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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld
Autoren: Sabine Kornbichler
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Beamtin.
    » Und wenn er tatsächlich einen mit allen Wassern gewasch e nen Anwalt findet? «, fragte ich.
    » Dann gibt es immer noch den Staatsanwalt und den Richter. «
    » Aber selbst wenn auf Totschlag im Affekt erkannt wird «, wandte Kai-Uwe Andres ein, » ist Professor Kogler ruiniert. Er wird im Gefängnis landen, und er wird danach nie wieder einen Fuß auf den Boden bekommen. Ihm widerfährt jetzt genau das, wovor er in den vergangenen drei Jahren Angst hatte. Bis er die Strafe antritt, die die Justiz über ihn verhängen wird, wird es noch dauern. Aber die Strafe, die das Leben ihm auferlegt, die hat er längst angetreten in dem Moment, als er Ihren Mann dort unten im Vorgarten liegen sah. Er mag in gewisser Weise skrupellos sein, trotzdem glaube ich nicht, dass dieser Mann noch einmal seines Lebens froh wird. Diese Möglichkeit ist mit Ihrem Mann gestorben. «
    » In einem flüchtigen Augenblick hat sich alles geändert «, sagte ich leise.
    Felicitas Kluge räusperte sich. » Wir wissen, wie schwer das ist und wie lange es dauern kann, Frau Gaspary, dennoch hoffen wir, dass Sie irgendwann Ihres Lebens wieder froh werden. Geben Sie Joost Kogler nicht die Macht, auch Ihr Leben zu zerstören. «
     
    N elli hatte auf mich gewartet. Sie musste am Fenster gesta n den haben, denn sie riss die Wohnungstür auf, bevor ich den Schlüssel ins Schloss stecken konnte.
    » Ist es vorbei? «, fragte sie mit banger Miene.
    Ich nickte.
    » Sie sehen völlig durchgefroren aus. Soll ich Ihnen ein heißes Bad einlaufen lassen? «
    In diesem Moment war mir selbst diese Entscheidung zu viel. Ich legte meine Tasche auf die Kommode im Flur, ging ins Schlafzimmer und ließ mich aufs Bett sinken. Meine gesamte Haut kribbelte.
    Nelli war mir gefolgt und beobachtete mich sekundenlang. Dann verließ sie das Zimmer, und ich hörte sie in der Küche telefonieren. Kurz darauf war sie zurück. » Ich habe Frau Behrwald-Gaspary angerufen, dass sie vorbeikommt. «
    » Das geht nicht «, sagte ich schwach. » Sie muss arbeiten. «
    » Sie ist der Boss, sie kann delegieren. «
    Ich legte mich auf die Seite, zog die Beine an und schloss die Augen. In mir fühlte es sich leer an, und das war gut so. Mit dem Anker in der Hand schlief ich fast augenblicklich ein.
     
    C laudia stieß einen erleichterten Seufzer aus. » Na endlich! «
    Ich befeuchtete meine trockenen Lippen. » Was machst du hier? «
    » Wache schieben. «
    » Was bewachst du? «, fragte ich irritiert und versuchte, mich zu erinnern. Nachdem ich von der Kripo zurückgekommen war, hatte ich mich aufs Bett gelegt und war offensichtlich eing e schlafen.
    » Ich bewache dich! Isa und ich haben uns in den vergangenen vierundzwanzig Stunden an deinem Bett abgelöst. Gestern bist du in einen bewusstlosen Schlaf gefallen. Du hattest Fieber, Schweißausbrüche und jede Menge wilder Träume. «
    » Wo ist Jana? «
    » Sie ist mit Isa auf dem Spielplatz. «
    Nach und nach kehrte meine Erinnerung zurück. Eine Weile hielten wir stumme Zwiesprache, dann fragte ich: » Hast du von Joost gehört? «
    Sie nickte. » Annette war hier und hat mir alles erzählt. Sie wollte nach dir sehen. Und das, obwohl sie in einem Zustand ist, in dem eher jemand nach ihr sehen müsste. Es geht ihr sehr schlecht. «
    Ich schloss die Augen.
    » Sie hat mich gebeten, sie anzurufen, wenn du aufwachst. «
    » Warte noch damit «, bat ich sie. » Ich brauche Zeit, um das alles zu verarbeiten. « Ich schluckte. » Er war Gregors bester Freund, Claudia. Verstehst du das? Die beiden Beamten von der Kripo haben mir alles bis ins letzte Detail auseinander gesetzt. Aber etwas in mir will einfach nicht begreifen, wie das möglich war. Wie konnte er das tun? «
    » Indem er klare Prioritäten gesetzt hat «, antwortete sie leise, aber bestimmt. » Er hat seine Existenz und seine Karriere allem anderen vorangestellt. «
    » Aber nicht jeder, der das tut, wird zum Mörder. Bei seiner Vernehmung hat er behauptet, nicht mehr Herr seiner Handlu n gen gewesen zu sein. In seinem Kopf seien nur noch Angst und Wut gewesen. Er sei erst wieder zu sich gekommen, als er Gregor dort unten im Vorgarten habe liegen sehen. An die Tat selbst könne er sich nicht erinnern. Sie sei in seinem Kopf wie ausgelöscht. «
    Ihr Blick war skeptisch. » Mag sein, dass das sogar stimmt, ich kann es nicht beurteilen. Mag auch sein, es mangelt mir an Vorstellungsvermögen. Aber es will mir einfach nicht gelingen, mir eine Panik vorzustellen, die groß
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