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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben
Autoren: Susan Geason
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Image-Ingenieure verzweifeln ließ.
    »Sie sind so reizend, Farquarson«, sagte ich. »Tun Sie uns allen einen Gefallen, und treten Sie der Labor Party bei.«
    Ich entkam, bevor er mich einer sokratischeren Befragung unterziehen konnte, rief Luther Huck an und bat ihn, ein Treffen mit Brackenridge zu arrangieren. In der Zwischenzeit ging ich ins »Wentworth«, trank zu viele Victoria Bitters und redete mit Betty über Politik und Pferde. Da Betty wie alle Bardamen eine scharfe Menschenkennerin war, zeigte ich ihr das Foto von Margaret Cromer.
    »Das ist keine glückliche Lady«, bemerkte sie. »Wer ist das?«
    »Die Frau vom Boss.«
    Genug gesagt. Sie schnaubte verächtlich und ging ans andere Ende der Bar, um einen großmäuligen Anwalt zu bedienen.
    Was wir beide in Margaret Cromers Augen gesehen hatten, war Verzweiflung. So gut, wie ich Barry kannte, verstand ich absolut, warum sie durchgebrannt war; was ich nicht verstand, war, warum ich ihm dabei half, sie zurückzuholen. Diverse weitere Biere betäubten mein Gewissen ausreichend, um Luther Huck im »Ridge« gegenüberzutreten. Er roch nach Alkohol und Aggression und ließ mich wortlos eintreten.
    Brackenridge wartete auf mich in einem Emilio-Zegna-Anzug und mit mehr Aftershave als der Steward einer mexikanischen Fluggesellschaft. Wir gaben uns die Hand — manikürt war er natürlich auch. Ronny mußte beschlossen haben, daß ich was Anständiges zu essen brauchte, denn er rief einen Kellner mit überheblichem Grinsen und dreckigen Fingernägeln herbei.
    »Calamari und Fritten«, sagte ich. »Und ein Heineken.«
    »Herrgott, Syd, du hast absolut keinen Geschmack«, sagte Ronny. »Nimm wenigstens den Hummer.«
    Der Kellner, dem das gefiel, fummelte mit dem Besteck herum: Vielleicht gaben die einem im »Ridge« Fischmesser zu den Calamari.
    »Verpiß dich«, sagte ich schließlich, und er rauschte ab.
    »War das unbedingt nötig?« fragte Ronny.
    »Ich kann schmutzige Fingernägel nicht ausstehen«, sagte ich.
    Ronnys Lächeln verschwand, und ich hatte eine Vision, wie er persönlich die anstößigen Fingernägel mit einer Zange entfernte. »O.k., Ronny«, legte ich vor. »Was ist der Deal?«
    »Hundert Riesen für das Foto«, sagte er und legte es wie ein Sieger-Pokerblatt sanft auf den Tisch.
    Mir blieb für einen Moment die Luft weg. »Das zahlt der nie. Der hält sein Geld enger zusammen als das Arschloch eines Wellensittichs.«
    Ronny lachte. Es ging ihm nicht nur um das Geld: Cromer war ein großer Kreuzritter gegen das Glücksspiel und ein noch größerer Heuchler. »Wie trägt der alte Knabe es denn?«
    »Nicht so besonders«, antwortete ich. »Er behauptete, du wärst ein Kanake, der nach oben will.« Ich hatte nichts zu verlieren, denn mittlerweile verabscheute ich sowieso schon jeden, der in diese Aktion verwickelt war, mich selbst eingeschlossen.
    Ronnies synthetische Jovialität fiel in sich zusammen und gab mir eine leise Vorahnung davon, wie er in zehn Jahren aussehen würde, wenn der Lack langsam abgeblättert wäre. Zwei neue, scharfe Falten klammerten seinen Mund ein, der nicht lächelte.
    »Wenigstens schlage ich meine Frau nicht«, sagte er, was ich etwas spitzfindig fand, wenn man bedachte, daß er nicht die Gewohnheit hatte, die Flittchen, die er zusammenschlug, zu heiraten.
    Und da schaltete es bei mir: Ich zog mein Foto raus und legte es neben das von Brackenridge. Margaret Cromers Gesicht zeigte Furcht; die Frau, die ich im Club gesehen hatte, hatte sich nie in ihrem Leben vor einem Mann gefürchtet. Ich grinste Brackenridge an: »Das ist zwar besser als ein Häkelbildchen, Ronny, aber es ist trotzdem getürkt. Wer ist sie?«
    Er zögerte, dann sagte er: »Ich hole sie.« Es war zu einfach: Er hatte seine letzte Karte noch nicht aufgedeckt.
    Er rief dem hinter der Bar schmollenden Kellner zu: »Bitte Miss Kincaid herzukommen, o. k., Mark? Und mach deine beschissenen Fingernägel sauber.«
    Sie platzte in einem roten Seidenkleid in den Raum, das genau wußte, wo es anliegen mußte, schüttelte mir die Hand und sagte: »Ich bin Katy Kincaid, Margarets Zwillingsschwester.« Dann berührte sie sanft Ronnys Arm und murmelte: »Danke dir, Ronny-Darling. Ich komme jetzt schon allein klar.«
    Ronny strahlte sie an, warf mir einen Harter-Mann-Blick zu und ging. Der Kellner erschien mit meinen Calamari und sauberen Fingernägeln. Er schoß mir einen wütenden Blick zu und strahlte Katy Kincaid an. Ich strahlte auch. Ich war verliebt. Aus der Nähe
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