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Im Bann seiner Macht (German Edition)

Im Bann seiner Macht (German Edition)

Titel: Im Bann seiner Macht (German Edition)
Autoren: Sabine Berger
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übliche Massenware konnte sie selbst über Tage am Körper anderer ri e chen. Von Bakterien über Chemie bis hin zur Qual des Tieres – alles wurde im Fleisch g e speichert und somit auch in der Nahrung aufgenommen. Silke war bei Gott keine Heilige und nicht übersin n lich begabt, um hochwertiges Fleisch mit freiem Auge erkennen zu können, aber sie hatte g e lernt sehr vorsichtig zu wählen.
                  Ein Krampf im Unterbauch lenkte sie für einen Moment von ihren Überlegungen ab. Das Gedankenwälzen hatte sowieso nichts gebracht, denn der Filmriss vom Start der Wanderung bis hin zu ihrer Ankunft beim Auto blieb. Silke stöhnte auf und rieb sich über ihren Unterbauch. Offenbar bekam sie viel zu früh ihre Tage und das stimmte sie – bei Gott – nicht gerade frö h licher.
     
    Den Vormittag verbrachte sie mit wirrer Hausarbeit, um sich abzulenken. Als sie zum fünften Mal über ihre abgestellten Flipflops im Vorzimmer stolperte, wu r de sie so derart wütend, dass sie laut losbrüllte und die Latschen extra weit durch den Raum kic k te. Sie war nicht gerade von der vernünftigen Sorte, wenn sie ihre Tage hatte, aber nach einem Samstag, der ihr wie aus dem Gedächtnis gestrichen war, konnte sie schon mal den ganzen Wohnblock zusa m menschreien.
                  Erst das Klopfen an ihrer Haustür beruhigte sie und ließ sie tief durchatmen, ehe sie, ohne weiter zu überlegen, die Tür einfach aufriss. Egal, welcher Idiot sie jetzt nerven wollte, sollte sich gefälligst erklären! Wenn sie Glück hatte, war es ihre b e scheuerte Nachbarin, die stets empfindlich auf Lärm reagierte und sich wegen j e dem kleinen Quieks b e schwerte. Wild starrte sie nach draußen, wo sie ihr Opfer erwartete. Doch statt einer süßen, kleinen Nachbarin stand dort ein Riese von e i nem Mann. Düster, zerlumpt und mit einer unterschwellig bösen Ausstrahlung. Silkes Wut verpuffte schlagartig. Der Typ wirkte gefährlich und kam ihr irgendwie b e kannt vor. 
                  „Was ...?“, krächzte sie, weil das plötzliche Flattern in ihrem Magen ungewohnt war. Sie war kein ängstlicher Typ, aber dieser Bettler war schlicht und ergreifend so groß wie ein Wolke n kratzer!
                  „Silke Environ?“, fragte er dämlich, obwohl ihr Name groß und deutlich auf dem Tü r schild stand. Sie verbiss sich eine spöttische Bemerkung, war zu sehr mit der Wirkung seiner Stimme beschäftigt. Rau und vibrierend war sie über sie hi n weg gerollt, als hätte jemand mit einem Reibeisen eine gefährliche und doch sinnliche Note männlichen Timbres erscha f fen. Noch nie hatte jemand ihren Namen wie eine Kampfansage und zugleich wie eine Streicheleinheit ausgesprochen. Diese unmögl i che Mischung beeindruckte sie auf unbewusster Ebene. Dabei war der Kerl mit S i cherheit ein Obdachloser und stank erbärmlich zum Hi m mel.
                  „Wer will das wissen?“, fragte Silke schroff und räu s perte sich kurz, weil der Typ sie durcheinander brachte. Sicherheitshalber straffte sie die Schulten und verbe s serte ihren Stand. Es war nur eine kleine Abwehrbewegung, vielleicht ein verstec k ter Ausdruck in ihrem Gesicht, aber der Fremde schien es mit einem amüsierten Funkeln in seinen schwarzen Augen zu r e gistrieren.
                  Sehr witzig, Idiot! So leicht kommst Du nicht in meine Wohnung. Sie war kein Duckmä u schen und wollte vor allem keine Angst zeigen. Vielleicht kam sie deshalb nicht auf die Idee, die Tür zu schließen. 
                  „Ich komme vom Umweltschutzverband“, antwortete er trocken und Silke e r starrte. Das war ja wohl das Let z te!
                  „Wie bitte?“, japste sie verblüfft, weil sie nicht glauben konnte, was der Penner da von sich gab. Umweltschutz? Mit allem hatte sie gerechnet. Mit einem Übe r fall, mit Bettelei, mit sonst was. Aber sicher nicht mit einer Unterschriftensam m lung.
                  „Das ist nicht Ihr Ernst?“
                  „Was?“, knurrte der Mann mürrisch, aber Silke ließ sich nicht einschüchtern.
                  „Sagen Sie mir jetzt nicht, dass der Verband Bettler aussendet, um Unterschri f ten zu sammeln“, ätzte sie, weil sie doch in Sachen Umwelt recht engagiert war und es geradezu obszön fand, wenn solch einen Kotzbrocken auf die Leute losgelassen wurde. Niemals würde er so auf die richtige Anzahl Unte r schriften
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