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Im Namen des Kreuzes

Im Namen des Kreuzes

Titel: Im Namen des Kreuzes
Autoren: Peter Probst
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schüttelte den Kopf.
    »Deinem Kumpel?«
    »Nee, nie. Ich habe doch gesagt, der war cool. Kann ich jetzt gehen?«
    Er sah ihn fragend an, und da erhaschte Schwarz einen Blick in seine Pupillen. Jetzt verstand er.
    »Du bist ja dicht.«
    »Wieso?«
    »Weil ich es sehe.«
    »Waren Sie bei der Drogenfahndung?«
    »Mordkommission. Trotzdem rate ich dir, schnell nach Hause zu radeln. Wenn du dich beeilst, schaffst du’s noch, bevor das Zittern beginnt.«
    »Zittern, wieso denn?«
    »Weil du dann begreifst, was du gerade unter der Brücke gesehen hast.«
    Der Junge lachte nur und stieg auf sein Fahrrad.
    »Warte! Sag mir noch deinen Namen.«
    Aber da trat er schon in die Pedale, und es war aussichtslos für Schwarz, ihm hinterherzurennen.

7.
     
    Schwarz legte sich ins Bett – ein ganz schlechtes Zeichen um diese Uhrzeit. Verdammt, ich habe keine Lust auf diesen Fall, dachte er. Ein Priester hat sich umgebracht. Na und? Ein schwuler Priester vielleicht. Muss mich das interessieren? Nein. Ist es für mich wichtig, ob der Mann was mit Matthias Sass hatte oder nicht? Na ja, das würde die Geschichte im Nachhinein schon in einem anderen Licht erscheinen lassen. Bloß: Davon wird der Junge auch nicht wieder lebendig. Außerdem geht mir seine Mutter mit ihrer Bigotterie und demonstrativen Demut auf den Nerv. Ich würde sie nur unfreundlich behandeln, wenn ich für sie arbeitete. Soll die Frau doch einen anderen beauftragen. Es gibt sicher jede Menge Privatermittler, die an den lieben Gott glauben. Einem Zweifler wie mir würde sie doch sowieso nicht vertrauen. Aber wie werde ich sie los?
    Er dachte kurz nach und hatte eine Idee. Es war ganz einfach: Er musste ihr vielleicht nur von seiner jüdischen Mama erzählen. Da würde sie garantiert drei Kreuzzeichen machen und nie mehr von sich hören lassen.
    Das Telefon klingelte. Er griff nach dem Hörer und holte tief Luft. »Hören Sie, Frau Sass, ich kann den Fall nicht übernehmen. Meine Mutter ist Jüdin.«
    »Aber sonst geht’s dir noch gut?«
    Schwarz setzte sich im Bett auf. »Eva.«
    »Ich bin scheißwütend auf dich, Anton, damit du’s gleich weißt.«
    »Was? Wieso?«
    »Erst machst du einen Riesenaufstand. Ich lasse mein Essen stehen, du fährst wie ein Henker nach München – für deine Verhältnisse jedenfalls. Dann hast du vor lauter wichtig wichtig nicht mal Zeit, dich richtig zu verabschieden, und jetzt erzählst du mir nicht mal, was passiert ist.«
    »Muss ich das?«
    »Was? Nein, aber es wäre nett von dir.«
    »Ich bin aber nicht nett heute.«
    »Das höre ich. Sagst du’s mir trotzdem?«
    »Das steht morgen in der Zeitung.«
    »Anton, habe ich dir irgendwas getan?«
    Schwarz brummte undeutlich. »Ein Pfarrer hat sich aufgehängt.«
    »Der von Frau Sass?«
    »Genau.«
    »Weiß man, warum?«
    »Nein.«
    »Hat Frau Sass irgendeine Vermutung?«
    »Ich … ich habe sie nicht gefragt.«
    Warum schwindle ich jetzt, dachte Schwarz, und wieso lasse ich meine schlechte Laune an Eva aus? Ich kann doch froh sein, wenn sie sich für mich und meinen Quatsch interessiert.
    »Sag mal, hast du nicht erwähnt, dass dieser Priester eine wichtige Rolle im Leben von Matthias gespielt hat?«
    »Kann sein, ja.«
    »Und es kommt dir nicht merkwürdig vor, dass er sich so kurz nach dessen Selbstmord auch umbringt?«
    »Du meinst, es könnte einen Zusammenhang geben?« Warum stelle ich mich jetzt doof, dachte er.
    »Ja, klar«, sagte Eva, »und du weißt auch, was das bedeutet.«
    »Was denn?«
    »Dass der Fall nicht abgeschlossen ist.«
    Er seufzte tief. »Für mich schon.«
    »Dich interessiert nicht, was der wahre Grund für Matthias’ Selbstmord war?«
    Schwarz schwieg.
    »Er wollte doch Priester werden?«
    »Ja, und?«
    »Vielleicht hat er Glaubenszweifel bekommen und sich damit an seinen Pfarrer gewandt.«
    »Kann sein.«
    »Aber der hat ihm nicht helfen können oder seine Krise sogar noch verstärkt. Und dann hat Matthias sich umgebracht. Und der Pfarrer konnte mit dieser Schuld nicht leben.«
    »So könnte es gewesen sein, hm.«
    »Anton, hör endlich auf, den Desinteressierten zu spielen. Das nehme ich dir nicht ab.«
    »Ich habe wirklich keine Aktien mehr in dieser Geschichte.«
    »Und warum mussten wir dann im Restaurant alles stehen und liegen lassen?«
    Schwarz fiel keine plausible Antwort ein.
    »Ich glaube, du hast Angst, Anton.«
    »Quatsch.«
    »Ich komme jetzt bei dir vorbei.«
    »Nein!«
    »Nein?«
    »Heute nicht, Eva.«
    Er hörte, wie sie tief ein- und
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