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Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum
Autoren: Max Kruse
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Erstes
Kapitel
In
dem der Professor verreist,
das
Urmel viele Fragen stellt
und
schließlich krank wird
     
    Vor dem Blockhaus stand der
Hubschrauber mit hängenden Rotorflügeln. Sie hingen schlaff herab, weil sie
sich nicht drehten. Sie drehten sich nicht, weil König Futsch mit dem Professor
gerade ein langes Gespräch führte.
    König Futsch war — wie man wohl
weiß — ein abgesetzter König, der sich selbst diesen Spitznamen zugelegt hatte.
Eigentlich hieß er König Pumponell der Fünfundfünfzigste. Früher einmal hatte
er das Land Pumpolonien regiert, aber heute wurde er dort nur noch
freundlicherweise geduldet.
    Er war nach Titiwu geflogen, um
Professor Habakuk Tibatong herzliche Grüße von seiner Frau Naftaline zu
überbringen. Nun, dazu hätte er vielleicht den langen Flug nicht zurückzulegen
brauchen. Aber er brachte dem Professor auch eine Einladung von dessen früherem
Widersacher, von Direktor Doktor Zwengelmann, Leiter des Naturkundemuseums und
des Zoos von Pumpolon, mit: eine Einladung, über die voreiszeitlichen Urmel
einen Vortrag zu halten. Vor kurzem hatte ja Direktor Doktor Zwengelmann mit
eigenen Augen Felszeichnungen von Urmels gesehen, und zwar in der Nähe des
Nordpols.
    Die Insel Titiwu liegt im
Gegensatz zum Nordpol fast an der heißesten Stelle der Erdkugel, tief im Süden.
Hier lebte der Professor mit seinen sprechenden Tieren, denen er allerdings in
letzter Zeit nur noch selten Unterricht gab. Aber das war ja auch kaum noch
notwendig. Nur Albi, der kleine weiße Seehund, musste das Reden noch lernen.
    Wutz, das treue Hausschwein und
des Professors Haushälterin, hatte einen kräftigen Kaffee gekocht und redete
dem Professor gut zu, der Einladung zu folgen. »Eine bessere Gelegenheit, dein
Ansehen unter deinen Kollegen wiederherzustellen, kannst du dir kaum wünschen,
öfföff!«, grunzte sie. »Oh du mein Gott, ich erinnere mich noch gut, wie sie
dich ausgelacht und sogar von deinem Lehrstuhl vertrieben haben — also, ich
packe gleich deinen Koffer!«
    Der Professor wehrte sich nur
schwach. Er meinte, er könne die Tiere nicht so lange alleine lassen. Aber Wutz
war ganz sicher, dass sie mit allen Problemen selber fertig werden würde. Der
Professor wollte auch viel lieber die neu entstandene Vulkaninsel Urwapingschu
untersuchen, aber Wutz sagte ihm, dass er sich damit noch sehr viel Zeit lassen
könnte, denn die Insel würde ja seinen eigenen Worten nach noch jahrelang nur
aus toter Asche und Lava bestehen.
    Das sah er ein. Und so gab er
schließlich nach. Nur ein wenig Zeit erbat er sich, um seinen Vortrag
auszuarbeiten und seine Notizen zu ordnen.
    Wutz war daher früher mit dem
Kofferpacken fertig. Viel zum Anziehen hatte der Professor ja nicht: Schuhe,
Socken, Hemd, Hose und eine Jacke. König Futsch versprach, mit seiner Frau
Naftaline und dem Professor vor dem Vortrag noch einmal in die Stadt zum
Einkaufen zu gehen. Zum Beispiel: eine Krawatte nach der neuesten Mode.
Vielleicht sogar einen ganzen Anzug.
    Dann begab sich König Futsch an
den Strand der Insel, um mit Wawa, dem Waran, und mit Ping Pinguin zu plaudern;
um sich in den Sand zu legen, zu schwimmen und sich auszuruhen: einige Stunden
Inselferien.
    Als Wutz die Koffer
zugeschlossen hatte und merkte, dass sie den Professor beim Nachdenken störte,
ließ auch sie ihn allein. Sie trollte sich in ihre Schlummertonne. Hier gab sie
sich, auf die geblümte Matratze gestreckt, der Lektüre der vielen neuen
illustrierten Zeitungen hin, die ihr König Futsch aus der Stadt mitgebracht
hatte.
    Allerdings wurde sie sehr bald
vom Urmel gestört: »Ich will auch illustrierte Zeitungen ansehen!«, sagte es.
    Da kroch Wutz aus der Tonne —
zwei hatten ja nicht darin Platz — und das Urmel kauerte sich neben sie und sie
beschauten sich zusammen die gedruckten bunten Bilder aus der fernen, großen
Welt der Menschen.
    Wutz liebte besonders die
Zeitschriften, die sich mit der vornehmen Gesellschaft beschäftigten. Sie hatte
etwas kitschige Vorlieben.
    Sie zeigte dem Urmel das
knallbunte Bild einer blonden Prinzessin, die vor der Brust einen großen Orden
trug. Diese Prinzessin wurde noch oft gezeigt, beim Reiten, beim Teetrinken,
beim Lächeln, beim Theaterbesuch und während sie in Öl gemalt wurde. Prinzessin
Klara hieß sie und sollte einmal Königin werden. »Ist sie nicht wunderschön,
öfföff?«, fragte Wutz das Urmel.

    »Wenn sie keine
Prinzessin wäre, würde man sie aber nicht in die Zeitung bringen, und sie sähe
doch auch
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