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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen
Autoren: Patrycja Spychalski
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Nur ich bin keine Gemeinschaft, sondern so eine der wenigen, die nicht begriffen haben, wie der Hase läuft und wohin, und deshalb sehe ich hier so armselig einsam aus, fast schon bemitleidenswert.
    Ich esse am Imbiss eine Portion Pommes mit Mayo. Der dicke Verkäufer hat nicht mal ein Lächeln für mich übrig, er wirkt eher genervt, seine Friteuse wieder in Gang bringen zu müssen. In irgendeiner Zeitung gab es mal einen Artikel über die Unfreundlichkeit der Berliner. Und wenn man nicht gerade bester Laune und gewillt ist, über gleichgültige Blicke hinwegzusehen, dann stimmt es sehr wohl, dass man sich in Berlin nicht gerade willkommen fühlt. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum die Touristen immer in einem großen Pulk anreisen, denn alleine hält man es hier keine zwei Tage aus.
    Nach den Pommes habe ich große Lust auf eine Zigarette, aber da ich beschlossen habe, damit aufzuhören, habe ich keine dabei. Ich hadere mit mir, ob ich welche am Kiosk kaufen soll oder nicht. Schließlich spreche ich einen älteren Mann an und frage ihn, ob er eine Zigarette für mich hat.
    »Was kriege ich dafür?«, fragt er und lacht blöd.
    »Weißt du was? Vergiss es!«, schnauze ich ihn an. Wenn ich nicht aufpasse, werde ich auch so eine unfreundliche Berlinerin.
    Ich gehe zurück zum Wild Thing . Vor der Tür stehen einige Leute und ich werde nervös, verlangsame meinen Gang. Aus der Kneipe hört man schon Musik. Leise Gitarrenklänge.
    Von den Leuten draußen erkenne ich niemanden, also schleiche ich mich vorsichtig zum Fenster, um einen Blick reinzuwerfen.
    Und natürlich, ich hätte es mir denken können. Auf der Bühne sitzt Jeffer. Mit zwei anderen Jungs und einer Gitarre und die Mädels kreischen und sehen verträumt zur Band hinauf. Jeffer ist wieder in seinem Element. Als wäre nichts gewesen. Der Showmaker, der Herzensbrecher, mit geschlossenen Augen wiegt er sich hin und her, während er die Gitarre zupft. Ich trete ein Stück zurück, um von drinnen nicht gesehen zu werden. Irgendwie scheint es mir unmöglich, dort reinzugehen. Im Publikum sehe ich Maja mit einem Typen. Sie halten Händchen, was für Maja eigentlich ungewöhnlich ist.
    Etwas weiter hinten steht der Sänger von den Black Birds und bereitet sich auf seinen Auftritt vor. Er streicht sich seine Haare zurück und pustet eine Strähne aus der Stirn. Dann setzt er seinen schwarzen Hut auf und prüft in der Fensterscheibe sein Spiegelbild. Sein Blick fällt in meine Richtung. Ich weiche noch ein Stück weiter zurück, möchte nicht entdeckt werden. Und dann sehe ich auch Edgar und noch ein paar andere von den Partys auf Jeffers Dach. Da sind sie wieder, alle zusammen. Die Rock ’n’ Roll-Gemeinschaft. Alles wieder beim Alten, nur ich stehe hier blöd vor der Tür rum. Alleine.
    Plötzlich legt mir jemand die Hand auf die Schulter. Ich drehe mich um und da ist Kiki. Sie sieht mich nicht an, sie guckt durch das Fenster zur Band. Auch mir fällt auf die Schnelle nichts ein, was ich sagen könnte. Also stehen wir eine Weile schweigend da und beobachten, was drinnen vor sich geht. Applaus, Pfiffe. Jeffer lächelt schelmisch und zwinkert jemandem im Publikum zu.
    »Weißt du noch, als ich dir sagte, Jeffer würde dir das Herz brechen?«, fragt Kiki.
    »Ja.«
    »Ich habe mich geirrt.«
    Ich sehe sie fragend an.
    »Du hast ihm seins gebrochen.«
    Und so lässt sie mich stehen, geht in die Kneipe rein und schaut nicht einmal zurück.
    Ich merke, wie mir die Tränen an den Wangen runterlaufen. Ich werde da nicht reingehen. Unmöglich.
    Ein Typ stellt sich zu mir und hält mir seine Schachtel Zigaretten hin. Ich nehme eine. Er gibt mir Feuer.
    »Die Band ist scheiße!«, sagt er.
    »Findest du?« Ich wische mir mit dem Ärmel die Tränen von den Wangen.
    »Ja. Besonders dieser Gitarrenheini da. Jeff oder so. Die Mädels kreischen ständig seinen Namen. Total albern. Spielt sich in den Vordergrund und kann nix.«
    »Harte Kritik.«
    »Ach! Ist doch überall das Gleiche. Geh mal jetzt in irgendeine beliebige Kneipe, überall spielen diese kleinen Jungs denselben Schrott.«
    »Ist wohl heute nicht dein Abend, was?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    »Ob du vielleicht Lust hast, mich heute zu begleiten. Ich weiß da eine Party. Ohne Pseudorocker und ihre Pseudogroupies.«
    Innerlich muss ich grinsen. Irgendwie kommt mir das bekannt vor.
    »Nein, weißt du. Das ist nett, aber ich stehe hier lieber noch ’ne Weile am Fenster rum.«
    »Absolute Zeitverschwendung.
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