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1289 - Desteros Söhne

1289 - Desteros Söhne

Titel: 1289 - Desteros Söhne
Autoren: Jason Dark
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Diesmal war es ein Schrei in seinem Innern. Grässlich und grauenhaft. Wie aus zahlreichen Monsterstimmen stammend. Etwas stieg in ihm hoch. Es machte ihn beinahe wahnsinnig. Er begriff nichts mehr. Die Leere war trotz allem vorhanden, trotz seiner Gedanken, die sich um seinen Vater drehten.
    Sein Vater lebte nicht mehr. Er hatte sich so toll mit ihm verstanden, und jetzt war es vorbei.
    Einfach so. All die Jahre, all sein Heranwachsen. Okay, er war bereits ein junger Mann, mit knapp unter Zwanzig ist man das, aber man darf trotzdem weinen, und das tat er.
    Dave weinte, ohne dass er es richtig merkte. Die Tränen hinterließen auf den Wangen schmale, feuchte Spuren. Er musste einige Male schlucken. Die Haut im Gesicht und am Hals zuckte. Dabei war Daddy noch so agil gewesen. Voll im Saft stehend. Er hatte viel gelacht. Er war immer so gut drauf gewesen.
    Und nun das.
    Dabei war sein Vater nie krank gewesen. Er hatte immer alles geschafft. Er war ein toller Mann gewesen. Er hatte Dave so viel beigebracht und eine Menge über das Leben gelehrt. Dave hatte von ihm profitiert, doch nun war alles dahin.
    Dabei wusste er nicht mal, woran sein Vater gestorben war. Er hatte am Morgen tot in seinem Bett gelegen. Herzstillstand, musste man annehmen. Das war nicht sicher. Ein Arzt hätte hinzugezogen werden müssen, doch das hatte Daves Mutter noch nicht getan. Sie wollte es tun. Zuvor mussten sie Abschied nehmen.
    Ellen Norris hatte ihren Mann tot in seinem Bett gefunden, und da lag er noch immer. Beide schliefen nicht mehr in einem Zimmer. Der Sohn kannte den genauen Grund nicht. Offiziell war das Schnarchen der Grund, aber das wollte Dave nicht akzeptieren. Die Ehe seiner Eltern war zwar nicht kaputt, aber sie war auch nicht mehr so wie vor Jahren noch. Da hatte es irgendwann mal einen Riss gegeben.
    Aber sie waren noch zusammen und hatten nie von Scheidung gesprochen.
    Behutsam wurde gegen die Tür seines Zimmer geklopft. Dave hörte es, nur gab er keine Antwort, und so wurde hinter seinem Rücken die Tür geöffnet.
    Er hörte das typische Geräusch und auch einen langen und heftigen Atemzug. »Wenn du willst, Dave, kannst du ihn jetzt sehen. Du wolltest doch zu deinem Vater - oder?«
    Der Junge nickte nur, drehte sich noch nicht um. Er fühlte sich durch die Worte seiner Mutter noch stärker aufgewühlt, und es kehrte wieder die Angst zurück, die sein Herz umklammerte.
    »Oder willst du wieder allein mit dir bleiben?«
    »Nein, Mum.« Dave schüttelte den Kopf. Er drehte sich sehr langsam um und wischte dabei über die Augen, die vom Weinen gerötet waren.
    Ellen Norris hatte die Tür geöffnet und war auch in das Zimmer hineingegangen. Dicht vor der Tür war sie stehen geblieben und schaute ihren Sohn an.
    Er erwiderte den Blick. Nahezu forschend betrachtete er seine Mutter, die sich umgezogen hatte. Sie trug jetzt ihre dunkle Kleidung. Einen schwarzen, eng anliegenden Strickrock und darüber einen grauen Pullover. Auf irgendwelchen Schmuck hatte sie verzichtet. Ihr Gesicht war blass und gerötet zugleich. Sie hatte geweint. Das blonde Haar war gefärbt, in der Mitte des Kopfes drang die dunkle Naturfarbe durch. Es gab trotzdem einen Farbfleck in ihrem Gesicht. Das war der Mund mit den roten Lippen. Er sah aus wie eine frische Wunde.
    »Hast du schon den Arzt verständigt?«
    »Nein«, flüsterte Ellen.
    »Warum nicht?«
    »Wir wollen erst persönlich von ihm Abschied nehmen. Danach kann der Arzt kommen.«
    »Ja, wie du meinst. Aber weißt du, wie er gestorben ist?«
    »Nein. Woher sollte ich das?«
    Dave schüttelte den Kopf. »Ich kann es einfach nicht begreifen, Mutter. Es will nicht in meinen Kopf.«
    Er schlug gegen seine Stirn. »Ich komme da nicht mit. Vater war gesund. Er war nicht krank. Er hat nie geklagt, und so plötzlich hat es ihn erwischt. Wieso oder warum musste er sterben?«
    »Ich weiß es nicht, Dave«, erwiderte Ellen mit kaum hörbarer Stimme. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Dave sagte nichts. Er fragte sich, ob er seiner Mutter glauben konnte. So ganz war er davon nicht überzeugt. Möglicherweise wusste sie mehr als sie zugeben wollte und behielt es aus bestimmten Gründen für sich.
    Dave hakte nach. »Bist du sicher, dass es ein normaler Tod gewesen ist?«
    Ellen Norris zuckte zusammen. Danach stand sie starr. »Bitte? Was soll das denn heißen?«
    »So wie ich es gesagt habe.«
    »Dann müsste es eine andere Möglichkeit geben, Junge.«
    »Das ist richtig.«
    »Und welche?«
    Dave hob die
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