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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben
Autoren: Susan Geason
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Gezwillinkt

    Die Tür wurde von Luther Huck geöffnet, einem übellaunigen, fetten Typen.
    »Ich versuche, eine Ehefrau zu finden«, sagte ich.
    »Das ist komisch«, sagte er. »Die meisten Zocker, die hier reinkommen, versuchen, ihre loszuwerden.«
    »Nicht meine. Die von einem anderen.«
    »Klingt schon besser«, sagte er. Keiner von uns hatte während dieses Wortwechsels gelächelt.
    »Ich suche die Frau von Barry Cromer«, sagte ich.
    Die Augen des Rausschmeißers verengten sich, falls das überhaupt noch möglich war: Cromer war Oppositionssprecher für Arbeit und Industrielle Beziehungen — und für Moral, Manieren und Mutterschaft, worin er selbst keinerlei Erfahrungen aus erster Hand besaß.
    »Scheiße, die würde sich doch noch nicht mal tot in einer Bruchbude wie der hier finden lassen«, sagte er.
    »Luther«, rügte ich ihn. »Es paßt überhaupt nicht zu dir, deinen Arbeitsplatz dermaßen runterzumachen.«
    Ich zog ein Foto von Margaret Cromer raus und schnippste es ihm zu. »Sieht gut aus«, kommentierte er. »Irgendwie ladylike. Wir kriegen hier im Ridge nicht viele Ladies zu sehen.«
    »Falls doch«, sagte ich und gab ihm einen Fünfzigdollarschein und meine Karte.
    »Mal sehen«, sagte er und knallte mir die Türe vor der Nase zu.
    Nach dem schummrigen Protz im »Ridge« wirkte die rauhe Realität von Kings Cross wie ein Schock. Die üblichen betrunkenen Westie-Horden zogen durch die Straßen und suchten nach einem Platz, wo sie noch nicht hingekotzt hatten, und die üblichen Prostituierten winkten aus den Hauseingängen. Der Ort stank wie ein Volksfest.
    Ich bahnte mir mit den Ellbogen meinen Weg durch die Bummler und Gaffer nach Fitzroy Gardens, schnappte ein paar unentschlossenen Touristen den letzten Tisch in einem Straßencafe weg und sah zu, wie die Einwohner sich für das Abendgeschäft ins Zeug legten. Uralte tätowierte Fünfzehnjährige, die ihre blauen Flecken überschminkt und sich in Stöckelschuhe gepreßt hatten, wurden von einer gelangweilten Menge begafft, ein paar besoffene Schwarze führten eine lautstarke Rangelei auf; kichernde japanische Touristen fotografierten sich vor dem Hintergrund rundäugigen Gesindels, und die Downtown-Yuppies trudelten langsam auf einen Drink in die teuren Macleay-Street-Bistros ein.
    Bei Kaffee und Schwarzwälder Kirsch fragte ich mich, auf was ich mich da eingelassen hatte. Luther hatte recht. Es schien weit hergeholt, daß eine Frau wie Margaret Cro-mer in der Spelunke von Ronny Brackenridge rumhing, aber ihr Mann hatte einen anonymen Anruf erhalten, und auf ihrem gemeinsamen Konto fehlte Geld. Sie war jetzt seit zwei Tagen weg, und er checkte alle Möglichkeiten ab, bevor er die Polizei anrief und den heißen Atem der Abendzeitungen im Nacken riskierte.
    Politiker der Neuen Rechten können es sich nicht leisten, vermißte Ehefrauen mit kriminellen Verbindungen an die große Glocke zu hängen. Ich betrieb Schadensbegrenzung. Als Barry Cromers Pressesekretär war mir Schmuddelkram nicht fremd.
    Als Luther Huck anrief, saß ich zu Hause vorm Fernseher, trank Bier und aß die Hawaiipizza vom Vorabend.
    »Sie ist hier«, sagte er.
    »Was macht sie?«
    »Diniert mit Ronny.« Er klang genauso erstaunt, wie ich es war.
    »Mit Ronny Brackenridge?«
    Ich langweilte ihn. »Bring mir meine anderen fünfzig Dollar, Fish«, sagte der huldvolle Huck und knallte den Hörer auf die Gabel.
    Ich warf mich in Schale, beschloß, daß sich im Ridge niemand über meinen Elf-Uhr-Bartschatten aufregen würde, und dampfte zum Cross ab. Ich teilte Cromer auf seinem Anrufbeantworter mit, wohin ich ging. Ich nahm nicht direkt an, daß ich gekidnappt oder umgelegt werden würde, aber man weiß von Leuten, denen im Cross schon mal ein Unfall passiert ist.
    Huck ließ mich rein, und mein Geld verschwand schneller in seiner riesigen Pfote als ein As im Ärmel eines Falschspielers. Wahrscheinlich würde ich das nie wieder aus Cromer rausleiern können, der immer noch die erste Pfundnote besaß, mit der er bestochen worden war. Der Türsteher zeigte auf eine Polsterbank in der Ecke, und tatsächlich saß Margaret Cromer dort mit Ronny Brackenridge beim Abendessen, dem Brackenridge mit dem Jaguar mit dem Ronny -Nummernschild und den Playgirl-of-the-Year-Freundinnen und einem riesigen Bekanntenkreis in der Politik, dem Pferderennsport und einigen der schäbigeren Straßen Südostasiens.
    Es war Cromers Frau, das war klar, aber nicht die abgetakelte Schickimatrone von dem Foto. Die
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