brandy. Er steht im Schrank unter den Bücherregalen.« Lomax fand die Flasche und zwei Gläser und kam zurück. Er füllte eines der Gläser und gab es Van Horn, das andere nahm er, um sich selbst zu versorgen.
      Der Alkohol brannte, während er in seinen Magen hinabfloß; Lomax goß sich erneut ein und sah zu, wie Van Horn Katinas Kopf anhob und sie zwang, den Mund zu öffnen. Sie würgte, begann zu husten, dann öffnete sie die Augen.

      Sie versuchte sich aufzusetzen, und Van Horn sagte: »Schon gut, meine Liebe. Du bist in der Villa.«
      Sie starrte ihn verdutzt an und dann begriff sie, man sah es ihren Augen an. »Ist das Boot startbereit?«
      Er nickte, und sie schwang die Beine vom Divan herab. »Weshalb sitzen wir dann hier?«
      Sie versuchte aufzustehen, und Lomax drückte sie wieder hinab. »Kein Grund zur Eile, Katina«, sagte er. »Nicht mehr. Ich fahre nicht weg.«
      Sie starrte bestürzt zu ihm empor, und Van Horn sagte: »Seien Sie kein Narr, Lomax. Ich habe gehört, Sie haben Alexias beschuldigt, Dimitri Paros umgebracht zu haben, aber Sie haben nicht die geringste Aussicht, das zu beweisen.«

    Lomax nahm eine Zigarette aus der Silberdose auf dem Flügel. Er zündete sie bedächtig an und blies eine langgezogene Rauchwolke aus. Er war sehr erschöpft, und hinter seinem rechten Auge war ein leichter, beharrlicher Schmerz spürbar.
      »Aber ich glaube ja gar nicht, daß es Alexias war, der Dimitri ermordet hat«, sagte er leise. »Ich glaube, daß Sie es waren.«
      Erneut war Donnergrollen zu hören, der Regen nahm noch zu, er hämmerte förmlich gegen das Fenster. Van Horns Gesichtsausdruck blieb unverändert. Er sagte ruhig: »Wissen Sie eigentlich, was Sie da behaupten?«
      Katina stand auf und trat vor; ihre Augen in dem bleichen Gesicht waren sehr groß. »Was meinst du damit, Hugh?«

      Erlegte sanft die Hände auf ihre Schultern. »Jemand hat heute abend versucht, mich in der Gasse hinter dem Gefängnis umzubringen. Jemand, der wußte, daß ich herauskommen würde. Und die automatische Pistole, die du mir gegeben hast - aus irgendeinem seltsamen Grund hat sie versagt.«

      Sie blickte zu ihm auf, in ihren Augen lag Entsetzen. Er fuhr fort: »Wußte Van Horn, daß dein Onkel jeden Donnerstag abend mit Vater Mikali Schach spielt?«
    Sie nickte. »Jeder weiß das.«
      »Warum hat er mir dann nicht gesagt, ich würde meine Zeit vergeuden, als ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher