Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis
Autoren: Andreas Schramek
Vom Netzwerk:
gerichtet, der regungslos vor Pharao kniete und um sein Leben fürchtete. Da zeigte Nimurias Hand auf den Schreiber, der zu seiner Rechten saß.
    «Schreib», befahl er mit ruhiger Stimme. «Sag Kadaschman-Ellil, dem König von Babylon, meinem Bruder. So spricht Neb-maat-Re und so fort. Nun, wenn deine Schwester gestorben wäre, warum sollte ich das verschweigen und an ihrer Stelle eine andere Frau vorführen? Amun sei mein Zeuge, deine Schwester lebt. Ich habe sie zu einer Herrin eines Haushalts gemacht.»
    Nimuria nahm jetzt den Brief seines babylonischen Bruders zur Hand und fuhr fort:
    «Du schreibst: ‹Meine Töchter, die mit Königen in der Nachbarschaft verheiratet sind, sprechen mit meinen Boten, wenn meine Boten dorthin kommen, und sie schicken mir als Gruß ein Geschenk. Doch das Mädchen an deiner Seite ist wohl arm.›»
    Dann übergab er den Brief dem Wesir, beugte sich nach vorne, zeigte wieder auf seinen Schreiber und rief:
    «Dies sind deine Worte, mein Bruder. Sollte deine Schwester ein Geschenk an dich auswählen, schicke ich es dir gerne! Aber das nenne ich eine saubere Sache» – und jetzt wurde seine Stimme lauter – «deine Töchter nur wegzugeben, damit du von deinen Nachbarn Goldklumpen bekommst!»
    Dann lehnte er sich wieder zurück und schloss mit ruhiger Stimme:
    «So sprach ich es, und so werde es geschrieben! Und dir, Gesandter meines Bruders, sei Eines mit auf den Weg gegeben: Säße ich nicht schon achtzehn Jahre auf diesem Thron, sondern wäre noch jung und hochfahrend, und hätte ich nicht so kluge Berater, wer weiß, was mir alles in den Sinn kommen würde angesichts dieser frechen Worte.»
    Bei uns traute man den babylonischen Gesandten nicht mehr über den Weg. Sie galten als unehrlich, und Nimuria war über den Brief Kadaschman-Ellils mehr gekränkt, als Viele glaubten. Später behauptete Kadaschman-Ellil, schon die Boten seines Vaters hätten an unserem Hof nie Geschenke bekommen. Nimuria schrieb ihm:
    «Also habe ich mir gesagt: ‹Ob ich ihnen etwas gebe oder nicht, sie werden dir ohnehin weiter Lügen erzählen.› Also habe ich mir meine Meinung über sie gebildet und habe ihnen überhaupt nichts mehr gegeben.»
    Es wäre sicherlich nicht so weit gekommen, hätte Imreschnoch gelebt. So kühlten die einst so guten Beziehungen zum Euphrat ab und beschränkten sich mehr und mehr auf den Austausch von Waren.
     
    Die Jahre flogen nur so dahin.
    Prinz Thutmosis wurde jetzt, als Zwanzigjähriger, von seinem Vater nach Men-nefer geschickt, um vom Wesir Ptahmose in allen Belangen der Verwaltung ausgebildet zu werden. Außerdem wollte Nimuria, der sich jetzt fast ausschließlich in Waset aufhielt, zeigen, dass er das Interesse an Unterägypten nicht gänzlich verloren hatte. Anders als Prinz Amenophis, den viele für einen Träumer hielten, hatte Thutmosis alle Eigenschaften eines künftigen Herrschers. Er war ein fleißiger und begabter Schüler und ließ keine Gelegenheit aus, sich alles anzueignen, was für seine spätere Herrschaft von Bedeutung sein konnte. Sein Körper war noch kräftiger, noch muskulöser als der seines Vaters. Er besaß wahrhaft den Körper jener Steinfiguren, die Nimuria jetzt zu Hunderten in allen Tempeln des Landes aufstellen ließ. Thutmosis war auch größer gewachsen als sein Vater. Seine Gesichtszüge aber waren die seiner Mutter: Die etwas müde wirkenden Augen unter scharf abgegrenzten Augenbrauen. In seiner Eitelkeit   – Prinz Thutmosis war, verwöhnt durch sein anmutiges Äußeres, wahrhaft eitel – verwendete er zur Bemalung seiner Lider grundsätzlich nur grüne Farbe, was seinen Augen, die ebenfalls grün waren, einen geradezu dämonischen Ausdruck verlieh. Er war sich dessen bewusst und setzte die Wirkung seiner Augen ein, wo er nur konnte, besonders bei jungen Mädchen. Er hatte die hervorstehenden Backenknochen seiner Mutter ebenso wie ihren Mund, mit den kräftigen Lippen und den deutlich nach unten gezogenen Mundwinkeln, die beiden, Mutter und Sohn, diesen etwas verächtlich wirkenden Gesichtsausdruck verliehen.
    In Men-nefer errichtete derweil ein anderer großer Baumeister unseres Landes, Amenophis Hui, im Auftrag Pharaos einen neuen Tempel für Ptah, welcher den Namen «Nebmaat-Re, vereint mit Ptah» erhielt. An der Spitze der Diener des Gottes stand Ptahmose, der den Titel «Größter der Leiter der Handwerker» trug, da Ptah als der Schöpfergott auch der Schutzgott der Handwerker war. Zudem bekleidete er das Amt des «Vorstehers
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher