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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne
Autoren: Isaac Asimov
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Bigman, ich versuche, mir selbst ein Bild zu machen, und du nimmst immer gleich alles für erwiesene Wahrheit.« Luckys Stimme klang beinahe etwas verärgert. »Schau mal, du beklagst dich immer, daß ich dir nicht gleich alles sage, sondern damit warte, bis ich klarer sehe. Was ist der Grund dafür, du schießwütiger Dummkopf? – Sobald ich nur eine Theorie habe, möchtest du gleich mit Volldampf losgehen.«
    »Tut mir leid, Lucky«, sagte Bigman. »Sprich weiter.«
    »Also gut. Natürlich fällt es leicht, Erskine zu verdächtigen. Niemand kann ihn leiden. Selbst Dr. Peverale nicht. Du hast ja gesehen, wie er reagierte, als ich nur seinen Namen erwähnte. Wir haben ihn erst einmal gesehen, und du kannst ihn bereits nicht leiden ...«
    »Das kann man wohl sagen«, murmelte Bigman.
    »... und ich könnte auch nicht sagen, daß ich besonders von ihm angetan bin. Ein jeder konnte ein Loch in diesen Anzug schneiden und hoffen, daß der Verdacht auf Erskine fallen würde, wenn man es zufällig entdecken sollte – und man würde es sogar bestimmt entdecken, nachdem jemand in dem Anzug ums Leben kam – wenn nicht schon früher.«
    »Das ist mir alles klar, Lucky.«
    »Andererseits«, fuhr Lucky fort, »hat Mindes bereits versucht, mich zu erschießen. Wenn das wirklich ein ernsthaftes Attentat auf mein Leben war, dann scheint er mir nicht der Typ danach, etwas so Hinterhältiges zu tun wie das hier. Was Dr. Gardoma betrifft, so kann ich mir nicht gut vorstellen, daß er nur aus Freundschaft für Mindes sich auf einen Mordversuch an einem Ratsmitglied einlassen würde.«
    »Welche Entscheidung hast du dann getroffen?« rief Bigman ungeduldig.
    »Bis jetzt noch überhaupt keine«, sagte Lucky, »nur, daß wir uns jetzt schlafen legen sollten.« Er klappte die Betten herunter und trat in die Duschkabine.
    Bigman sah ihm nach und zuckte die Achseln.
     
    *
     
    Scott Mindes saß in seinem Bett, als Lucky und Bigman am nächsten Morgen in sein Zimmer traten. Er war bleich und sah müde und geschwächt aus.
    »Hallo!« rief er. »Karl Gardoma hat mir erzählt, was geschehen ist. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie leid mir das tut.«
    Lucky tat das mit einem Achselzucken ab. »Wie geht es Ihnen?«
    »Müde und zerschlagen, das können Sie sich denken. Aber ich komme zu dem Bankett, das der alte Peverale heute abend gibt.«
    »Ist das ratsam?«
    »Ich möchte dabeisein, wenn Erskine allen vorredet, daß ich verrückt bin«, sagte Mindes, wobei sich sein Gesicht haßvoll verzerrte. »Oder Dr. Peverale, was das betrifft.«
    »Dann zweifelt auch Dr. Peverale an Ihrer Zurechnungsfähigkeit?« fragte Lucky leise.
    »Nun – sehen Sie, Starr, ich war schon zweimal mit einem kleinen Raketenscooter an der Sonnenseite, seit hier so viele Unfälle passiert sind. Das mußte ich. Schließlich ist es mein Projekt. Und zweimal habe ich etwas gesehen.«
    Mindes hielt inne, und Lucky drängte: »Was gesehen, Mindes?«
    »Ich wollte, ich könnte das sagen. Ich habe es jedesmal nur aus der Ferne gesehen, etwas, das sich bewegte. Etwas, das wie ein Mensch aussah. In einem Raumanzug. Nicht einer von unseren Isolieranzügen, er sah eher wie ein gewöhnlicher Raumanzug aus. Gewöhnliches Metall, wissen Sie.«
    »Haben Sie versucht, näher heranzukommen?«
    »Ja, aber es ist mir entkommen. Und auf den Fotografien sah man auch nichts. Nur helle und dunkle Flecken, die alles mögliche bedeuten können. Aber es war etwas, das weiß ich bestimmt. Etwas, das sich unter der Sonne bewegte, als wären ihm die Hitze und die Strahlung völlig gleichgültig. Manchmal blieb es sogar in der Sonne ein oder zwei Minuten stehen. Und das gab den Ausschlag.«
    »Ist ein Stillstehen so seltsam?«
    Mindes lachte auf. »Auf der Sonnenseite des Merkur? Das kann man wohl sagen. Niemand bleibt stehen. Man bewegt sich trotz des Isolieranzugs so schnell, wie es nur gerade geht. So nahe am Terminator ist gar nicht sosehr die Hitze, sondern die Strahlung. Es empfiehlt sich jedenfalls, sowenig wie möglich davon abzubekommen. Die Isolieranzüge bieten keinen völligen Schutz gegen Gammastrahlen. Wenn man stillstehen muß, dann geht man in den Schatten von einem Felsen.«
    »Und wie erklären Sie das alles?«
    Mindes' Stimme senkte sich zu einem Flüstern:
    »Ich glaube nicht, daß es ein Mensch ist.«
    »Sie wollen doch nicht etwa behaupten, daß es sich um ein zweibeiniges Gespenst handelt, oder?« fragte Bigman plötzlich.
    Mindes schüttelte den Kopf. »Habe ich
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