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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder
Autoren: Stella Blómkvist
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1. KAPITEL
    Erster Sonntag im März
     
    E r ist auf dem Weg. Der verdammte Orgasmus.
    Ich habe Ort und Zeit vergessen. Mich ganz der Macht der Lust hingegeben, die von der Erinnerung an den schnittigen schwarzen Hengst und die heiße Musik in den Nerven meines Körpers entfacht wurde. Hier sprühen auch immer noch die züngelnden Flammen meines wunderbaren Feuerwassers aus Tennessee Funken.
    Jetzt geht es nur noch darum, die Finger diesem harten, schnellen Rhythmus anzupassen, der mich mitten in der Nacht unter den bunten, blinkenden Lichtern völlig im Griff hatte. Wo ich vom Fieber der Triebe völlig besessen abgezappelt habe, fühlte, wie der Schweiß in Strömen zwischen den Brüsten, den Bauch und dann die Beine hinunterrann und das dünne Shirt und den eng anliegenden Rock durchnässte.
    Um mich herum war alles voll von halb nackten Leuten, die wie huschende Schatten, die ständig in Bewegung waren, in meinem Blickfeld auftauchten und wieder verschwanden.
    Aber ich hatte nur Interesse an einem.
    Meinem Hengst. Meinem süßen, nächtlichen Spielzeug.
    Diesem kohlrabenschwarzen, hoch gewachsenen amerikanischen Hengst, der erzählte, dass er hierher in das nördliche Reich der Kälte gekommen sei, um einen rotbraunen Basketball zu tätscheln.
    Wahnsinn, wie fingerfertig er war!
    Wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn vor mir, als hätte ich ihn immer noch im Arm. Er konzentriert den Blick seiner teerschwarzen Augen auf mich.
    Stark. Durchtrainiert. Und allzeit bereit.
    Presst sich an mich. Zeigt mit Taten, dass er auch mit anderen Dingen als einem dämlichen Ball umgehen kann. Lässt mich seine Muskelknarre spüren, die geladen bis zu seinem Nabel reicht.
    Langsam, Stella! Langsam!
    Ich will so weitermachen.
    Genau so.
    Will die Erregung so lange wie möglich genießen.
    Plötzlich beginnt die Musik in meinem Kopf aus dem Takt zu geraten. Irgendetwas stört den tollen Beat.
    Irgendetwas, das eintönig, frech und nervig klingt.
    Unerträglich!
    Der wohlige Augenblick geht vorbei.
    Die anstachelnde Musik bekommt Schluckauf und stirbt langsam ganz aus. Der schwarze Hengst versinkt wieder im Dunkel der Erinnerungen. Der Orgasmus zieht sich in sein Versteck zurück.
    Alles nur, weil irgendein Idiot an meiner Haustür einen Veitstanz aufführt. Drückt endlos auf die Klingel. Wieder und wieder und wieder.
    Ich liege in Schweiß gebadet und keuchend unter meiner Bettdecke. Mit klatschnassen Fingern.
    Versuche, das ständige Klingeln zu überhören. So zu tun, als würde ich nichts hören. Als wäre ich nicht zu Hause. Oder eben gestorben! Verschwunden!
    »Weiche von mir, Satan!«
    Aber es ist zu spät. Die erotikgeladene Stimmung ist vorbei. Die Fata Morgana verschwunden.
    Es ist einfach wieder nur ein normaler Sonntag.
    Und ich bin alleine im Bett.
    Das Klingelmonster gibt nicht auf. Es scheint sich vorgenommen zu haben, den ganzen Tag zu schellen. Oder bis ich aufgebe und die Treppe heruntertippele.
    Verdammter Sack!
    Schließlich halte ich diese Tortur nicht mehr aus.
    Rolle mich aus dem Bett. Fahre mit meinen Füßen wütend in die weichen Pantoffeln. Streife mir den warmen Bademantel über. Binde den Gürtel fest.
    Fahre mit den Fingern durch mein helles, langes Haar. Meinen Goldschatz. Bevor ich ins Erdgeschoss flitze.
    »Was zum Teufel ist denn los?«, schreie ich kochend vor Wut in die Gegensprechanlage.
    »Entschuldige, aber ich muss umgehend mit dir sprechen.« Die Stimme klingt gefasst. Wichtig.
    »Komm später.«
    »Leider kann mein Anliegen nicht warten, da mein Freund noch heute vor Gericht erscheinen muss und er dich unbedingt vorher noch treffen muss.«
    »Sonntags?«
    »Ja, es ist so ein Fall. Würdest du bitte die Tür öffnen, damit ich dich über die Vorkommnisse in Kenntnis setzen kann?«
    »Nein!«
    Er zögert einen Moment. Versucht dann einen anderen Weg zu meinem Herzen.
    »Also, ich bin überzeugt davon, ähem, dass du großes Interesse daran haben wirst, diesen Fall anzunehmen, sobald du gehört hast, was ich dir zu unterbreiten habe.«
    »Geh nach Hause, schlafen!«
    »Außerdem muss erwähnt werden, dass ich dich nur darum bitte, deinen Pflichten als Anwältin nachzukommen.«
    »Ich bin nur mir selbst gegenüber verpflichtet. Nicht irgendwelchen verrückten Kerlen, die mich zu unchristlichen Zeiten sonntagmorgens aus dem Bett schmeißen.«
    »Unchristliche Zeit? Es ist doch schon früher Nachmittag!«
    Früher Nachmittag?
    Ich gucke auf die Uhr. Es ist kurz vor zwei.
    Uff!
    Der Kerl hat
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