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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis
Autoren: Andreas Schramek
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wenn ich nach irgendwelchen Feiern in seinem Palast bleibe. Sie sind jung, und eine ist bezaubernder als die andere. Aber ich kann mit ihnen nicht reden, ich wüsste gar nicht, worüber. Diese Art von Liebe ist nicht nur stumm und herzlos, nein, ich habe manchmal sogar ein schlechtes Gewissen.»
    Acha, der in seiner Jugend kein Liebesabenteuer ausgelassen hatte, sah mich fragend, ja verständnislos an.
    «Das heißt ja nicht, dass ich den Schönen Nimurias gänzlich und für immer aus dem Weg gehen werde. Aber ich brauche um mich herum eine Frau, von der ich weiß, dass sie zu mir gehört, die an meiner Seite steht.»
    «Bist du dir sicher, dass Ti das Naserümpfen in den feinen Kreisen von Waset überstehen wird?»
    «Das liegt an euch und nicht zuletzt an Amenophis. Und wenn es nicht gelingt, dann werde ich vielleicht etwas zurückgezogener leben als jetzt.»
    Acha hatte verstanden, und als er und Iset uns spät am Abend verließen, luden sie Ti und mich für den nächsten Tag ein. Der Anfang war gemacht.
    Jahrelang war Ti eine Dienerin in meinem Hause gewesen, sicher keine der einfachen Art, gewiss. Sie war die Amme meiner Tochter, aber auch nicht mehr. Was mochte in den letzten Tagen in ihr vorgegangen sein, seit sie von mir plötzlich Beachtung erfuhr, Beachtung, die mehr war als ein angemessenes Verhalten für lange Jahre fleißiger Arbeit in meinem Haus. Als Ti zu uns kam, war sie eine junge Frau tief aus dem Süden, und die Vorstellung, dass sie einmal, wenn auch nurfür wenige Stunden, unter einem Dach mit dem Guten Gott verweilen würde, hätte sie als Mädchen den Atem stocken lassen. Bis heute hatte sie noch nie mit Nimuria auch nur ein Wort gewechselt.
    Was also mochte jetzt in ihrem Kopf vorgehen, wo der Einzige Freund Seiner Majestät, der Bruder der Großen königlichen Gemahlin, wo ich, Eje, eindeutige Anstalten machte, um sie zu werben?
    Langsam und in Gedanken versunken, wie es weitergehen sollte, ging ich den Kiesweg von der Toreinfahrt zur Terrasse zurück, nachdem ich Acha und Iset verabschiedet hatte. Ti saß ganz alleine auf der Terrasse, hatte ihren Kopf nach hinten auf die Lehne des Stuhles gelegt und sah in den Nachthimmel. Bei jedem Schritt knirschte der Kies unter meinen Sandalen, und so hörte sie mich schon von weitem kommen.
    «Was lachst du so?», fragte ich sie, während ich die wenigen Stufen hinaufging und mich wieder neben sie setzte.
    «Ist es ein Spiel, das Ihr mit mir spielt?»
    «Weshalb sollte ich ein Spiel mit dir spielen? Es würde mich traurig stimmen, Ti, wenn du es so empfinden würdest.»
    «Ich kann aber nicht glauben, Herr, dass Ihr mich morgen zu Euren Freunden mitnehmen wollt, wo ich doch nur eine Dienerin Eures Hauses bin.»
    Ich sah schweigend auf ihre gebogene und doch so wunderbare Nase und überlegte, was ich sagen sollte. Eigentlich wollte ich sie noch nicht mit meinen Plänen vertraut machen, sondern erst abwarten, wie die anderen, vor allem wie Ameni auf sie reagieren würde. Das wäre aber nicht ehrlich gewesen, sondern ich hätte ihr großes Unrecht zugefügt, wenn ich meinen Entschluss von anderen, und sei es Pharao, abhängig gemacht hätte. Wortlos nahm ich ihre Hand und ging mit ihr in den Garten, ohne sie wieder loszulassen. Anfangs war sie zurückhaltend, als meine Finger schüchtern mit den ihrenspielten, dann aber erwiderte sie die kleine Zärtlichkeit und unsere Fingerkuppen fragten, ob wir nicht mehr wollten. Ich blieb stehen und ertastete auch ihre andere Hand. Augenblicke dauerten eine Ewigkeit, und ich bin mir sicher, dass auch ihr das Blut durch den Kopf schoss und ihr Herz vor Aufregung pochte, wie meines. Beide drückten wir die Hände fest zusammen, als wollten wir uns einen Ruck geben, ja zu sagen.
    «Bleib bei mir, Ti», sagte ich ganz leise, «bleib bei mir!»
    Ich führte ihre Hände an ihren Rücken und zog sie langsam und vorsichtig an mich heran, bis sich unsere Körper berührten. Ich spürte die Haut ihrer Oberschenkel und ihren warmen Bauch. Während mich ihre Augen erwartungsvoll und doch etwas ängstlich ansahen, beugte ich mich zu ihr herab, und unsere Lippen berührten sich zu einem zaghaften Kuss. Wir sahen uns mit einem verliebten Lächeln an, dann küssten wir uns wieder und wieder, immer heftiger werdend, bis wir inne hielten und wir uns wieder ansahen, zufrieden, glücklich, wie zwei junge Menschen, die zum ersten Mal erfuhren, was Liebe ist. Ich drückte sie fest an mich, streichelte ihren Rücken, ihren Hals, und auch
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