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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben
Autoren: Susan Geason
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Grace Ho, Liz?« fragte ich, als ich mich erinnerte, warum ich hierhergekommen war.
    »Amazing Grace? Lebt Devon immer noch mit ihr zusammen? Grace hätte sie schon Vorjahren rausschmeißen sollen.«
    Sie erzählte mir, daß Grace ein Ex-Model war, das es satt bekommen hatte, für seinen Lebensunterhalt zu hungern und mit Fotografen zu bumsen, und statt dessen ins Kuriergeschäft für Drogen aus Thailand eingestiegen war.
    »Ist sie immer noch im Geschäft?«
    »Ich nehme an«, sagte Lizzie. »Auf so ein Einkommen zu verzichten, dürfte schwerfallen. Aber sie arbeitet sicher nicht mehr als Packesel. Bei der ganzen Chancengleichheit und so müßte sie jetzt eigentlich leitende Managerin in einem der chinesischen Syndikate sein.«
    »Warum dieser Spitzname?«
    »Amazing Grace?« Sie lächelte süffisant. »Das wirst du schon früh genug rausfinden.«
    »Hör schon auf. Wie ist sie?«
    Lizzie dachte nach, dann grinste sie mich an. »Grace Ho ist sehr... chinesisch.«
    Ich mußte zugeben, daß ich unfähig gewesen war, die Telefonnummer von Grace rauszukriegen. Lizzie schüttelte den Kopf über meine Inkompetenz und sah in ihrem abgegriffenen Adreßbuch nach.
    Als wir aufstanden, sagte sie: »Devon ist entweder zu ihrem eigenen Besten untergetaucht oder zum Besten einer anderen untergetaucht worden. Ich würde auf letzteres wetten.« Sie lächelte milde. »Letzteres heißt das letzte.«
    Ich ging sauer raus, ihr gemeines Gelächter wie einen Kugelhagel im Rücken.
    »Das Appartement wird dir gefallen!« rief sie.
    Amazing Grace war absolut nicht daran interessiert, mich zu sehen, bis ich sagte: »Lizzie Darcy glaubt, daß Devon Kent wahrscheinlich ohne Schwimmflügel im Hafen ist.«
    Wir vereinbarten ein Treffen.
    Ich weiß nicht genau, wie ich mir eine chinesische Drogenkönigin vorgestellt hatte, aber Grace Ho sah aus, als wäre sie direkt aus >Vogue< gesprungen. Aus der französischen Ausgabe. »Kaufen Sie, Mr. Fish, oder wollen Sie sich nur umschauen?« zwitscherte sie.
    Für eine Chinesin war sie sehr groß und so auf Hochglanz poliert wie sehr gute Jade. Kleider aus Double Bay, die Augen für mindestens 5000 $ gerundet.
    Das Appartement war Neo-Deco, mit hohen Decken, Parkettböden, einem Wintergarten mit Dschungel und echten Vögeln und Blick auf die Heads. Sehr stilvoll, nichts, was man automatisch mit Devon Kent, Stripperin und Junkie, in Verbindung bringen würde.
    »Hübsches Appartement«, bemerkte ich.
    »Danke, Mr. Fish. Sein Wert hat sich bereits verdoppelt. Und ich besitze noch drei andere in diesem Gebäude.«
    Ich hätte schwören können, das Klickern eines Abakus zu hören. »Sammeln Sie auch Schuhe?« fragte ich mit strengem Blick.
    Sie runzelte die Stirn. »Ah, ein kleiner Scherz.«
    Sie machte Tee und sah ausdruckslos zu, wie ich Milch und Zucker hineintat. »Mögen Sie vielleicht auch einen Glückskeks, Mr. Fish?«
    Mit der seidigen Ledercouch im Rücken und eingelullt in den Blick auf den Hafen, fiel es mir schwer, mich zu konzentrieren, aber ich konnte noch feststellen, daß Grace sich nicht gerade übermäßig Sorgen um Devon machte, die häufiger mal für ein paar Wochen verschwand.
    »Sind Sie sicher, daß sie keine Schwierigkeiten hatte?« fragte ich.
    »Auf der Straße ist es immer gefährlich, Mr. Fish«, sagte Grace teeschlürfend und so unergründlich wie das I Ging.
    »Hatte sie Feinde?«
    Grace sagte, Devon kenne sehr viele Leute. Es sei durchaus möglich, daß manche sie nicht gerade mochten. Grace Ho gab nicht das geringste preis. Ich war überrascht, daß sie mir nicht jede einzelne Minute für die Aussicht in Rechnung stellte.
    »Also haben Sie gar keine Idee?«
    Sie lächelte ohne Wärme. »Ideen haben keine Zukunft, Mr. Fish. Besonders große Ideen.« Sie schlug die Augen nieder und zog sich hinter diese übertriebene Undurchdringlichkeit zurück, die ich zuletzt bei Anna May Wong in »Shanghai-Express« gesehen hatte. Aber immerhin verriet sie mir, daß sie Devon seit dem Abend, an dem diese Azzarro besucht hatte, nicht mehr gesehen hatte.
    »Was trug sie da?«
    Grace führte mich ins Schlafzimmer ihrer Freundin. Devon war hier gegenwärtiger: nichts als Spitzenwäsche, verschmiertes Make-up und Fotos von Devon in verschiedenen Entkleidungsstadien. Die Energie und die Skrupellosigkeit des Mädchens sprangen einen geradezu aus den Fotos an: Sie war klein, blond und kurvenreich, nicht wirklich schön — ihre blauen Augen traten leicht hervor, und zwischen ihren Vorderzähnen war
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