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Im Angesicht der Schuld

Titel: Im Angesicht der Schuld
Autoren: Sabine Kornbichler
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und war kurz darauf zurück. » Hier … bitte. «
    Nachdem ich die Tablette mit Wasser geschluckt hatte, ve r suchte ich, mich wieder zu konzentrieren.
    » Welche Straftat wollte er denn eigentlich vertuschen, Frau Kluge? Sie haben gesagt, dass das Mädchen nicht getötet wurde, sondern dass es ein Unfall war. «
    » Erinnern Sie sich, was Ihr Mann in die Kladde notiert hat? «
    » Jedes Wort. «
    » Das Wegschaffen von Leichenteilen ist nicht strafbar, es ist lediglich eine Ordnungswidrigkeit und wird mit einer Or d nungsstrafe belegt. Entgegen der verbreiteten Meinung unerheblich! « , wiederholte sie die Worte. » Joost Kogler hing dieser verbreiteten Meinung an und glaubte, eine Straftat begangen zu haben, als er Tonjas Leiche fortschaffte und im Jenisch-Park zurückließ. Er irrte sich jedoch und beging lediglich eine Ordnungswidrigkeit. «
    Ich schaute sie ungläubig an.
    » Es ist tatsächlich so, auch wenn es Ihnen schwer fallen mag, das zu glauben, Frau Gaspary. «
    » Halten Sie es für möglich, dass die Nötigung durch Frau Masberg, ich meine Frau Simon, wirkungslos gewesen wäre, wenn Joost die Rechtslage richtig eingeschätzt hätte? «
    Beide schüttelten die Köpfe, der Beamte sprach zuerst. » Nein, er wäre vermutlich trotzdem darauf eingegangen. Bei dem, was Ihr Mann da geschrieben hat, ging es ihm um die Strafen, die die Justiz verhängt. Diejenigen der Gesellschaft hat er zumindest an dieser Stelle vernachlässigt. Nicht so der Professor. «
    Nach allem, was ich bisher gehört hatte, hatte Kai -U we A n dres mit dieser Einschätzung sicher Recht. » War Mark Simon in all das eingeweiht? Hat er mitgemacht? «
    Eigentlich konnte mir die Antwort auf diese Frage egal sein, aber sie half dabei, die Zeit auszudehnen. Sie schuf eine Distanz zu der eigentlichen Frage. Denn ich war mir nicht sicher, ob ich die Antwort würde ertragen können.
    » Nein, er war nicht eingeweiht «, antwortete er. » Und wir glauben ihm das. Er schien zwar nicht glücklich über die Vaterschaft zu sein, aber er war sehr überzeugend bei dem Vorsatz, für das Kind aufzukommen, sollte es seines sein. «
    Ich wandte mich an Felicitas Kluge. » Was hat seine Frau bewogen, diesem Kind und seiner Mutter so übel mitzuspielen? Sie haben vorhin von einem Alptraum gesprochen. Was haben Sie damit gemeint? «
    » Flora Simon kann selbst keine Kinder bekommen. Ihr Mann weiß das und hat darin auch nie ein Problem gesehen, da er selbst nicht gerade erpicht darauf ist, Vater zu werden. Seine Frau war jedoch getrieben von der Angst, diese Einstellung könne sich irgendwann ändern. Das Kind einer anderen Frau hätte sie als Störenfried in ihrer Ehe empfunden. Vielleicht hatte sie auch Sorge, dass sich ihr Mann über die Annäherung zu dem Kind auch der Mutter annähern könnte. Etwas in der Art wird sicher eine Rolle gespielt haben. «
    Mein Kopf hörte nicht auf zu schmerzen. » Können wir bitte eine Pause machen «, bat ich.
    » Natürlich «, beeilte sich die Beamtin zu sagen.
    » Reicht Ihnen eine halbe Stunde? «
    Ich nickte und verließ den Raum.
     
    J ede einzelne Zelle meines Körpers schmerzte. Für einen endlos dauernden Moment konnte ich an nichts anderes denken als an diesen Schmerz. Würde ich ihn je wieder loswerden? Würde er sich in mein Gedächtnis brennen und alles andere auslöschen?
    In der Toilette stützte ich mich an der Wand ab und übergab mich. Als mein Magen längst nichts mehr hergab, krampfte sich meine Kehle immer noch zusammen. Auf meinem Gesicht mischten sich Tränen mit kaltem Schweiß. Mit wackeligen Beinen ging ich zum Waschbecken und wusch beides ab.
    Eine Frau kam herein und fragte, ob ich Hilfe brauchte. Ich schüttelte den Kopf. Es war nett von ihr gemeint, und ich war ihr dankbar, aber ich wusste, es gab keine Hilfe in dieser Situation. Noch ein paar Minuten und dann würde ich wieder hineingehen. Ich würde mir den Rest anhören.
    Später konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wie ich zurück in Felicitas Kluges Büro gekommen war. Aber den Moment, als ich mich setzte, werde ich nicht vergessen. Nach einem mitfühlenden Blick auf mein kalkweißes Gesicht begann sie, von Gregor zu erzählen.
    » Gehen wir zurück zu dem Abend, als Sie, Ihr Mann und die Koglers in der Brücke verabredet waren. Wir haben Barbara Overbeck zu der Szene vor dem Restaurant befragt. Sie hatte den Professor bereits vor seinem Insti tut abgefangen und versucht, ihn zur Rede zu stellen. Aber er wimmelte sie ab, setzte
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