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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition)
Autoren: Daniel H. Wilson
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Vorbesprechung
    »Diesen Krieg zu führen hat uns zu einer besseren Spezies gemacht.«
    Cormac »Brightboy« Wallace

    Z wanzig Minuten nach Kriegsende sprudeln vor mir Stumper aus einem gefrorenen Loch im Boden wie der Hölle entsprungene Monsterameisen, und ich bete, dass ich meine Beine noch ein bisschen behalten darf.
    Jeder einzelne Roboter ist kaum größer als eine echte Ameise. Doch zusammen bilden sie ein alptraumhaftes Gewirr aus umherkrabbelnden Beinen und Fühlern. Eine absolut tödliche Masse.
    Mit tauben Fingern ziehe ich mir meine Schutzbrille über die Augen und mache mich bereit, um dem guten alten Rob mal wieder eine kleine Lektion zu erteilen.
    Der Morgen ist seltsam still. Nur der Wind seufzt leise in den kahlen Zweigen, und die hunderttausend hochexplosiven mechanischen Hexapoden geben auf ihrer Suche nach menschlichen Opfern ein heiseres Flüstern von sich. Am Himmel ziehen Schneegänse schnatternd über Alaskas eisige Weiten.
    Der Krieg ist vorbei. Jetzt müssen wir sehen, was noch übrig ist.
    Einen kurzen Moment wirken die Killermaschinen in der Morgensonne fast schön – als würden dort in zehn Meter Entfernung funkelnde Edelsteine aus dem Permafrostboden quellen. Ich stoße große blasse Atemwolken aus, während ich meinen zerbeulten Flammenwerfer von der Schulter wuchte und den Zündknopf drücke.
    Klick.
    Ein Funke, aber keine Flamme.
    Muss sich erst ein bisschen aufwärmen, der alte Knabe. Die Dinger kommen näher, aber kein Problem. Hab ich schon hundertmal gemacht. Der Trick ist, genauso ruhig und zielorientiert zu bleiben wie sie. Hat wohl einiges von Rob auf mich abgefärbt, in all den Jahren.
    Klick.
    Auf diese Distanz sind bereits einzelne Stumper von der Masse zu unterscheiden. Sechs flinke, stachlige Beine, die oben in einer gabelförmigen Metallhülse zusammenlaufen. Die Seiten der Hülse enthalten jeweils eine andere Flüssigkeit, und durch die Beschaffenheit und die Wärme menschlicher Haut wird der Auslöser betätigt: Die zwei Flüssigkeiten vermischen sich. Bumm – und ein Stumper hat jemandem einen hübschen neuen Stumpf verpasst.
    Klick.
    Noch haben sie mich nicht bemerkt. Doch in dem typischen, nur halb willkürlichen Suchmuster, das sich Big Rob bei echten Ameisen abgeguckt hat, breiten sich die Späher auf dem Boden aus. Wie viel die Roboter doch von uns und Mutter Natur gelernt haben.
    Viel Zeit bleibt mir nicht mehr.
    Klick.
    Langsam bewege ich mich rückwärts.
    »Komm endlich, du Mistding«, murmele ich.
    Klick.
    Das war ein Fehler. Ich hätte schweigen sollen. Die Wärme meines Atems wirkt wie ein Leuchtfeuer. Schnell und leise fließt die grässliche Flut in meine Richtung.
    Klick.
    Eins der Dinger klettert auf meinen Stiefel. Jetzt ist Vorsicht geboten. Nicht bewegen. Geht der kleine Bursche erst hoch, kann ich von Glück sagen, wenn ich dabei nur einen Fuß verliere.
    Ich hätte nicht allein herkommen sollen.
    Klick.
    Die Flut hat meine Füße erreicht. Ich spüre einen leichten Zug an meinem vereisten Schienbeinschützer, als der Stumper von meinem Stiefel weiter hochsteigt. Tapp, tapp, tapp machen die feinen Metallfühler – wo verbirgt sich warmes Menschenfleisch?
    Klick.
    Himmelherrgott. Jetzt komm endlich!
    Klick.
    An der Hüfte hat die Schutzrüstung einen Spalt und lässt dadurch eine höhere Temperatur nach außen dringen. Selbst dort würde eine Explosion nicht automatisch meinen Tod bedeuten. Aber ein Leben ohne Eier ist auch nicht gerade das Wahre.
    Klick. Kawumm!
    Das wurde aber auch Zeit. Die fauchende Flammenzunge bringt sofort Stirn und Wangen zum Glühen. Mein Blickfeld verengt sich, und plötzlich sehe ich nur noch grelle Feuerbögen vor mir, die ich in gut gezielten Stößen über die Tundra verteile. Ein klebriger, brennender Gelee legt sich über die tödliche Flut. Zu Tausenden brutzeln und schmelzen die kleinen Killermaschinen in der Hitze, und die hohen Seufzer, mit denen die Luft aus ihren Metallpanzern entweicht, vereinen sich zu einem vielstimmigen Klagegesang.
    Keine Explosionen, nur hier und da ein flüchtiges Auflodern. Die Hitze bringt die gefährlichen Flüssigkeiten im Innern der Hülsen zum Kochen, bevor sie sich verbinden können. Das Schlimmste an dem Geheule ist, dass den winzigen Sechsbeinern ihr Ende in Wirklichkeit vollkommen egal ist. Sie sind zu einfach gebaut, um zu verstehen, was mit ihnen vorgeht.
    Und auf Hitze stehen sie ja eigentlich.
    Erst als auch der Stumper auf meinem Bein dem Flammenmeer nicht mehr
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