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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Vorwort
    Langes Leben braucht langen Atem
     
    Die Zeichen stehen auf Methusalem. Noch nie wurden die Menschen in unseren Breiten so alt wie heute. Wer derzeit in Deutschland geboren wird, darf auf ein Leben von über 80 Jahren hoffen. In Spanien, Italien und Schweden wird man sogar noch älter, und selbst die schwergewichtigen US-Amerikaner schaffen fast 79 Jahre, also mehr als doppelt so viel wie im afrikanischen Swasi-Land, wo man gerade mal 34 Jahre erreicht. Es lässt sich eben gut und lange leben im Wohlstand, wo die Bildung hoch, das Konfliktpotenzial spärlich, das Trinkwasser sauber und die Ernährung reichlich ist. Wir sollten also glücklich sein. Das Problem ist jedoch, dass nicht alle von uns in gleichem Maße am langen Leben partizipieren.
    Denn die oben genannten Zahlen repräsentieren nur Durchschnittswerte, die keinen Aufschluss über die Altersspannen geben – und die können von einem Individuum zum anderen sehr unterschiedlich sein. Mitunter sind diese Differenzen nachvollziehbar. So erstaunt es nicht, dass Professoren, Lehrer und Pfarrer älter werden als Gerüstbauer, Dachdecker und Bergarbeiter. Denn die erstgenannten besitzen mehr Vermögen und Bildung, fallen seltener von der Leiter und belasten ihren Körper weniger mit Feinstaub, Nikotin und Alkohol. Und dass Rock- und Pop-Musiker mit ihrem Drogenkonsum gleich mehrere Jahrzehnte früher sterben als die Schafhirten auf Korsika, liegt ebenfalls nahe.
    In vielen anderen Fällen kommen jedoch die Ursachen für die Altersdifferenzen nicht unmittelbar ans Tageslicht. Warum etwa werden Frauen im Alltag fünf Jahre älter als ein
Durchschnittsmann, nicht aber in der Abgeschiedenheit eines Klosters, und warum wirkt bei ihnen Hausarbeit lebensverlängernd und Berufstätigkeit lebensverkürzend, während es bei den Männern genau umgekehrt ist? Warum sterben Ärzte früher als der Bevölkerungsdurchschnitt, obwohl sie doch eigentlich wissen sollten, wie man sich gesund hält? Warum starb Paul Gauguin mit 54, während sich sein Künstlerkollege Picasso erst kurz vor seinem 92. Geburtstag in die endgültige Schaffenspause verabschiedete? Warum sang Entertainer Jopie Heesters noch im dreistelligen Lebensalter, während sein Berufskollege Harald Juhnke schon mit 75 Jahren auf ewig verstummte? Warum starb Willy Brandt mit 78 Jahren, während Walter Scheel und Helmut Schmidt, obwohl sie ähnliche Posten bekleideten, bei bester Gesundheit auf die Hundert zusteuern und Letzterer dabei sogar einen Großteil seiner Zeit unter dichtem Tabakqualm verbringt?
    Nicht immer liegt auf der Hand, weswegen die einen Menschen deutlich älter werden als andere. Zwar werden diverse Faktoren diskutiert, die dabei die Hauptrolle spielen könnten, doch diese halten einer näheren Überprüfung zumeist nicht stand. Fest steht eigentlich nur, dass zwar der große Rahmen unserer Lebenserwartung vom Erbgut festgesetzt wird, dieses wiederum jedoch sehr viel Spielraum bietet. So hatte der älteste Mensch aller Zeiten, die Französin Jeanne Calment, einen Bruder, der 97 Jahre alt wurde. Das ist beachtlich, doch gegenüber den 122 Jahren der Schwester sind es immerhin 20 Prozent weniger. Zum Vergleich: Wenn eine 80-jährige Frau einen Bruder hat, der mit 65 stirbt, würde wohl jeder sofort sagen, dass sie ein gesegnetes Alter erreicht hat, er aber eigentlich vor seiner Zeit gestorben ist.
    Das Erbgut gibt also nur die weiten Rahmenbedingungen vor, konkret festgezurrt hingegen wird das Alter erst durch den Lebensstil. Doch was davon wirkt in welchem Umfang lebensverlängernd oder lebensverkürzend? Die Datenlage dazu ist verwirrend. So ist zwar der Tabakkonsum zweifelsfrei
ein Risikofaktor für Krebs- und Herzerkrankungen, doch ob er tatsächlich das Leben um bis zu zehn Jahre verkürzt, wie gerne behauptet wird, ist keineswegs sicher. Denn prinzipiell könnten Raucher auch deshalb so früh sterben, weil sie, wie man mittlerweile weiß, öfter unter Depressionen leiden – die sie überhaupt erst zur Zigarette greifen lassen –, sich weniger bewegen und schlechter ernähren. Bei den Vegetariern sieht die Faktenmelange, auch wenn sie in eine umgekehrte Richtung zeigt, ähnlich undurchsichtig aus. Sie leben zwar länger als ein Steak- und Leberwurstliebhaber, doch dies könnte auch daran liegen, dass sie insgesamt mehr auf die Gesundheit achten.
    Von sportlicher Aktivität weiß man ebenfalls, dass sie vor vielen Krankheiten schützt. Doch das heißt noch lange nicht, dass sie auch
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