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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht
Autoren: Nalini Singh , Nailini
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Schutzbefohlenen. „Zeke– der Neue– hatte eine Tochter in meinem Alter. Er war engagierter, ging weit über den offiziellen Rahmen hinaus und überprüfte alle Antragsteller auf Herz und Nieren.“
    Clay sagte kein Wort, aber seine Augen sahen nun völlig wie die einer Raubkatze aus, extrem gefährlich. Talin fiel ein, dass Zeke ihm die Lüge über ihren Tod erzählt hatte.
    Sie sah dem Leoparden in die Augen– ängstlich, verwirrt und voller Verlangen. Manchmal kam es ihr so vor, als sei sie mit dieser Sehnsucht nach Clay schon zur Welt gekommen. „Er schickte mich zu den Larkspurs tief ins ländliche Iowa.“ Die Weite, die endlosen grünen Felder und die ständige Versorgung mit Nahrung hatten ihr einen richtigen Schock versetzt. „Dir hätte das ‚Nest‘ gefallen– so haben die Larkspurs ihre Farm immer genannt. Es gab genug Platz zum Herumlaufen und Spielen.“
    Sein Blick schien nicht mehr ganz so aggressiv zu sein. „Waren sie gut zu dir?“
    Talin nickte und biss sich auf die Zunge, um Clay nicht zu bitten, doch wieder so zu sein wie früher, bevor alles in die Brüche gegangen war. Orrins Schläge hatten ihre Lippen aufgerissen und ihr die Rippen gebrochen, aber erst als sie Clay hinausgezerrt hatten, war sie endgültig vernichtet. „Ich war völlig am Ende, Clay.“ Da konnte sie sich nichts vormachen. „Schon vor Orrins Tod. Der hat mir bloß den Rest gegeben. Aber die Larkspurs haben mich als Mitglied ihrer Familie aufgenommen, ohne mich mit Fragen zu quälen. Plötzlich hatte ich zwei ältere Brüder und eine ältere und eine jüngere Schwester.“
    „Hört sich an, als sei es ein bisschen viel gewesen.“
    „Eine Zeit lang war es das auch.“ Völlig überwältigt von dieser lauten, munteren Familie hatte sie sich in dunklen Zimmerecken versteckt. „Irgendwann ist mir dann bewusst geworden, dass ich schon fast ein Jahr dort lebte, ohne dass jemand versucht hatte, mir etwas anzutun. Als man dich entlassen hat, war ich zwölf und wieder ziemlich gut beisammen.“ Die Albträume waren nur noch ein- bis zweimal pro Woche aufgetreten, und sie hatte ihre Ängste und Aggressionen zunehmend weniger in der Schule ausgetragen.
    „Da wolltest du mich lieber in deiner Vergangenheit begraben.“ Sein Lachen klang bitter. „Warum zum Teufel auch nicht?“
    „Nein, so war das nicht.“ Sie streckte die Hand aus, ließ sie aber wieder sinken, als er sich weiter in die Dunkelheit zurückzog. „Ich–“ Wie konnte sie ihm nur die schreckliche Verwirrung verständlich machen, die sie ergriffen hatte? Sie wäre noch nicht stark genug gewesen, um es mit Clay aufzunehmen, sich den Schrecken der Vergangenheit zu stellen, aber sie hatte sich auch Sorgen um ihn gemacht.
    „Ich hatte dir doch schon vier Jahre Freiheit geraubt und wollte nicht den Rest des Lebens eine Bürde für dich sein.“ Schon mit kaum zwölf hatte sie gewusst, er würde alles aufgeben, um sich um sie zu kümmern. „Ich wollte dich nicht an mich binden, du solltest nicht gezwungen sein, für mich zu sorgen, weil ich allein zu schwach war. So wie du es schon die meiste Zeit für Isla getan hattest.“ Das hatte die Beziehung zwischen Mutter und Sohn zu einer Beziehung zwischen Patientin und Versorger gemacht. Der Gedanke, Clay könnte sie in dieselbe Kategorie stecken, hatte Talin beunruhigt. Er verstörte sie noch immer.
    „Lüg mich nicht an.“ Die Drohung klang tödlich. „Du bist aus Angst weggerannt.“
    „Ich habe dir die Wahrheit gesagt.“ Sie schluckte. „Aber es stimmt, ich hatte auch Angst. Du hast ja nicht gesehen, was ich gesehen habe. An diesem Tag in Orrins Schlafzimmer hast du dich in jemanden verwandelt, den ich nicht kannte, der gewalttätiger war als alle, denen ich jemals begegnet war.“ Sie wartete darauf, dass er sagte, er habe es für sie getan, aber er tat es nicht. Ihre Schuldgefühle wurden noch stärker. „Warum machst du mir denn gar keine Vorwürfe? Dann wäre es einfacher. Mach mir Vorwürfe, schrei mich an. Verflucht noch mal!“
    „Warum denn, Talin? Was hast du denn getan? Dein einziges Verbrechen bestand darin, meine Freundin zu sein.“ Clay bewegte sich nicht, er verschwamm so sehr mit dem Wald, dass Talin kaum erkennen konnte, wo seine Gestalt sich von der Nacht abhob. „Warum wendest du dich nicht an die Larkspurs um Hilfe?“
    „Ich habe schon genug Dunkles in diese Familie gebracht. Ich kann nicht auch noch das Böse zu ihnen bringen.“
    „Sie sind dein Rudel, sie würden dir
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