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Im hohen Gras

Im hohen Gras

Titel: Im hohen Gras
Autoren: S King
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hab überall nach dir gesucht.
    Nur dass sie nicht nach einem Fels gesucht hatte. Sondern nach einem Mädchen .
    Einem Mädchen. Meinem Mädchen. Meiner Verant…
    » WAS HABEN WIR DA GEGESSEN? « Sie prügelte auf Cal ein, aber ihre Fäuste waren schwach, so überaus schwach. » O GOTT! O GOTT, O GOTT! «
    Er setzte sie ab und betrachtete sie erst sichtlich erstaunt, dann geradezu belustigt. »Was denkst du denn, was wir da gegessen haben?« Er schaute zu dem Jungen hinüber, der daraufhin grinste und den Kopf schüttelte, als hätte jemand gerade etwas absolut Albernes gesagt. »Beck… Liebes … wir haben nur etwas Gras gegessen. Gras und Samen und so was. Das machen Kühe andauernd.«
    »Es war mal ein fauler Bauer«, sang der Junge und legte die Hände vor den Mund, um nicht laut loszukichern. Seine Finger waren ganz rot.
    »Ich glaube dir nicht«, sagte Becky mit kraftloser Stimme. Sie schaute zu dem Fels hinüber. Er war über und über mit kleinen tanzenden Figuren bedeckt. Und ja, im Morgenlicht schienen sie tatsächlich zu tanzen, sich in aufsteigenden Spiralen zu drehen.
    »Wirklich, Becky. Der Kleinen geht’s … großartig. Sie ist in Sicherheit. Du musst nur den Fels berühren, dann wirst du schon sehen. Und alles verstehen. Berühr einfach den Fels, und du bist …«
    Er sah den Jungen an.
    »Erlöst!«, schrie Tobin, worauf sie beide losplatzten.
    Das Kamel und der Scheich, ging es Becky durch den Kopf. Die denken beide gleich.
    Sie ging auf den Fels zu … streckte die Hand aus … und zog sie wieder zurück. Was sie da gegessen hatte, hatte nicht nach Gras geschmeckt. Sondern nach Sardinen. Wie der letzte süß-salzig-bittere Schluck einer Margarita. Und wie …
    Wie ich . Als hätte ich mir den Schweiß aus den Achselhöhlen geleckt. Oder … oder …
    Sie kreischte los. Sie wollte sich abwenden, aber Cal hielt sie am einen wild um sich schlagenden Arm gepackt und Tobin am anderen. Sie hätte in der Lage sein müssen, sich wenigstens von dem Kind loszureißen, aber sie war immer noch zu schwach. Und dann der Fels. Auch der zerrte an ihr.
    »Berühr ihn«, flüsterte Cal. »Dann bist du auch nicht mehr so traurig. Du wirst sehen, dem Baby geht es gut. Der kleinen Justine. Der geht es besser als gut. Sie ist eins mit der Natur geworden! Becky – sie fließt .«
    »Genau«, sagte Tobin. »Berühren Sie den Fels. Sie werden schon sehen. Dann verirren Sie sich hier draußen nicht mehr. Dann verstehen Sie das Gras. Dann sind Sie ein Teil von ihm. Wie Justine.«
    Sie führten sie zu dem Fels. Er summte geschäftig. Glücklich. Aus dem Inneren drang ein ganz wundersamer Lichtschein. Auf der Oberfläche tanzten winzige Strichmännchen und Strichfrauen. Eine Melodie war zu hören. Und sie dachte: Alles Fleisch ist Gras.
    Becky DeMuth umarmte den Fels.

    Sie saßen zu siebt in einem alten Wohnmobil, das nur noch von Spucke und gutem Willen zusammengehalten wurde und – möglicherweise – von dem Harz des ganzen Dopes, das in seinen rostigen Wänden geraucht worden war. Auf einer der Seiten prangte zwischen verschiedenen psychedelischen Gemälden in Rot und Orange das Wort FURTHER zu Ehren des International-Harvester-Schulbusses, Baujahr 1939, mit dem Ken Keseys Merry Pranksters im Sommer 1969 einen Abstecher nach Woodstock gemacht hatten. Damals waren diese modernen Hippies mit Ausnahme der beiden ältesten noch nicht einmal geboren.
    Vor Kurzem waren die Blumenkinder des 21. Jahrhunderts in Cawker City gewesen und hatten sich vor dem größten Schnurknäuel der Welt verbeugt. Seither hatten sie eine abartige Menge von Dope konsumiert und hatten deshalb inzwischen alle einen richtigen Heißhunger.
    Es war Twista, der Jüngste von allen, der den Schwarzen Fels des Erlösers mit seinem hoch aufragenden weißen Turm und dem ach so praktischen Parkplatz entdeckte. »Kirchenpicknick!«, rief er von seinem Platz neben Pa Cool aus, der am Steuer saß. Twista hüpfte so aufgeregt auf und ab, dass die Schnallen an seiner Latzhose klirrten. »Kirchenpicknick! Kirchenpicknick!«
    Die anderen stimmten mit ein. Pa schaute in den Rückspiegel nach hinten zu Ma. Da sie nur mit den Achseln zuckte und nickte, bog er auf den Parkplatz ein, wo er Further schließlich neben einem staubigen Mazda mit Kennzeichen aus New Hampshire abstellte.
    Die Blumenkinder (die alle Souvenir-T-Shirts mit einem Schnurknäuelbild trugen und heftigst nach Gras rochen) drängten hinaus. Pa und Ma, die Ältesten, waren Käpt’n und Erster
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