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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels
Autoren: J Wolfe
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Indianern tauschen. Es soll ganze Stämme geben, die am Alkohol zugrunde gegangen sind. Oder es kommt zu Schlägereien und Streitereien.«
    Der Unternehmer lächelte schwach. »Sie sehen die Dinge zu schwarz, Miss. Natürlich bringt ein solches Unternehmen Unruhe in eine Gegend, und ich gebe es ja zu, in so einem Camp gibt es immer irgendwelche Störenfriede, und zwischen den Männern kommt es auch mal zu Prügeleien. Aber die große Mehrzahl ist in Ordnung. Das sind rechtschaffene Burschen, die oft sogar verheiratet sind und sich nur für ihre Arbeit interessieren.«
    Hannah erkannte, dass Farnworth auf diese Weise nicht beizukommen war. »Können Sie Ihre Bäume nicht woanders fällen, Mr Farnworth? Muss es denn ausgerechnet hier sein? In Alaska gibt es so viele Wälder …«
    »Aber nicht überall sind die Transportwege ideal«, antwortete er. Hannah sah ihm an, dass er langsam ungeduldig wurde. »Hier können wir die Stämme direkt auf Lastkähne verladen und über den Gold River und den Tanana River nach Fairbanks bringen.« Er blickte sie entnervt an. »Ich verstehe gar nicht, warum Sie sich so gegen das Unternehmen werden. Ich dachte, Sie freuen sich über die Entscheidung. Wenn Sie kein Geld verdienen wollten, hätten Sie doch bestimmt kein Roadhouse eröffnet. Ich bringe Ihnen viele Gäste!«
    »Und was geschieht mit der Landschaft?«, hielt ihm Hannah entgegen. Es klang etwas barscher, als sie beabsichtigt hatte, und erschreckte auch Abbie. »Wenn Ihre Leute verschwinden, lassen sie kahle Hügel zurück. Meinen Sie, dann will noch jemand in meinem Roadhouse einkehren? Warum ziehen Sie nicht weiter flussaufwärts, auch dort gibt es dichte Wälder, und die Transportwege sind ebenfalls ideal. Zehn, zwanzig Meilen weiter nach Norden, und Sie würden mir und den Indianern einen großen Gefallen tun. Überlegen Sie es sich, ich bitte Sie!«
    Farnworth blickte seinen Biologen an, und Pearlman antwortete, ohne Hannah eines Blickes zu würdigen: »Ich habe Holzproben von dort gesehen. Hier ist die Qualität wesentlich besser. Warten Sie, bis ich Ihnen die Bäume zeige. Eine solche Holzqualität hatten wir nicht mal in Oregon und Idaho.«
    »Da hören Sie’s«, sagte der Unternehmer.
    »Und was geschieht mit den Indianern? Die Tanana leben seit mehreren hundert Jahren in den beiden Dörfern. Wenn Sie die Wälder abholzen, die unmittelbar an ihre Häuser grenzen, nehmen Sie ihnen die Heimat. Selbst wenn die Indianer den Anblick der abgeholzten Bäume ertragen könnten, was ich mir nicht vorstellen kann, wäre ihnen alles geraubt, was ihnen wichtig ist. Ihre Leute würden das Wild vertreiben, das Land und den Fluss verschmutzen, und es würde nicht lange dauern, bis jemand das Land beansprucht, auf dem die Indianer leben, woraufhin es vielleicht sogar zu einem blutigen Aufstand kommen würde. Wollen Sie das, Sir? Wollen Sie das wirklich?«
    Farnworth hatte sich eine Zigarre angezündet und paffte missmutig. Anscheinend hatte er nicht erwartet, von Hannah auf diese Weise bedrängt zu werden. »Ich verstehe nicht, warum Sie sich so für diese Eingeborenen einsetzen und ihnen zuliebe sogar auf das große Geschäft verzichten wollen, kann Ihnen aber versichern, dass denen kein Haar gekrümmt wird. Wenn es sein muss, siedeln wir die Indianer eben um. Wie Sie schon sagen, Alaska ist ein großes Land, und irgendwo gibt es bestimmt einen Flecken, auf dem sie so leben können wie bisher. Wir sind keine Unmenschen. Aber niemand kann den Fortschritt aufhalten, weder Sie noch diese Indianer, glauben Sie mir.«
    »Das Land, auf dem sie ihr Winterlager errichtet haben, ist den Tanana heilig, Sir. Dort soll der Rabe, der alles Leben erschaffen hat, sein Nest gebaut haben. Das ist so, als würden sie die heilige Grabstätte in Jerusalem zerstören.«
    »Aberglaube, bloßer Aberglaube«, erwiderte der Unternehmer, »und für Sentimentalitäten ist in unserem Geschäft sowieso kein Platz. Weil Sie sich so für diese Eingeborenen einsetzen, bin ich bereit, einen angemessenen Preis für das Land zu bezahlen, obwohl es rechtmäßig der Regierung gehört. Sagen Sie denen das.« Er stand auf. »So, jetzt müssen wir aber gehen. Abbie, du bleibst da und impfst dieser jungen Dame etwas Vernunft ein, bevor sie sich noch selbst um den verdienten Lohn bringt. Kommen Sie, Pearlman. Wir sind nicht zum Kaffeetrinken hier. Zeigen Sie mir die Bäume!«
    Joseph Farnworth und der Biologe schlüpften in ihre Mäntel und verließen das Blockhaus. Hannah
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