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Fish im Trüben

Fish im Trüben

Titel: Fish im Trüben
Autoren: Susan Geason
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bat ich.
    »Triff mich morgen früh um zehn im >Coluzzi<.«
    Mein Telefon klingelte sehr spät. Eine heisere weibliche Stimme, die tausend Nächte durchlacht, durchraucht und durchsoffen hatte, sagte: »Ich hörte, daß Sie Devon Kent suchen.«
    Ich wußte nicht, auf wessen Seite sie stand, also blieb ich zurückhaltend.
    »Jeder weiß das«, sagte sie. »Genauso wie alle wissen, daß Sie sie nicht finden werden. Lebend, meine ich.«
    »Woher wissen die das?«
    »Devon hat Larry Azzarro vor ein paar Wochen um zehntausend Piepen beschissen. Sie hat eine Menge alter Schulden eingefordert, bevor sie verschwand. Hat es jedenfalls versucht.«
    »Hat sie das Geld zusammengebracht?«
    »Nein. Die Leute hatten am Ende die Nase ziemlich voll von Devon. Es wollte keiner mehr was von ihr wissen.«
    »Was haben Sie damit zu tun?« fragte ich.
    »Ich liebte Devon«, antwortete sie schlicht. »Larry Azzarro hat sie getötet, und ich möchte, daß jemand den Bastard festnagelt.«
    Ich bezweifelte ernsthaft, daß ich derjenige sein würde, aber ich dankte ihr, starrte das Telefon an und fragte mich, wie viele von meinen Freunden für mich da sein würden, wenn ich dringend zehntausend Dollar brauchte.
    Coluzzis Café war überfüllt, ohrenbetäubend laut und voller auf Künstler machender Yuppies, die hofften, einen Blick vom berühmten Brett Whiteley erhaschen zu können, also setzten wir uns nach draußen. Wir mußten zwar gegen die Fliegen ankämpfen, aber es war wenigstens kühler.
    »Angel Gloria«, gab ich das Stichwort.
    »Erzähl mir zuerst, was du weißt.«
    »Grace Ho gab mir einen Tip. Sagte, Angel Gloria sei in der Nacht in Azzarros Haus gewesen.«
    »Ah«, sagte Lizzie und nickte vor sich hin, während ich mir Koffein und Kirschtorte einpfiff. »Was hältst du übrigens von Grace?«
    »Du hattest recht«, sagte ich und sah, wie sich ihre Augenbrauen und Erwartungen hoben — sie verzehrte sich danach zu hören, wie Grace mich durch die Mangel gedreht hatte — , »das Appartement gefiel mir.«
    »Mein Gott, du änderst dich nie, was?« fragte sie und kniff ihre Augen zusammen, gab dann aber nach und erzählte mir, daß Angel Devon als Azzarros Objekt der Begierde abgelöst hatte, was auch eine Art war, es auszudrücken. Lizzie beschrieb sie als einen Devon-Klon — zierlich, exquisit, blond, blauäugig. Der Engel selbst bezeichnete sich als Model, obwohl er die meisten Posen ohne lästige Kleider einzunehmen pflegte.
    Lizzie war hingerissen von Gloria. »Das ist so eine unglaublich gut aussehende Frau, die völlig primitiv ist, eine Asoziale. Sie kennt keinen Unterschied zwischen Recht und Unrecht — lügt, betrügt, hurt rum, klaut alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie hat gelernt, die meiste Zeit den Mund zu halten, aber wenn sie mal loslegt, dann ist sie absolut widerlich.« Lizzie lachte: »Das ist ein richtig schmutziges, kleines Mädchen.«
    »Drogen?«
    »Glaube ich nicht. Die ist so dämlich, die ist von Natur aus weggetreten.«
    Glorias Herkunft erklärte eine Menge: Wohlfahrtsfamilie der zweiten Generation, der Vater Alkoholiker und Rückfalltäter, der seine Töchter ein bißchen zu sehr liebte, die Mutter zehn IQ-Punkte über Zurückgeblieben. Lizzie meinte, es sei ein Wunder, daß der Engel da überhaupt rausgekommen sei.
    »Nicht weiter als bis in Azzarros Schlafzimmer«, bemerkte ich.
    »Ehre, wem Ehre gebührt«, rügte mich Lizzie. »Wenigstens ist dieses Schlafzimmer in Bellevue Hill. Sie könnte auch in einer Tür in der Darlinghurst Road stehen.«
    »Wenn Gloria etwas weiß, dann muß ich es aus ihr rauskriegen, ohne daß Azzarro es erfährt, sonst reißt er mir die Arme aus«, sagte ich. »Wie zum Teufel kriege ich das bloß hin?«
    Ich erntete keinerlei Mitgefühl. »Gloria geht jeden Tag ins Oxford-Fitneßstudio«, sagte Lizzie und sah auf die Uhr. »Wenn du dich beeilst, schnappst du sie noch.«
    Das Oxford-Fitneßstudio war voller Homos, die ihr Immunsystem stärkten, Hausfrauen, die ihre Zellulitis bekämpften, und ein paar verstreuten Models und Tänzerinnen, die Kraft durch Schmerz gewannen. Ich brauchte nicht lange, um Angel Gloria auszumachen — knackig in der winzigen Andeutung eines silbernen Fitneßdresses. Ich verstand, warum sie das Oxford-Fitneßstudio gewählt hatte: Hätte sie ihre Brustmuskeln unten im Hyde Park angespannt, hätte sie mehr Herzinfarkte verursacht als der Crash von 1987.
    Ich zog meine Shorts und meine alternden Laufschuhe an und betrachtete mich im
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