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Im Niemandsland

Im Niemandsland

Titel: Im Niemandsland
Autoren: Hans Kneifel
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Laut.
    »Und das ist, zu guter Letzt, Horus, mein Schneefalke«, stöhnte Mythor voller Erleichterung auf.
    Der Schneefalke kam aus dem Nebel, wirbelte mit einer Serie von schnellen Schwingenschlägen die Luft durcheinander und schlug seine Krallen, als er landete, in den Stoff des Caer-Wamses über Mythors Schultern.
    »Auch du, mein Kleiner«, sagte der Sohn des Kometen und war erleichtert. »Du hast also auch überlebt. Und wenn ich jetzt ein heißes Bad bei Vercin und Lorana bekomme, überlebe womöglich sogar ich.«
    Seine Tiere waren gesund und in Sicherheit. Der Griff Altons schmiegte sich warm und zuverlässig in seine Finger. Die Geräusche, die er wiedererkannt hatte, wurden lauter. Der nächste warme Windstoß wirbelte den letzten Nebel zur Seite, und Mythor stand direkt vor zwei Caer, die nicht weniger überrascht und erschrocken waren als er selbst. Sie starrten ihn an.
    Dann, ohne ein Wort, fuhren ihre Hände an die Schwertgriffe. Sie rissen die Waffen aus den Scheiden und drangen sofort auf Mythor ein.
    Der Sohn des Kometen stieß sich von Pandor ab. Das Einhorn sprang auf einen der Caer los und drehte sich halb im Sprung. Der Rappe keilte blitzschnell aus und traf den Mann an der Brust. Der Caer wurde, indem er sich mehrmals in der Luft überschlug, wie eine Puppe in die Büsche geschleudert.
    Mythor erwartete den Angriff des anderen. Obwohl er wusste, dass er in Wirklichkeit tatsächlich nicht anders als ein Caer-Soldat aussah, erkannte ihn der andere als Gegner. Klirrend prallten die Breitseiten der Schwerter gegeneinander. Mythor wich aus und schlug zu. Er parierte die schnellen und heftigen Schläge mit dem Schwert, denn er besaß keinen Schild mehr. Durch die Stille des Morgens hallten die klirrenden Schläge, und das Gläserne Schwert schlug tiefe Kerben in das Metall der anderen Waffe.
    Gleichzeitig trieb der wütende Wirbel, mit dem Mythor den plötzlichen Angriff beantwortete, den Caer rückwärts auf den Rand der Uferböschung zu. Der Krieger war ein ausgezeichneter Schwertkämpfer, aber schon nach zwei Dutzend Schlagwechseln befand er sich in der Verteidigung, wich Schritt um Schritt zurück und versuchte, den Schlaghagel Mythors zu parieren.
    Seltsam war, dass keine anderen Soldaten auftauchten.
    Der Schneefalke war nach dem zweiten Schwerthieb von seiner Schulter hochgeflattert. Der Wolf kämpfte irgendwo nahe dem Eingang zu Vercins gestrandetem Mühlenschiff mit einem menschlichen Wesen laut, aber unsichtbar. Und Pandor schien zwischen Mythor und der Mühle hin und her zu galoppieren.
    Mit einem wütenden Hieb, fast waagrecht geführt, wollte Mythor den Kampf beenden. Der Caer bog seinen Körper nach hinten. Die Spitze des Schwertes, das bei jedem Hieb ein klagendes Summen ausstieß, pfiff einen Fingerbreit an seinem Magen vorbei. Der Mann stolperte und riss beide Arme hoch. Dann kippte er nach hinten in den Bach und wurde von der reißenden Strömung gepackt.
    Mythor sah, wie ihn das Wasser gegen die Gefachungen des Mühlrads schleuderte. Das riesige Rad drehte sich knirschend weiter, wirbelte den Körper mit sich und warf ihn wieder in das Wasser jenseits des Rades.
    Die Strömung riss den Caer mit sich und schleuderte ihn einige Mannslängen tiefer in das Wasser der Lorana. Stille breitete sich aus.
    Binnen weniger Atemzüge versammelten sich Pandor, Hark und Horus wieder um ihren Herrn. Mythor lief auf die kanzelartige Eingangstür zu. Seine Schritte polterten dumpf auf der schrägen Holzfläche.
    Neben dem Aufgang standen große Säcke. Sie waren nur zum Teil zugebunden. Mythor machte einen Satz und griff hinein. Grobkörniges Mehl rieselte durch seine Finger. Die winzigen Körner fühlten sich ungewohnt hart an. Mythor erinnerte sich an eine Bemerkung, die Gapolo oder Lamir gemacht hatten. Unterhalb des verwirrenden Universums aus Figuren und Gestalten befanden sich Mühlsteine, mit denen man auch Korn mahlen konnte.
    »Mehl. Mehl aus Körnern ist das nicht!« brummte er verwirrt. Dann schrie er: »He! Vercin! Lorana! Der Herr des schwarzen Einhorns ist hier. Öffnet eure Burg und lasst mich ein!«
    Aber dabei spähte er wachsam um sich. Auf der Holzplatte, zwischen den einzelnen Stufen, entdeckte er ganze und zersplitterte Knochen. Sie sahen aus wie Teile von Skeletten, die man aus der dunklen Ruhe ihrer Gräber herausgerissen hatte. Caer! Dämonenpriester! Wieder erwachte sein Misstrauen! Dies waren nach seiner Ansicht Menschenknochen, die mit Hilfe des granitenen Mahlwerks zu
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