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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis
Autoren: Andreas Schramek
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sie umfasste meinen Körper, und ihre kleinen zarten Hände gaben die Liebkosungen zurück, während ihr Kopf gegen meine Brust gelehnt war.
    «Ich möchte aus deinem Mund nie mehr das Wort Herr hören, wenn du mich ansprichst, nie mehr!»
    Ich spürte, wie einige Tränen auf meine Brust fielen, und drückte Ti noch fester an mich. Dann sahen wir uns an, und ich wusste, dass eine glückliche Frau vor mir stand. Wir küssten uns immer wieder, und ganz unmerklich, unter Neckereien und Späßen, bewegten wir uns langsam, Schritt für Schritt, auf das Schattenhaus am Ende des Gartens zu.
    Wir blieben dort bis zum frühen Morgen.
    Als wir zu meinem Palast zurückkehrten, huschten schon einige Diener umher und verrichteten die ersten morgendlichenArbeiten. Mir entging ihr Staunen nicht, als Ti und ich Hand in Hand die Terrasse betraten, und eher beiläufig sagte ich zu einem von ihnen: «Sagt meinem Schreiber, dass sich zwei Stunden vor Sonnenuntergang alle Diener meines Hauses hier versammeln sollen. Ihn selbst will ich schon zur Mittagsstunde im Schattenhaus sehen. Bis dahin lasst uns ungestört!»
    Mein Schreiber hieß Nacht, war dreißig Jahre alt und kam aus der Domäne des Amun. Er war ein ebenso gewissenhafter und gebildeter Beamter, wie es Cheruef vor ihm war. Ohne große Umschweife erklärte ich ihm, dass ich Ti zur Frau nehmen würde. Ich verfasste mit ihm gemeinsam einen Ehevertrag und traf alle Verfügungen für den Fall meines Ablebens. Sicher, den größeren Teil meines Besitzes sollte Nafteta bekommen, aber ich wollte Ti so absichern, dass sie frei von Sorgen um den täglichen Unterhalt ein würdevolles Leben führen konnte. Ti war mit allem einverstanden, und wir beide setzten unsere Namen unter das Schriftstück. Am Abend, unsere Sänfte stand schon bereit, gab ich all meinen Dienerinnen und Dienern bekannt, dass Ti nicht mehr länger Amme meines Hauses, sondern meine Frau war, und dass man ihr mit demselben Respekt zu begegnen hatte wie mir. Ich versprach ihnen ein großes Fest, sobald Pharao und vor allem auch meine Tochter zurückgekehrt sein würden. Unter den begeisterten Hoch- und Jubelrufen meiner gesamten Dienerschaft bestiegen wir die Sänfte und ließen uns zu Acha bringen.
    Der Abend bei Acha und Iset verlief so, wie ich es mir gewünscht hatte. Gleich zur Begrüßung fiel beiden auf, dass Ti mich mit Eje anredete, und dass wir noch vertrauter, ja verliebter miteinander umgingen als tags zuvor. Die Unterhaltung war fröhlich und ungezwungen, und ich gewann den Eindruck, dass unsere Gastgeber meine Verbindung zu Ti nicht nur als unabänderliche Tatsache hinnahmen, sondernehrliche Freude empfanden. Zum äußeren Zeichen für alle, dass Ti im Hause Achas ein für allemal als ebenbürtige Freundin und nicht nur als Amme meiner Tochter willkommen war, wurde sie von einer Dienerin Achas mit Duftöl eingesalbt. Erst jetzt verriet ich meinen Freunden, dass Ti und ich bereits mittags den Ehevertrag unterschrieben hatten und wir bereits Mann und Frau waren.
    Es war gut so.
     
    Wie so oft war die Rückkehr des Hofes ein bedeutendes Ereignis, ein großes Fest, und die Menschen verstanden immer besser, den mächtigsten Herrn der Welt, den Guten Gott, so zu empfangen, wie es einer gottgleichen Majestät zukam. Amenophis wusste wie kein anderer, wie er die Erwartungen seines Volkes erfüllen konnte. Die Pracht, die Würde und Erhabenheit, mit der er vor den Menschen erschien, ließen keinen Zweifel daran, dass er von Amun gezeugt und somit göttlicher Herkunft war.
    An den Wänden des Tempels von Ipet-sut stand geschrieben, dass Thutmosis von Amun zu Mutemwia geschickt wurde, die schöner war als alle Frauen im Lande. Und Amun selbst verlangte nach der, die er liebte. Weiter steht dort geschrieben:
    «Da machte Amun seine Gestalt zu der der Majestät dieses Gatten, des Königs von Ober- und Unterägypten, Men-chepru-Re, dem Leben gegeben werde. Er fand sie, indem sie in der Schönheit ihres Palastes schlief. Sie erwachte vom Gottesgeruch und lächelte Seiner Majestät zu. Er ging sofort zu ihr, und er verlangte nach ihr. Da zeigte er sich in seiner Form als Gott, nachdem er zu ihr getreten war. Sie jubelte, als sie seine Schönheit sah, und die Liebe zu ihm drang durch ihre Glieder. Danach tat nun die Majestät dieses Gottes alles, was er wollte, mit ihr. Dann sprach Amun, der Herr der Throne derBeiden Länder mit Ihrer Majestät: Amenophis-Herrscher-von-Waset sei der Name dieses Kindes, das ich in deinen
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