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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis
Autoren: Andreas Schramek
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Leib gelegt habe. Er wird ein treffliches Königtum auf dieser ganzen Erde ausüben. Meine Macht gehöre ihm, mein Ansehen gehöre ihm, meine Doppelkrone gehöre ihm, er ist’s, der die Beiden Länder beherrscht wie Re ewiglich. Ich erhebe sein Wesen höher als das der Götter in seiner großen Würde als König von Ober- und Unterägypten.»

VIERZEHN
    So spricht Amun: Komm doch in Frieden,
    mein leiblicher Sohn Neb-maat-Re!
    Ich habe dir gegeben, dass du vollendest Millionen
    von Jahren wie Re.
     
    A menophis wusste über alles bis in die unbedeutendste Kleinigkeit Bescheid. Es dauerte lange, ehe wir beide in Ruhe miteinander sprechen konnten. Nach dem aufwendigen Landemanöver im Hafen zog der Hof in den großen Tempel des Amun, um dort Opfer zu bringen, dann ging es zurück zum Hafen, wo Pharao erneut sein Schiff bestieg, um es die kurze Strecke über den Fluss zum Hafen seines Palastes rudern zu lassen. Er nahm sich selbst den Chepresch, den blauen Kriegshelm, vom Kopf und legte ihn auf die vergoldete Truhe vor sich. Er strich sich durch sein schwarzes Haar und sagte, noch ohne sich zu mir umgedreht zu haben: «Eigentlich müsste ich auf dich richtig böse sein.» Ich schwieg.
    «Nicht als dein König. Als deinem Herrscher ist es mir gleichgültig, wen du dir zur Frau nimmst.»
    Jetzt drehte er sich zu mir um. Seine Mandelaugen sahen mich durchdringend an, und er verzog keine Miene.
    «Aber als dein Freund müsste ich richtig beleidigt sein, wäre – ja wäre ich nicht dein Freund!»
    «Ich weiß, Ameni, dass du niemals Einwände gegen sie erhobenhättest, und dass für dich die Herkunft eines Menschen noch nie ein Grund war, ihn abzulehnen oder gering zu achten. Sicher hätte ich genauso gut die vier Wochen bis zu deiner Rückkehr warten können.»
    «Und warum hast du es nicht getan, Eje?»
    «Ich war es der Würde meiner Frau schuldig, Ameni. Ich wusste nach dem ersten Besuch von Acha und Iset, dass es Ti schwer, sehr schwer haben würde, in dieser Stadt von all den reichen und wichtigen Menschen anerkannt zu werden. Das hätte sich erst in dem Augenblick geändert, in dem du mit Ti das erste Wort gesprochen hättest. Ich wollte Ti spüren lassen, dass sie nicht erst dann meine Frau wird, wenn Waset sie für würdig befindet, ja, wenn du sie für würdig befindest. Sie sollte wissen, dass sie einzig und allein deswegen meine Frau wurde, weil ich es wollte.»
    Jetzt schwieg Amenophis.
    Mit nachdenklichem Gesicht ging er zu seinem Schreibtisch, nahm einen seiner Ringe aus einer Schale und spielte damit herum.
    «Daran hatte ich nicht gedacht», sagte er nach einiger Zeit.
    «Ich bin jetzt vierunddreißig. Ich will etwas zur Ruhe kommen, Ameni. Nicht mit der Arbeit, das meine ich nicht. Aber es war mir zuletzt schon seltsam zumute, wenn ich in deinem Palast mit Mädchen schlief, die nicht einmal halb so alt waren wie ich selbst. Damit muss Schluss sein.»
    Ameni blickte auf, und mit faltiger Stirn sah er mich an.
    «Ganz?», fragte er leise und zaghaft, und während er dies sagte, erhellte ein mildes Lächeln sein Gesicht, wurde er wieder freundlich, war er wieder Ameni.
    «Jetzt feiern wir erst einmal meine Heirat mit Ti», wich ich ihm aus, «denn ein Fest hat wegen deiner Abwesenheit noch gar nicht stattgefunden. Und glaube mir, Nimuria, auch wennich jetzt wieder verheiratet bin, ich bin dir nicht verloren. Das weißt du ganz genau!»
    Er wusste es.
    Noch am selben Abend mussten Ti, Nafteta und ich im Palast erscheinen. Nimuria, Teje und Prinz Amenophis empfingen uns und Acha mit seiner Familie auf der Terrasse des Palastes.
    Ich wusste, dass Ti sehr aufgeregt war, doch sie machte keinen Fehler. Gesenkten Hauptes kniete sie vor Pharao. Ich warf mich vor den Majestäten in den Staub, um Ti, und vor allem um Pharao zu zeigen, dass ich nicht anders behandelt werden wollte wie meine Frau.
    «Erhebt euch, meine Freunde! Erhebt euch!», erklang die ruhige Stimme Amenis, und zu Ti gewandt sagte er gleich: «Bist du es gewesen, Ti, die Ejes Tochter und meinem Sohn all die merkwürdigen Dinge beigebracht hat, von welchen die beiden so viel reden?»
    «Majestät», sagte Ti mit leiser Stimme. «Ich bin eine einfache Frau und würde es nie wagen, dem Sohn Eurer Majestät etwas beibringen zu wollen. Ich habe Nofretete großgezogen, was das größte Glück meines Lebens war. Das war mir Aufgabe genug, Majestät.»
    «Jetzt war es wieder niemand, wie mir scheint», sagte Ameni gut gelaunt und blickte suchend in der
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