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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Missbrauch an Thomas Gabrillani zeigt.«
    »Elender Abschaum«, entfuhr es Pielkötter.
    »Hamacher und Lauterbach sind durch den Film zweifelsfrei als Täter identifiziert.«
    »Und was ist mit Liebermann?«
    »Das ist leider die schlechte Nachricht.«
    »Es ist einfach zum Kotzen«, stieß Pielkötter hervor.
    »Aber Chef, zwei der drei Täter wurden immerhin mit dem Tod bestraft. Und den Liebermann kriegen wir auch noch dran. Zumindest für den Besitz der Kinderpornos. Damit ist sein Ruf ruiniert, und den Job im Krankenhaus kann er auch vergessen.«

Donnerstag, 2. Juni  20:00 Uhr

    V erstohlen betrachtete Pielkötter Mariannes Profil. Sie studierte die Speisekarte der Lindenwirtin, während sich ein Ober in den bes ­ten Jahren von hinten ihrem Tisch näherte. Eigentlich begehre ich sie immer noch, dachte er, besonders, wenn sie lacht. So wie in diesem Moment. In seiner Gegenwart hatte sie dies jedoch seit Langem nicht mehr getan. Das Lachen war auch nicht für ihn bestimmt. Der Kellner hatte sich inzwischen leicht zu ihr hinuntergebeugt. Wahrscheinlich, um ihr etwas zu empfehlen. Vielleicht hatte er auch nur mit ihr gescherzt. Pielkötter selbst hatte es nicht mitbekommen.
    »Mein Mann braucht wohl noch Zeit«, hörte er Mariannes Stim me plötzlich wie aus der Ferne. Sie bedachte den Kellner mit einem Lächeln, das ihn begleitete, bis er aus dem Biergarten ins Innere des Restaurants verschwunden war. Gedankenverloren starrte Pielkötter auf die Speisekarte.
    »Hast du gehört?«, fragte Marianne. »Der Ober hat Lammkoteletts empfohlen. Lammkoteletts mit grünen Bohnen und Reis.«
    »Gut, bestellen wir das«, erwiderte Pielkötter schnell.
    Eigentlich war ihm das Gericht im Moment ziemlich egal, obwohl er ein gutes Mahl normalerweise durchaus zu schätzen wuss­ ­ te. Von dem heutigen Abend jedoch hing einfach zu viel ab. Bei diesem Gedanken verspürte Pielkötter einen dicken Kloß im Hals. In gewisser Weise befürchtete er, einer von ihnen würde bei diesem ersten Restaurantbesuch seit etlichen Monaten falsche Signale setzen. Wenn der Abend heute schieflief, sie nicht beide Interesse daran haben würden, ihre Beziehung wieder auf eine gute Bahn zu bringen, dann wollte er für den Fortbestand ihrer Ehe nicht mehr garantieren. Katharina Gerhardt würde niemals nur ein flüchtiges Abenteuer für ihn sein, das wusste er nur zu gut. Das nächste Treffen mit ihr musste Klarheit bringen. Das hatte Katharina einfach verdient.
    Während Mariannes Blick ihn plötzlich zu durchdringen schien, schaute er betreten zur Seite. Sollte er seiner Ehefrau etwa reinen Wein einschenken? Oder bewirkte Offenheit nur eine unerwünschte Reaktion? Katapultierte er damit alle Mühe um ihre Beziehung von vornherein ins Aus?
    Mariannes Zeigefinger fuhr langsam vom rechten Ohrläppchen in Richtung Kinn. Diese hundertmal registrierte Geste erschien ihm nur zu vertraut. Die Vertrautheit schmerzte. Schmerzte, als reiße eine alte Wunde auf.
    »Marianne«, sagte er und räusperte sich. »Du, wir müssen …«
    Weiter kam er nicht. Mit einem breiten Grinsen nahte der Kellner heran. »Haben die Herrschaften inzwischen gewählt?«
    »Zweimal Ihre Empfehlung«, erklärte Marianne, »und einen Riesling.«
    »Für mich ein kleines Pils«, fügte Pielkötter hinzu.
    Nachdem der Ober verschwunden war, sah sie ihn erwartungsvoll an.
    »Es kann so nicht weitergehen. Sicherlich habe ich einiges falsch gemacht, was deine beruflichen Ambitionen anbelangt. Habe dir manche Steine in den Weg gelegt, aber das darf doch nicht dazu führen, dass wir nun in einer Art Ehe leben, in der es kein Miteinander mehr gibt.«
    »Sie heißt Katharina, nicht wahr?«, fragte Marianne mit einer Stimme, deren Besonnenheit ihn überraschte.
    »Wieso?«, brachte er mühsam hervor. »Also, woher weißt du?«
    »Du hast ihren Namen mehrmals im Schlaf geflüstert.«
    »Verstehe«, erwiderte er, und das meinte er wirklich so.

ENDE

Die Autorin
    Irene Scharenberg ist in Duisburg aufgewachsen und hat hier Chemie und Theologie für das Lehramt studiert. Vor einigen Jahren hat sie die Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt. Seit 2004 sind zahlreiche ihrer Kurzgeschichten in Anthologien und Zeitschriften erschienen und in Wettbewerben ausgezeichnet worden. 2009 ge hörte die Autorin zu den Gewinnern des Buchjournal-Schreib wettbewerbs, zu dem mehr als 750 Geschichten eingereicht wurden.
Irene Scharenberg ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Auch wenn sie heute am Rande
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