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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld
Autoren: Sabine Kornbichler
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hinreißen lassen würde? «
    » Ich glaube, Ihr Mann wurde in dem Augenblick stutzig, als sein Freund angesichts des Rates, den er Barbara Overbeck gegeben hatte und von dem er ihm erzählte, überreagierte. Er beschimpfte ihn und fragte ihn, wie er dazu käme, die Frau auf solche Ideen zu bringen. Da schöpfte Ihr Mann Verdacht und hakte nach. Und das wohl so hartnäckig, dass Joost Kogler zusammenbrach und die ganze Geschichte gestand. «
    » Auch das mit Tonja Westenhagen «, folgerte ich.
    » Deshalb hat Gregor die Recherche in Auftrag gegeben. «
    » Er wollte das Ausmaß abklären «, sagte Kai-Uwe Andres.
    » Oder vielleicht sollte ich besser sagen das Strafmaß, mit dem sein Freund zu rechnen haben würde. Das heißt, Ihr Mann war nicht bereit, die Geschichte unter den Teppich zu kehren. Er wollte nicht dabei zusehen, was Frau Overbeck und ihrem Kind angetan wurde. Und den Eltern von Tonja. «
    Von einer Sekunde auf die andere erinnerte ich mich wieder an das Telefongespräch, das Gregor an dem Freitag vor seinem Tod mit Joost geführt hatte. » Bring das in Ordnung!, hat Gregor zu Joost gesagt, als die beiden miteinander telefonierten. Das war der Streit am Telefon, von dem ich Ihnen erzählt und den ich völlig falsch interpretiert habe. «
    » Bei diesem Telefonat hat Ihr Mann dem Professor die Pistole auf die Brust gesetzt «, sagte Felicitas Kluge.
    Für einen Moment schloss ich die Augen. Dann öffnete ich sie langsam wieder. » Und damit hat er sein eigenes Todesurteil besiegelt. «
    22
    An der Wand hinter Felicitas Kluge hing ein Foto von einer Schneelandschaft. Eiskristalle glitzerten in der Sonne. Mein Blick klammerte sich daran.
    » Frau Gaspary? « Die Beamtin holte meine Aufmerksamkeit zurück an den Tisch. » Kann ich fortfahren oder möchten Sie …? «
    » Nein, nein, fahren Sie bitte fort. «
    Sie ließ mich nicht aus den Augen, als wolle sie mich rechtze i tig auffangen, wenn ich zusammenklappte. Zögernd sprach sie weiter: » Joost Kogler hat an dem Wochenende, das dem Streit zwischen ihm und seinem Freund folgte, die Hölle durchg e macht, wie er es beschreibt. « Sie versuchte, einen neutralen Ton anzuschlagen, aber es gelang ihr nicht ganz, ihren Abscheu zu verbergen. » Er habe sich immer wieder ausgemalt, was passi e ren würde, wenn er der Forderung seines Freundes nachgäbe. Für ihn habe außer Frage gestanden, dass es das Ende seiner Karriere und gleichzeitig das Ende seines Instituts bedeuten würde. Er würde in seinem Metier nie wieder Fuß fassen können. «
    Angewidert schüttelte ich den Kopf. » Wie konnte er anne h men, damit durchzukommen? Ich meine, selbst wenn Gregor nicht eingegriffen hätte, hätte Joost damit rechnen müssen, dass Barbara Overbeck die Sache nicht auf sich beruhen lassen und ein Gegengutachten i n A uftrag geben würde. Und wie Gregor ihr sagte, würde sich kein Richter einem solchen Gutachten verschließen, selbst wenn es bei Gericht nicht anerkannt würde. Er würde zumindest veranlassen, den Ursachen für die unte r schiedlichen Ergebnisse auf den Grund zu gehen. Joost bewegt sich regelmäßig auf diesem Parkett, er hätte wissen müssen, dass es Möglichkeiten gibt, sein Gutachten zu kippen. «
    » Richtig «, sagte Kai-Uwe Andres. » Dessen war er sich wohl auch bewusst, aber er sah keinen anderen Weg. Er hoffte, damit durchzukommen, hatte sich aber auch ausgemalt, was geschehen würde, wenn es schief ginge. Er würde zerknirscht einen Fehler eingestehen und hinnehmen müssen, dass sein bislang untadel i ger Ruf bei Gericht Risse bekäme, aber insgesamt würde er mit zwei blauen Augen davonkommen. Der Nötigung seiner ehemaligen Geliebten Flora Masberg hatte er schließlich nachgegeben. Für den dennoch erfolglosen Ausgang der Geschichte sei dann nicht mehr er verantwortlich. Insofern würde die Sache mit Tonja Westenhagen nicht herauskommen. «
    » Es ging ihm die ganze Zeit nur um Ansehen und Geld «, fasste ich erschüttert zusammen. » Nur darum, wie er möglichst ungeschoren aus der Sache herauskäme. « Ich schlug die Hände vors Gesicht. Hinter meinen geschlossenen Lidern sah ich Joost die Hand ausstrecken und Gregor einen Stoß versetzen. Auge n blicklich riss ich die Augen auf und sah Hilfe suchend zwischen den beiden Beamten hin und her, bis mein Blick zur Ruhe kam und sich an Felicitas Kluge wandte. » Was ist an dem Monta g abend geschehen? «
    Sie faltete die Hände und legte sie auf den Stapel Un terlagen. » Kurz nach zwanzig Uhr
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