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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters
Autoren: Jack Higgins
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hinter der Bar war klein und
drahtig, seine Haut hatte die Farbe spanischen Leders. Die rechte Seite
seines Gesichts war durch eine häßliche Narbe verunstaltet,
und das Auge war mit einem schwarzen Pflaster verdeckt.

      Er beugte sich über die Bar, las
in einer Zeitung und ignorierte Lomax völlig. Das Seltsame war
nur, daß seine Hände leicht zitterten, so als stünde er
unter einer schrecklichen inneren Anspannung.
    Lomax nahm seine Sonnenbrille ab. »Ist Alexias Pavlo hier?«

    »Wer möchte ihn sprechen?« fragte der Mann mit heiserer Stimme.
      »Ein alter Freund«, erwiderte Lomax. »Jemand aus seiner Vergangenheit.«
      Hinter ihm schlug der
Bouzouki-Spieler einen letzten, dramatischen Akkord an. Lomax drehte
sich langsam um und sah, daß jedermann ihn beobachtete, sogar
Papademos. Yannis blasses, verängstigtes Gesicht spähte um
den Türrahmen herum.
      In der schweren Stille schien die
ganze Welt den Atem anzuhalten. Dann trat ein Mann durch den
Perlenvorhang, der die Tür neben der Bar verdeckte.
      Zu seiner Zeit mußte er ein
Riese gewesen sein, aber nun hing der weiße Anzug lose um seine
knochige Gestalt. Deutlich hinkend trat er vor, wobei er sich schwer
auf einen Stock stützte, der dichte Schnurrbart war eisgrau.

    »Alexias«, sagte Lomax. »Alexias Pavlo.«
      Pavlo schüttelte langsam den
Kopf, so als könne er seinen eigenen Augen nicht trauen.
»Sie sind es«, flüsterte er. »Nach all diesen
Jahren sind Sie zurückgekommen. Als Papas mir das erzählte,
glaubte ich, er sei verrückt. Die Deutschen behaupteten, Sie seien
tot.«
      Der Perlenvorhang teilte sich erneut
und George Papas erschien. Sein Gesicht war
schweißüberströmt, und er sah zu Tode verängstigt
aus.
      »Ich bin's, Alexias«,
sagte Lomax und hielt ihm die Hand hin. »Hugh Lomax - erinnern
Sie sich nicht?«
      Pavlo übersah die ausgestreckte
Hand. »Ich erinnere mich an Sie, Engländer.« Neben
seinem Kinn zuckte ein kleiner Muskel. »Wie könnte ich Sie
vergessen? Wie könnte irgend jemand auf dieser Insel Sie
vergessen?«

      Sein Gesicht war plötzlich
überflutet von Leidenschaft. Sein Mund öffnete sich, als ob
er noch etwas sagen wollte, aber die Worte weigerten sich zu kommen.
Blindlings hob er den Stock.
    Lomax gelang es, den Schlag abzuwehren, dann trat er nahe
    an den Mann heran und preßte seine Arme
gegen die Seiten. Hinter ihm stürzte mit einem Krach ein Stuhl um,
und Yanni stieß von der Tür her einen warnenden Schrei aus.

      Als Lomax Pavlo losließ und
sich umdrehen wollte, umschlang ein muskulöser Arm seinen Hals und
erwürgte ihn halb. Er versuchte die Arme zu heben, aber sie wurden
festgehalten, und man schleppte ihn nach hinten.
      Die vier Männer, die
beisammengesessen hatten, hielten ihn fest wie in einem Schraubstock,
während sie ihn über ihren Tisch legten. Papademos stand auf
und wollte zur Tür gehen, aber der Mann, der die Bouzouki gespielt
hatte, schüttelte sachte den Kopf, und der Kapitän setzte
sich wieder.
      Der Bouzouki-Spieler lehnte sein
Instrument sorgfältig an die Wand und kam nach vorne. Einen
Augenblick lang sah er auf Lomax nieder, mit völlig gelassenem
Ausdruck, dann schlug er ihm kräftig ins Gesicht.
      Lomax wand sich, aber es nützte
nichts, und Pavlo stieß den Bouzouki-Spieler weg. »Nein,
Dimitri, er gehört mir. Heb seinen Kopf an, damit ich ihn richtig
sehen kann.«
      Dimitri packte Lomax am Haar und
zerrte seinen Kopf nach oben. Pavlo blickte ihm ins Gesicht und nickte.
»Die Jahre haben Sie freundlich behandelt, Captain Lomax. Sie
sehen gut aus - sehr gut.«

      Der kleine Mann mit dem vernarbten
Gesicht und dem Augenpflaster war hinter der Theke hervorgekommen,
blieb neben Pavlo stehen und starrte auf Lomax hinab. Ganz
plötzlich beugte er sich vor und spuckte ihm ins Gesicht.
      Lomax spürte den kalten
Speichel, und Zorn wallte in ihm auf. »Um Himmels willen, Alexias
- weshalb das alles?«
    »Ganz einfach«, erwiderte Pavlo.
»Es ist meines verkrüppelten Beines und Nikolis Gesicht hier
wegen. Oder, wenn es Ihnen lieber ist, da sind immer noch Dimitris
Vater und dreiundzwanzig andere Männer und Frauen, die im
Konzentrationslager in Fonchi umgekommen sind.«
      Nun schien alles einen seltsam
verzerrten Sinn zu bekommen. »Ihr glaubt, dafür sei ich
verantwortlich?« fragte Lomax ungläubig.
      »Über Sie ist schon vor
langem das Urteil gesprochen worden«, sagte Pavlo. »Nun
bleibt nur noch übrig, daß es
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