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Die Last der Schuld

Die Last der Schuld

Titel: Die Last der Schuld
Autoren: Shannon K. Anja; Butcher Hackländer
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Prolog
    Armenien
    Lana Hancock hoffte auf einen schnellen Tod. Der Sack über ihrem Kopf raubte ihr den Atem, ebenso wie der Gestank ihrer ermordeten Freunde. Durch einen winzigen Riss im Sack, von dem ihre Peiniger nichts ahnten, konnte sie Bethanys Augen sehen, die sie leblos anstarrten.
    Sie versuchte sich abzuwenden, doch selbst die kleinste Bewegung jagte ihr einen stechenden Schmerz durch ihre gebrochenen Glieder. Boris, der Mann, der für die Knochenbrüche verantwortlich war, betrat die Höhle. Lana wusste, dass dies das Ende war. Was auch immer die Entführer Boris befahlen, er setzte es in die Tat um. Und sie hatte gehört, wie sie ihn aufforderten, Lana zu töten, kurz bevor sie die Höhle verlassen hatten. Seit Tagen, so kam es ihr zumindest vor, lag sie nun schon hier und wartete auf ihr Ende.
    Sie würde ihre Familie vermissen. Ihre Freunde. Ihren Verlobten.
    Sie wollte ihren Neffen aufwachsen sehen und ihn mit lärmendem Spielzeug verwöhnen, das ihre Schwester in den Wahnsinn treiben würde. Das Kinderschlagzeug, das sie ihm zum Geburtstag gekauft hatte, war immer noch in ihrer Abstellkammer versteckt. Sie hoffte, dass ihre Familie es finden und ihm geben würde, wenn man ihre Wohnung ausräumte.
    Boris zog seine Waffe und durchquerte die staubige Höhle, um an Lanas Seite stehen zu bleiben. Er war ein schlanker Mann mit strahlend blauen Augen und Grübchen, von deren Anblick ihr übel wurde. Ein sadistischer Killer sollte keine Grübchen haben.
    Seine schweren Stiefel blieben kurz vor ihrem Gesicht stehen. Ein winziger Teil von ihr hatte Angst, aber im Grunde war sie ihm dankbar, dass er die Waffe benutzen würde und nicht das Rohr. So ginge es wenigstens schnell. Das hoffte sie zumindest.
    Sie bemerkte einen Schatten am Höhleneingang. Dann noch einen und noch einen. Vielleicht waren die Entführer zurückgekehrt, um ihr Ende mit anzusehen. Vielleicht waren es auch nur Halluzinationen. Es war ihr egal. Sie war zu erschöpft. Zu schwach.
    Er beugte sich zu ihr herunter, um das Klebeband abzureißen, das den Sack an ihrem Hals zusammenhielt. Die Erschütterung ließ ihre gebrochenen Knochen knirschen, und ihr kehliger Schrei hallte in der Höhle nach.
    Sie war offenbar ohnmächtig geworden, denn als sie die Augen öffnete, hockte ihr Mörder mit besorgter Miene vor ihr und schlug ihr gegen die Wange, um sie zu Bewusstsein zu bringen. Als er bemerkte, dass sie wach war, nickte er zufrieden und stand auf. Anscheinend wollte er sie nicht umbringen, solange sie bewusstlos war.
    Er zielte auf ihren Kopf. Gott sei Dank! Wie die anderen würde auch sie durch einen Kopfschuss sterben. Kurz und schmerzlos.
    Da legte sich ein breiter Arm wie aus dem Nichts um Boris’ Hals und riss seinen Kopf zurück, um ihm mit einem Messer die Kehle aufzuschlitzen. Ein Schwall von Blut ergoss sich aus der klaffenden Wunde, und seine Waffe fiel auf den felsigen Höhlenboden.
    Lana versuchte herauszufinden, was hier vor sich ging, doch sie konnte den Kopf nicht bewegen. Oder ihre Augen lange genug offen halten.
    Â»Wir müssen Sie hier rausbringen«, sagte eine tiefe, emotionslose Stimme, die sie irgendwo schon mal gehört hatte.
    Ein neuerlicher Schmerz durchzuckte ihren Körper, und Lana begriff, dass sie hochgehoben wurde. Ihre gebrochenen Beine baumelten qualvoll über einem starken Männerarm, doch sie zwang sich, nicht zu schreien. Sie durfte ihren Entführern keinen Hinweis geben, dass sie im Begriff war zu entkommen.
    Während der Mann sie aus der Höhle trug, befahl Lana ihren Augen, sich zu öffnen. Das grelle Licht quälte ihre Netzhaut, doch der Schmerz war ihr mehr als willkommen. Licht bedeutete Freiheit – etwas, das sie für immer verloren geglaubt hatte.
    Der Mann legte sie auf den Boden und sprach leise mit jemandem in der Nähe. »Sie ist die einzige Überlebende.«
    Â»Nicht mehr lange«, erwiderte der andere. »Schon gar nicht, wenn die herausfinden, dass sie ihnen lebendig entkommen ist.«
    Lanas Körper pochte mit jedem Schlag ihres Herzens. Der Mann hatte recht, sie würde nicht mehr lange durchhalten. Sie spürte, wie sie von Sekunde zu Sekunde schwächer wurde. Vielleicht blutete sie innerlich.
    Immerhin würde sie nicht in dieser Höhle sterben.
    Â»Unser Team hat drei von ihnen ausgeschaltet.«
    Â»Wie viele waren es?«
    Â»Keine Ahnung. Ich habe nur zwei gesehen, und
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