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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne
Autoren: Isaac Asimov
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wenn der Rat nur genügend stark daran interessiert wäre, Steuergelder zu sparen. Was würden Sie dann sagen?«
    »Dasselbe, was ich immer sagen würde, wenn Sie etwas behaupten«, erwiderte Lucky leise. »Ich würde sagen, Mr. Erskine, daß Sie wahrscheinlich lügen. Das ist Ihr größtes Talent und vermutlich auch Ihre größte Freude.«
    Plötzlich wurde es totenstill im Saal. Erskines Augen schienen aus den Höhlen zu treten. Und dann lehnte er sich plötzlich quer über den Tisch vor, stand auf und schlug mit der flachen Hand direkt vor Luckys Teller auf den Tisch.
    »Kein Großmaul vom Rat ...«, brüllte er.
    Bigman setzte sich in Bewegung. Kein Auge am ganzen Tisch konnte seine Bewegung verfolgen, aber Erskine schrie plötzlich auf.
    Aus Erskines Hand, die soeben auf den Tisch geklatscht hatte, ragte das Metallheft eines Vibromessers hervor.
    Dr. Peverale schob seinen Stuhl scharrend zurück, und die Teilnehmer des Banketts stöhnten erschreckt. Selbst Lucky schien verblüfft. »Spreizen Sie die Finger!« erhob sich Bigmans Stimme. »Spreizen Sie sie und rutschen Sie auf Ihren Stuhl zurück!«
    Erskine sah den Kleinen einen Augenblick verständnislos an und spreizte dann sehr langsam die Finger. Seine Hand war nicht einmal angekratzt. Das Vibromesser zitterte in der Plastiktischplatte, und ein Zoll seines schimmernden Kraftfeldes – die Klinge bestand nicht aus Materie, sondern aus einem dünnen, polarisierten Feld – war zu sehen. Das Messer hatte sich in den Tisch gebohrt und war zwischen Zeigefinger und Mittelfinger von Erskines rechter Hand durchgedrungen.
    Erskine riß seine Hand zurück, als wäre die Tischplatte plötzlich glühend heiß.
    Bigman lachte. »Und das nächste Mal, wenn Sie wieder gegen Lucky oder mich die Hand heben, dann mache ich Ernst und hacke sie Ihnen ab. Was sagen Sie dazu? Und was auch immer Sie zu sagen haben – sagen Sie es höflich.« Er griff nach seinem Messer, knipste die Klinge aus und schob die Waffe wieder in den Gürtel.
    »Ich wußte nicht, daß mein Freund bewaffnet war«, sagte Lucky und runzelte leicht die Stirn. »Ich bin sicher, daß es ihm leid tut, daß er das Bankett gestört hat, aber ich glaube, Mr. Erskine wird sich diesen Zwischenfall zu Herzen nehmen.«
    Jemand lachte, und auch Mindes lächelte verkniffen.
    Erskine blickte mit flackernden Augen von einem zum anderen. »Ich werde das nicht vergessen«, sagte er. »Mir ist klar, daß der Senator hier wenig Unterstützung bekommt, aber er wird davon hören.« Er verschränkte die Arme über der Brust.
    Und dann kam langsam die Unterhaltung wieder in Gang.
    »Wissen Sie, Sir, mir kommt Ihr Gesicht bekannt vor«, sagte Lucky zu Dr. Peverale.
    »Wirklich?« lächelte der Astronom gezwungen. »Ich glaube nicht, daß wir uns kennen.«
    »Waren Sie einmal auf Ceres?«
    »Ceres?« Der alte Astronom sah Lucky überrascht an. Offensichtlich hatte er sich noch nicht ganz von seinem Schrecken erholt. »Auf diesem Asteroiden befindet sich das größte Observatorium im ganzen Sonnensystem. Ich habe als junger Mann dort gearbeitet und komme auch heute noch häufig hin.«
    »Dann frage ich mich, ob ich Sie nicht vielleicht dort einmal gesehen habe.«
    Lucky erinnerte sich bei diesen Worten an das Abenteuer, das er mit Kapitän Anton und den Asteroidenpiraten dort erlebt hatte. Besonders an dem Tag, als die Piraten ihren Angriff auf Ceres unternommen hatten.
    Dr. Peverale schüttelte den Kopf. »Ich würde mich bestimmt erinnern, wenn ich dort Ihre Bekanntschaft gemacht hätte. Ich weiß bestimmt, daß das nicht der Fall war.«
    »Schade«, sagte Lucky.
    »Ganz meinerseits. Ich hatte damals ein Magenleiden und habe die ganze Aufregung versäumt, die der Piratenangriff mit sich brachte. Ich habe nur durch die Krankenschwestern davon gehört.«
    Dr. Peverale sah sich am Tisch um. Er schien sich jetzt wieder gefaßt zu haben. Soeben wurde von einem automatischen Servierwagen der Nachtisch aufgetragen. »Meine Herren, es ist hier viel über Projekt Licht diskutiert worden«, sagte er.
    Er hielt inne und schenkte allen ein gütiges Lächeln. Dann fuhr er fort: »Das ist natürlich kein besonders erfreuliches Thema, aber ich habe in letzter Zeit viel über die Zwischenfälle nachgedacht, die uns allen solchen Ärger gebracht haben. Ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Sie mit meiner Meinung vertraut zu machen.«
    » Sie, Dr. Peverale?« fragte Erskine grimmig.
    »Warum nicht?« entgegnete der Astronom sanft. »Ich
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