Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Last der Schuld

Die Last der Schuld

Titel: Die Last der Schuld
Autoren: Shannon K. Anja; Butcher Hackländer
Vom Netzwerk:
lebender Schutzschild angeboten, doch dem war nicht so. Monroe machte lediglich die Pferde scheu, weil der CIA irgendeine belanglose Plauderei mitgehört hatte. Der Colonel war der Meinung, der Schwarm sei erneut zurückgekehrt, doch das war unmöglich. Jene Terrorgruppe existierte nicht mehr. Caleb war selbst dabei gewesen, als sie den Schwarm vor einem halben Jahr ausgelöscht hatten. Sein Team hatte dafür gesorgt, dass niemand von denen überlebte.
    Doch Monroe war felsenfest davon überzeugt, dass irgendetwas nicht stimmte, und deshalb befand sich Caleb nun in unmittelbarer Nähe der einzigen Überlebenden jener schlimmsten drei Tage seines Lebens. Lana Hancock.
    Sie sah anders aus als bei ihrer letzten Begegnung. Zwar hatte sie immer noch dichtes braunes Haar, doch es fiel ihr nicht lang, filzig und blutverkrustet über den Rücken. Sie trug es in einem schulterlangen Bob, der ihr in einer geschmeidigen Welle um den Kopf wippte. Ihr Gesicht war nicht mehr blau und geschwollen von unzähligen Schlägen. Caleb konnte nicht anders, als ihren Anblick in sich aufzusaugen, um diese neue, gesunde Erscheinung von Lana gegen jenes grauenvolle Bild in seinem Kopf auszutauschen, das sich viel zu lange in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. Damals, als sie besinnungslos in einem Militärhospital gelegen hatte, war es ihm nicht bewusst gewesen, doch jetzt erkannte er, wie hübsch Lana Hancock war. Ihre vollen Lippen hatten demnach nichts mit den Schwellungen zu tun gehabt.
    Ein Mann mit einem Honda fuhr ebenfalls auf den Parkplatz und winkte Lana zu. Sie lächelte und winkte zurück. Zum ersten Mal bemerkte Caleb die tiefen Grübchen in ihren Wangen. Er hatte Lana noch nie lächeln sehen und somit bis jetzt nicht gewusst, was er verpasst hatte. Panik und Schmerz waren die einzigen Gesichtsausdrücke, die er an ihr kannte. Drei Tage und drei lange Nächte hatte er an ihrem Bett gewacht, doch weder die Panik noch der Schmerz waren aus ihrem Gesicht gewichen. Als er sich schließlich gezwungenermaßen zurück an die Arbeit begeben hatte, war er stets auf einen Anruf gefasst gewesen, dass Lana gestorben sei, doch dieser Anruf war ausgeblieben.
    Obwohl er ihre Genesung aufmerksam verfolgt hatte, war dies das erste Mal, dass er sie seitdem zu Gesicht bekam. Lana auf eigenen Beinen stehen zu sehen erschien ihm wie ein Wunder. Es beruhigte und löste einen Teil jener Spannung, die sich in seinem Innern breitgemacht hatte, seit Monroe ihn hierherbeordert hatte.
    Caleb beobachtete Lana mit einer Mischung aus Respekt und Ehrfurcht, als diese den heißen Asphalt überquerte, um zu ihrem Büro zu gelangen. Ihr Gang war gleichmäßig und geschmeidig, ihre Hüften bewegten sich unter den verblichenen Jeans mit einem eleganten Schwung. Wenn er sich nicht absolut sicher gewesen wäre, dass sie Monate gebraucht hatte, um überhaupt wieder laufen zu lernen, hätte er es ihren Bewegungen niemals angemerkt. Ihr Gang hatte nichts Zögerliches – kein schmerzliches Zusammenzucken, keine Unregelmäßigkeiten. Sie war ein Vorbild an geschmeidiger Anmut und femininer Stärke.
    Ihr bequemes weißes T-Shirt und die passenden Turnschuhe waren absolut schlicht, und sie trug weder Schmuck noch Make-up. Statt einer Handtasche benutzte sie einen grünen Stoffrucksack, der schon bessere Zeiten gesehen hatte. Obwohl sie in keinster Weise jenen glamourösen Frauen glich, mit denen Caleb für gewöhnlich ausging, übte Lana auch ohne jeden Schnickschnack eine weitaus größere Anziehungskraft aus als alle anderen Frauen zusammengenommen.
    Wenn ihm das Schicksal damit nicht einen Tritt in die Eier verpassen wollte, dann wusste er es auch nicht. Ganz gleich, wie sehr ihm Lana gefiel, sie würde ihn zweifellos eher anspucken, als ihn eines freundlichen Blickes zu würdigen. Was vermutlich für sie beide das Beste war.
    Caleb zwang seine Lungen, möglichst normal zu atmen, und befahl seinem Herzen, sein rasendes Tempo zu reduzieren. Er hatte gewusst, dass ihn dieses Wiedersehen aufwühlen würde, doch bislang hatte er nicht geahnt, wie sehr. Er war noch nie einem Menschen begegnet, der sich, nachdem er fast gestorben wäre, so eindrucksvoll wiederaufgerichtet hatte wie Lana – und Caleb kannte viele starke, hoch motivierte Männer.
    Lana war eine außergewöhnliche Frau. Hätte er sie unter anderen Umständen kennengelernt, wären die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher