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Im Licht der Merkur-Sonne

Im Licht der Merkur-Sonne

Titel: Im Licht der Merkur-Sonne
Autoren: Isaac Asimov
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Was haben denn die? Hormonmangel zum Beispiel, glaube ich.« Bei diesen Worten musterte er Bigman Jones.
    Der kleine Marsianer wurde leichenblaß. Er erhob sich langsam von seinem Stuhl. Seine Lippen bewegten sich, als wollte er das Wort »Hormonmangel« bilden, gleichsam, um sich davon zu überzeugen, daß er es wirklich gehört hatte und das Ganze nicht nur eine Ausgeburt seiner Phantasie war.
    Und dann stürzte er sich mit der Geschwindigkeit einer zuschlagenden Königskobra auf die breitschultrige, grinsende Gestalt vor ihm, aber Lucky war schneller. Seine Hände packten Bigman an den Schultern. »Ruhig, Bigman!«
    Der kleine Marsianer wehrte sich verzweifelt. »Du hast ihn doch gehört, Lucky. Du hast ihn gehört.«
    »Nicht jetzt, Bigman.«
    Erskine lachte, und das klang wie ein scharfes Bellen. »Laß ihn los. Bursche! Ich klebe den Kleinen mit einer Hand an die Wand.«
    Bigman heulte wütend auf und kämpfte wie ein Berserker gegen Luckys Griff an.
    »Ich würde jetzt an Ihrer Stelle ruhig sein, Erskine«, sagte Lucky, »sonst stieße Ihnen vielleicht etwas zu, wo Ihnen Ihr Freund, der Senator, auch nicht mehr helfen kann.«
    Seine Augen schimmerten kalt, und seine Stimme klang schleppend.
    Erskines Augen bohrten sich einen Augenblick in die Luckys und wichen dann dem Blick des anderen aus. Er murmelte etwas, was wie »Spaß gemacht« klang, worauf Bigmans keuchender Atem sich etwas beruhigte. Als Lucky langsam seinen Griff lockerte, setzte sich der Marsianer. Immer noch zitterte er vor Wut.
    Dr. Gardoma, der das kleine Intermezzo beobachtet hatte, sagte: »Sie kennen Erskine, Mr. Starr?«
    »Vom Hörensagen. Jonathan Erskine, Spezialagent für Senator Swenson, nicht wahr?«
    »Hmhm, so könnte man es nennen«, murmelte der Arzt.
    »Und ich kenne Sie auch, David Starr, Lucky Starr, oder wie Sie sich sonst nennen«, sagte Erskine. »Sie sind der große Wundermann des Senats der Wissenschaften. Giftattentate auf dem Mars, Piraten auf den Asteroiden und Telepathie auf der Venus – stimmt die Liste?«
    »Sie stimmt«, nickte Lucky ausdruckslos.
    Erskine grinste triumphierend. »Es gibt nicht viel, was dem Senator verborgen bleibt. Auch ich weiß einiges von dem, was hier geschieht. Ich weiß zum Beispiel, daß man einen Anschlag auf Sie verübt hat und ich bin hierhergekommen, um darüber mit Ihnen zu sprechen.«
    »Warum?«
    »Um Sie zu warnen. Nur eine kleine Warnung unter Freunden. Ich nehme an, der Arzt hier hat Ihnen weisgemacht, was für ein netter Bursche Mindes ist. Nur augenblickliche Überarbeitung, hat er Ihnen wahrscheinlich gesagt. Die beiden sind dicke Freunde, Mindes und er.«
    »Ich habe gerade gesagt ...«, begann Dr. Gardoma.
    »Lassen Sie es mich sagen«, unterbrach Erskine. »Ich möchte es so sagen: Scott Mindes ist etwa ebenso harmlos wie ein zwei Tonnen schwerer Asteroid mit Kurs auf ein Raumschiff. Er hat nicht einfach die Nerven verloren, als er mit dem Strahler auf Sie schoß. Er wußte genau, was er wollte. Er hat versucht, Sie kaltblütig zu ermorden, Starr, und wenn Sie nicht aufpassen, wird ihm das das nächste Mal gelingen, und Sie können die Stiefel von Ihrem kleinen marsianischen Freund hier verwetten, daß er es wieder versuchen wird.«

 
3.
     
    Das nun folgende Schweigen lastete wie ein Gewicht auf Lucky und Bigman.
    Schließlich fragte Lucky: »Warum? Was hat er für ein Motiv?«
    »Er hat Angst«, erklärte Erskine ruhig. »Er ist hier auf dem Merkur der Leiter eines Projekts, in das Millionen investiert wurden – Geld, das der Rat der Wissenschaften ihm leichtfertigerweise anvertraut hat – und jetzt funktionieren seine Experimente nicht. Er nennt seine Unfähigkeit Pech und wird schließlich zur Erde zurückfliegen und allen Leuten vorjammern, daß der Merkur verhext sei. Und dann wird er neue Steuergelder für irgendeine andere Verrücktheit bekommen. Jetzt sind Sie zum Merkur gekommen, um nachzuforschen, und er hat Angst, daß der Senat vielleicht doch etwas von der Wahrheit erfährt – das Weitere können sie sich selbst vorstellen.«
    »Aber dann sind Sie doch derjenige, der Mindes gefährlich ist. Nach Ihrer Argumentation würden ja Sie derjenige sein, den er ermorden müßte.«
    Erskine grinste und nickte dann. »Er hat versucht, mich zu töten. Stimmt. Aber ich kann schon auf mich aufpassen.«
    »Scott Mindes hat nie versucht, Sie oder irgend jemand anderen zu ermorden«, sagte Dr. Gardoma, dessen Gesicht vor Erregung ganz weiß war. »Und das wissen Sie ganz
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