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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer
Autoren: Frances Fyfield
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Frage: Was wollte sie bloß mit meiner Kette? Ach, ich weiß, daß Diebe keine Auswahl auf der Grundlage von Bedürfnissen treffen, aber wozu, wenn sie das verflixte Ding doch nie tragen könnte? Es sei denn, sie nahm es, um es zu verkaufen. Ein goldenes Halsband trug sie, die arme Katherine, wie eine besonders kostbare Sklavin. Mir tat sie leid, noch ehe sie das ganze exquisite Essen erbrach. Das andere, was mir noch weniger Ruhe ließ, war das Scharren an der Tür, dieses eigenartige Ge-räusch, das der Zeitzünder der ganzen Bombe gewesen zu sein schien, das angebliche Kratzen von Katzenjungen. In dem Haushalt?
    In diesem Tempel der Reinheit und Keimfreiheit, mit dem kleinen allergischen Jeremy und bei ihrem unablässigen Bemühen, unsere Katzen zu vergiften? Unmöglich zu glauben, was immer er sagte!
    Nie würden sie gutes Geld für Katzen ausgeben, und ich habe auch noch nie eine Katze erlebt, die derartige Geräusche hervorbringt. Das habe ich immerhin zu Sebastian gesagt, und er spöttelte, daß sie sich wahrscheinlich Affen hielten. Ohne daß er sich weiter dazu ausgelassen hätte, scheint er seine hohe Meinung von David Allendale revi-diert zu haben. Laß gut sein, meinte mein Ehemann, das geht uns nichts an. Aber mir ließ es keine Ruhe. Ich mußte an die vielen Kleider draußen an der Straße denken, und wieder lief es mir kalt den Rücken herunter. Nun vertraue ich mich ja nicht oft Mrs. Harrison an, doch von der Geburtstagsfeier habe ich berichtet, weil sie danach fragte und ich ja schlecht hätte behaupten können, es sei nichts weiter gewesen. Als sie von dem Debakel hörte, sah sie mich nur mit großen Augen an, trat von einem Fuß auf den anderen und platzte dann heraus: »Wir haben uns so furchtbare Sorgen gemacht, Mrs.
    Pearson, daß wir sogar ›Kinder in Not‹ alarmiert haben.«
    »Was!«

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    »Wir haben uns Sorgen um Jeanetta gemacht«, verteidigte sie sich.
    »Das habe ich Ihnen doch schon einmal gesagt.«
    »Ja«, räumte ich beschämt ein. »Ja, das haben Sie. Aber den Kinderschutzbund! Also hören Sie mal! Sind sie gekommen?« Ihre Gesichtszüge entspannten sich, aber sie mochte wohl keine Einzelheiten verraten, die ganze Episode war ihr offenbar zutiefst peinlich.
    »Scheint so. Ich hörte von Mrs. Allendales Schwester, daß ein Mann da war. Alles in Ordnung. Und Jeanetta ist sowieso bei der Oma, also war das ganze ein Fehlalarm.« Ich ließ die Sache auf sich beruhen, legte es aufs Eis des fröstelnden Unbehagens.
    Am Donnerstag war Samantha an der Reihe mit dem Verwöhnen, zum Ausgleich für die Eifersucht (die Kleine ist ihrer Mutter ja so ähnlich!), die bedenkliche Ausmaße annimmt. Sie durfte ganz alleine mit ihrem Vater zu einem ausgiebigen Cafébesuch losziehen. Mark und ich blieben mit dem Scrabble-Brett zurück, er mit einem Bein, das ihn bis zum Aus-der-Haut-Fahren plagte, so daß das Spiel für ihn vermutlich nicht das reinste Vergnügen war, dafür aber, wie ich zugeben muß, für mich, für die das so neu ist, Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, daß ich immer noch entzückt bin und nur hoffen kann, daß das vorübergeht, sonst kehre ich vielleicht nie mehr ins Büro zurück. Der Junge ist bei diesen Spielen so gewieft, daß er mich geradezu gewinnen »läßt«, oder er hätte es getan, wenn er nicht ebenso unkonzentriert gespielt hätte, als steckten ihn meine streunenden Gedanken an. Mir spukten immer noch die Allendales im Kopf herum und weigerten sich, in Würde abzutreten. Als Patsy an der Tür scharrte, machte ich regelrecht einen Satz, dachte an lauter wirre Dinge ohne Zusammenhang. Mark legte mit Grandezza das Wort D-I-E-B. Das Gedächtnis treibt ja häufig seinen Schabernack mit einem, doch seine verschlafene Beichte hatte ich fast vergessen.
    »Mark, kannst du dich erinnern, daß du mir von einem fremden Mann erzählt hast und davon, daß Sammy meinte, er wäre noch einmal dagewesen, als du mit Papa verreist warst?«
    Er nickte. »Ich hätte aber nicht…«
    »Doch, das kannst du ruhig, mein Schatz. Kein Grund zur Aufregung, ich weiß sowieso Bescheid, aber wenn er in der letzten Woche das zweite Mal da war, wann ist er denn dann das erstemal gekom-351
    men?« Er sah in der Frage keinen Widerspruch zu meiner Behaup-tung, im Bilde zu sein, und dachte angestrengt nach.
    »Ach, vor einer ganzen Ewigkeit. Moment, jetzt weiß ich’s wieder.
    Es war, bevor Jeanetta und Jeremy nicht mehr zu uns gekommen sind. Glaub ich. Er ist reingekommen, als Mr. Harry und ich
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