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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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nehmen die reichen Herrschaften sich einen renommierten Anwalt und kommen in ein oder zwei Jährchen wieder frei. Was wiegt diese Zeit gegen ein versautes Leben? Und dann werden die sauberen Herren wegen guter Führung auch noch vorzeitig entlassen. Und können sich wieder auf die Suche nach neuen Opfern machen.«
    Schweigend hatte Pielkötter diesem Ausbruch zugehört. Am liebsten hätte er den Aussagen treffende Argumente entgegengesetzt. Aber gab es die? Er verschonte ihn jedenfalls mit der Phrase, dass nun einmal nicht jeder Selbstjustiz üben kann.
    »Am Krankenbett hat Ihr Vater Ihnen letztendlich die Informationen geliefert, um an die Männer heranzukommen?«, fragte Pielkötter deshalb, ohne auf Gabrillani einzugehen.
    »Mein Vater hat viel erzählt an diesem Tag«, seufzte Gabrillani. »Leider zu spät, um sich positiv auf unsere Beziehung auszuwirken. Von da an war er mit Schmerzmitteln nur noch zugedröhnt. Etwa zwei Wochen nach unserem Gespräch ist er gestorben.«
    »Aber Sie haben vorher einen gewissen Frieden mit ihm ge schlossen.«
    »Zum Teil habe ich ihn danach immer noch gehasst, aber ein wenig konnte ich ihn natürlich auch verstehen.«
    »Ich denke, der Ursprung des Unheils lag wohl im Internat Babelsberg«, erklärte Pielkötter.
    »Wahrscheinlich, schließlich haben mein Vater, Hamacher, Lauterbach und Liebermann dasselbe Internat besucht und sich dort angefreundet. So viel mein Vater erzählt hat, haben sie sich nach einer ausgelassenen Feier an einem jüngeren Mitschüler vergangen. Allerdings hat mein Vater keine Details erwähnt. Hat nur angemerkt, dass es dabei nicht zum Äußersten gekommen sei. Jedenfalls haben sich mein Vater, Cornelius Hamacher und Sebas­tian Lauterbach daraufhin diesen Kreis eingeritzt. Und sich Treue geschworen. Treue bis in den Tod. Und natürlich, nie etwas über das Ereignis zu verraten. Liebermann hat sich das Zeichen nicht verpasst oder verpassen lassen, obwohl er der Anführer war. Vielleicht hatte er deshalb die meiste Angst, etwas könne nach außen dringen.« Thomas Gabrillani seufzte. »In den Kreis haben sie sich die Anfangsbuchstaben ihrer Namen tätowiert. Das muss Ihnen doch aufgefallen sein?«
    »In der Tat«, erwiderte Pielkötter. »Ohne dieses Zeichen hätten wir vermutlich viel länger ermittelt.«
    »Wie gesagt, haben die drei sich geschworen, das Geheimnis zu bewahren. Offensichtlich fühlte sich mein Vater auch als Erwachsener noch an den Schwur gebunden.«
    »Können Sie sich vorstellen, dass sich Ihr Vater nach dieser Entgleisung im Internat später wieder an Kindern vergangen hat?«
    »Wissen kann ich das natürlich nicht, und vorstellen will ich es mir nicht, können Sie sich ja denken. Nach seiner eigenen Schilderung hat er eher mitgemacht, um dazuzugehören. Später hat er höchstens geahnt, dass seine Freunde diese abartige Neigung weiter ausgelebt haben. Allerdings hat ihm einer von denen in betrunkenem Zustand entsprechendes Bildmaterial angeboten. Ich tippe dabei auf Lauterbach oder Hamacher. Konkrete Beweise, dafür oder auch dagegen haben ihm jedoch gefehlt. Vor allem war es für ihn wohl unvorstellbar, dass sie seinen Sohn missbrauchen könnten.«
    »Was wissen Sie über Ernst-Theodor Liebermann?«
    »Er ist erst später zu den anderen gestoßen. War wohl auch mehr mit Hamacher und Lauterbach befreundet.«
    »Aber Ihr Vater hat Ihnen die Adresse von allen dreien gegeben?«
    »Und ein Erkennungszeichen. Das hatten sie sich für den Notfall ausgedacht.«
    »Der Tattag war immer ein Dienstag, warum?«, fragte er, um wieder auf die jüngsten Morde zurückzukommen.
    »Weil sie mich an einem Dienstag vergewaltigt haben«, antwortete Thomas Gabrillani, wobei er selbst über die konkrete Formulierung der Tat erschrocken zu sein schien.
    »Und das wissen Sie noch so genau nach all den Jahren? Obwohl der Wochentag doch eher nebensächlich war.«
    »Vielleicht«, wich Gabrillani zunächst aus. »Aber dienstags habe ich immer mit meinen Freunden Fußball gespielt. An dem besagten Tag hat mein Vater mich vom Bolzplatz abgeholt, noch ehe das Spiel zu Ende war. Anschließend hat er mich zu Cornelius Hamacher gebracht. In meinem ganzen Leben habe ich nie wieder gespielt. Und meine Freunde habe ich natürlich auch verloren.« Traurig starrte Thomas Gabrillani vor sich hin.
    »Wissen Sie, ob Ihr Vater und seine Freunde im Internat Babelsberg selbst missbraucht worden sind?«, fragte Pielkötter, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten.
    »Ich
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