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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne
Autoren: Isaac Asimov
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genau.«
    Erskine gab keine direkte Antwort, sondern wandte sich Lucky zu: »Und passen Sie auch auf unseren Freund, den Doktor, hier auf. Ich sagte Ihnen ja, er ist mit Mindes sehr speziell. Wenn ich Sie wäre, würde ich mich von ihm nicht behandeln lassen. Mit Pillen und Injektionen kann man ...« Er schnalzte vielsagend mit den Fingern.
    »Eines Tages wird jemand Sie dafür töten!« stieß Dr. Gardoma erregt hervor.
    »Ja?« fragte Erskine gleichgültig. »Wollen Sie derjenige sein?« Er wandte sich um und sagte dann über die Schulter: »Oh, jetzt hätte ich beinahe vergessen – ich habe gehört, daß der alte Peverale Sie sprechen möchte. Er ist richtig besorgt, weil es keinen offiziellen Empfang gegeben hat. Gehen Sie doch zu ihm und seien Sie nett zu ihm – und, Starr, noch etwas: Ich würde Ihnen empfehlen, keinen Schutzanzug zu tragen, den Sie vorher nicht genau untersucht haben!« Mit diesen Worten ging er.
    Lange Minuten verstrichen, bis Gardoma sich beruhigt hatte und wieder normal sprechen konnte. Dann sagte er: »So ist es jedesmal, wenn wir zusammenkommen. Er ist ein gemeiner, verlogener ...«
    »Ein ganz raffinierter Bursche«, meinte Lucky trocken. »Seine Angriffsmethode scheint darin zu bestehen, ganz bewußt genau das zu sagen, was seinen Gegner am meisten ärgert. Ein Gegner, der sich ärgert, ist aber halb hilflos – Bigman, das gilt besonders für dich! Du kannst nicht auf jeden einschlagen, der andeutet, du wärest kleiner als sechs Fuß.«
    »Lucky«, jammerte der kleine Marsianer, »er behauptete, ich litte an Hormonmangel.«
    »Dann mußt du lernen, auf den richtigen Augenblick zu warten, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen.«
    Bigman brummelte etwas Unverständliches vor sich hin und schlug sich dann mit der flachen Hand auf die Hüfte – die typische Geste eines marsianischen Farmboys, der sich ärgerte.
    »Also gehen wir zu Dr. Peverale«, sagte Lucky. »Das ist der Leiter des Observatoriums, nicht wahr?«
    »Der Leiter der ganzen Kuppel«, erklärte der Arzt. »Schade, daß er alt wird – er haßt nämlich Erskine ebenso wie wir alle, aber er kann auch nichts gegen ihn unternehmen. Gegen den Senator kann er nicht an. Kann der Rat der Wissenschaften das?«
    »Ich denke schon«, meinte Lucky. »Vergessen Sie jedenfalls nicht, daß ich Mindes sehen möchte, sobald er aufgewacht ist.«
    »Schon gut. Und passen sie gut auf sich auf.«
    Lucky sah ihn erstaunt an. »Gut auf mich aufpassen? Wie meinen Sie das?«
    »Nur so eine Redensart«, meinte Dr. Gardoma verlegen.
    »Ach so. Nun, wir sehen uns ja wieder. Komm, Bigman, beruhige dich.«
     
    *
     
    Dr. Lance Peverale schüttelte den beiden kräftig die Hand – so kräftig, wie man es bei einem Mann seines Alters eigentlich nicht erwartet hätte. Seine dunklen Augen blickten besorgt und schienen wegen der buschigen weißen Augenbrauen darüber noch viel dunkler. Sein immer noch volles Haar hatte zum größten Teil seine ursprüngliche Farbe behalten und war auch an den Schläfen nur etwas mit Grau gesprenkelt. Es war in erster Linie seine lederne faltige Haut, die ihn so alt erscheinen ließ.
    Er sprach langsam und deutlich. »Es tut mir wirklich leid, meine Herren, daß Sie so kurz nach Ihrer Ankunft im Observatorium ein solch unangenehmes Erlebnis hatten. Ich gebe mir selbst dafür die Schuld.«
    »Dafür haben Sie keinen Grund, Dr. Peverale«, sagte Lucky.
    »Doch. Ich hätte hier sein müssen, um Sie zu begrüßen – aber wir beobachteten gerade eine völlig abnormale Protuberanz, und ich habe mich durch meinen Beruf von den Pflichten des Gastgebers abhalten lassen.«
    »Ich mache Ihnen jedenfalls keinen Vorwurf«, sagte Lucky und warf einen amüsierten Seitenblick auf Bigman, der mit offenem Mund den gewählten Worten des alten Mannes lauschte.
    »Das ändert nichts daran«, sagte der Astronom. »Aber ich habe jedenfalls inzwischen veranlaßt, daß man Ihnen Unterkünfte zur Verfügung stellt.« Er hängte sich bei den beiden Männern ein und führte sie durch die engen, aber hell erleuchteten Gänge der Kuppel.
    »Wir sind hier im Raum sehr beschränkt, besonders seit Dr. Mindes und seine Leute gekommen sind. Trotzdem wollen wir es Ihnen so gemütlich wie möglich machen. Morgen wird noch genug Zeit sein, Sie allen Mitarbeitern hier vorzustellen und zu erfahren, was Sie hierherführt. Was mich selbst betrifft, so genügt mir schon die Tatsache, daß der Rat der Wissenschaften sich für Sie verbürgt. Wir werden eine Art Bankett
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