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Im hohen Gras

Im hohen Gras

Titel: Im hohen Gras
Autoren: S King
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die Handflächen auf eine heiße Bratpfanne legen. Er schrie los …
    … aber der Schrei blieb ihm alsbald im Hals stecken.
    Der Stein war überhaupt nicht heiß. Er war kühl. Er war wunderbar kühl. Cal legte sein Gesicht darauf, ein müder Pilger, der an seinem Ziel angekommen war und sich endlich ausruhen konnte.

    Als Becky den Kopf hob, ging die Sonne entweder auf oder unter, und ihr tat der Bauch weh, als hätte sie die ganze letzte Woche an einer Darmgrippe gelitten. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, stemmte sich hoch, trat aus dem Gras hinaus und ging auf direktem Weg zum Wagen hinüber. Zu ihrer Erleichterung steckte der Schlüssel noch in der Zündung. Becky bog vom Parkplatz auf die Straße und fuhr in gemächlichem Tempo weiter.
    Anfangs hatte sie kein bestimmtes Ziel vor Augen. Der Schmerz im Unterleib kam in Wellen und ließ kaum einen klaren Gedanken zu. Sie verspürte ein dumpfes Pochen, ein Gefühl wie Muskelkater nach zu großer Anstrengung; dann wieder wurde der Schmerz stärker, bohrte sich ihr in die Eingeweide und brannte in ihrem Schoß. Ihr Gesicht war heiß und fiebrig, und obwohl sie mit offenem Fenster fuhr, wurde ihr nicht kühler.
    Allmählich brach die Nacht herein, und der sterbende Tag roch nach frisch gemähtem Rasen, nach Grillen im Garten, nach Mädchen, die sich für ihre Verabredungen fertig machten, und nach Baseball bei Flutlicht. Becky rollte im Abendrot durch die Straßen Durhams, die Sonne ein aufgeblähter Blutstropfen am Horizont. Sie glitt am Stratham Park vorbei, wo sie auf der Highschool mit der Leichtathletikmannschaft trainiert hatte, bog ab und fuhr um das Baseballfeld herum. Ein Aluminiumschläger klirrte, gefolgt von Jungengeschrei. Eine dunkle Gestalt spurtete geduckt in Richtung First Base.
    Becky war mit den Gedanken ganz woanders, während sie weiterfuhr und einen ihrer Limericks vor sich hin sang. Sie flüsterte den ältesten, den sie hatte finden können, als sie für ihr Referat recherchiert hatte, einen Limerick, der verfasst worden war, lange bevor diese Gedichtform zu etwas verkommen war, was nur vom Ficken handelte, auch wenn er ebenfalls in diese Richtung ging:
    »Verborgen im hohen Gras«,
    sang sie.
    »Ein hübsches Mädchen einst saß,
    und wenn man sie sah,
    war nicht gleich klar,
    wie gern sie doch Männer fraß.«
    Ein Mädchen, dachte sie eher beiläufig. Mein Mädchen. In dem Moment begriff sie, was sie gerade tat. Sie suchte nach ihrem Mädchen, nach dem Mädchen, das sie eigentlich babysitten sollte, und Herr im Himmel, was für eine verdammte Scheiße, die Kleine war ihr davongelaufen. Becky musste sie unbedingt finden, bevor die Eltern nach Hause kamen. Dabei wurde es schon dunkel, und sie wusste nicht einmal mehr, wie das kleine Miststück hieß.
    Sie versuchte sich zu erinnern, wie das hatte passieren können. Im Moment waren die letzten Stunden jedoch wie fortgewischt. Es war zum Wahnsinnigwerden! Dann fiel es ihr wieder ein. Das Mädchen hatte im Garten schaukeln wollen, und Becky hatte gesagt, na schön, geh ruhig, ohne wirklich auf ihren Schützling achtzugeben. Sie war nämlich gerade damit beschäftigt gewesen, mit Travis McKean zu simsen. Sie stritten sich. Becky hörte nicht einmal, wie die Hintertür ins Schloss fiel.
    was soll ich meiner mutter sagen, schrieb Travis, ich weiß nicht mal ob ich auf dem college bleiben will geschweige denn eine familie gründen. Und was ganz besonders toll ist: wenn wir heiraten muss ich dann auch zu deinem bruder JA sagen? andauernd hockt er auf deinem bett und liest skateboard-hefte, mich wundert es fast dass er nicht in der nacht dabei war als ich dich geschwängert hab. wenn du eine familie haben willst warum dann nicht mit ihm
    Sie hatte einen erstickten Schrei ausgestoßen und das Handy gegen die Wand geschleudert. Im Putz war eine Delle zurückgeblieben, und sie hoffte nur, dass ihre Eltern betrunken nach Hause kamen und daher nichts bemerkten. (Wer waren ihre Eltern überhaupt? Wem gehörte dieses Haus?) Becky war zu dem Panoramafenster hinübergegangen, das auf den Garten hinausging, hatte sich die Haare aus dem Gesicht gestrichen und versucht, ihre Selbstbeherrschung wiederzufinden – und da sah sie die leere Schaukel, die sich mit leise quietschenden Ketten sanft im Wind bewegte. Das Gartentor zur Einfahrt stand offen.
    Sie stürzte in den nach Jasmin duftenden Abend hinaus und rief nach dem Mädchen. In der Einfahrt. Im Garten. Sie brüllte, bis ihr der Bauch wehtat. Sie
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