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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein!
Autoren: Tina J.
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was kommt, musste deshalb lächeln, hatte genau diese Worte erwartet und sowieso vorher schon überlegt, ob ich es überhaupt ausspreche und ob es Sinn macht, darüber zu reden. Macht es Sinn etwas zu sagen, wo ich doch schon die Antwort kenne und sie mir doch nicht hilft?
    Ich weiß doch, dass das nicht die Meinung von Herrn Dr. S. ist. Aber auf der anderen Seite denke ich, es bringt mich nicht weiter, wenn ich nicht endlich ausspreche, wie ich mich fühle, was mich quält und innerlich auffrisst.
    Ich kann nun mal in mir nicht das Opfer sehen, wenn ich dastehe und Dinge tue, die ich zwar nicht tun will, aber doch tun muss und letztendlich auch tu.
    Ich lebe noch und die Mädchen sind tot und ich soll mich nicht schuldig fühlen?
    Ich habe dann gesagt, wie verzweifelt ich bin. Verzweifelt, weil keiner versteht, wie ich mich fühle. Wie es mir geht. Entweder ist alles leer und tot, aber ich kann alles normal tun und nach außen hin sieht alles normal aus. Es ist aber nur so, dass alles funktioniert – ich funktioniere.
    Oder ich drehe fast durch vor Schmerz über das, was passiert ist. Es tut innen so weh und ich merke, dass ich nie so leben kann, wie ich möchte – frei davon, glücklich.
    Ich fühle mich leer und tot, wie eine Hülle. Auch am Wochenende war es so. Habe schlecht und wenig geschlafen, dazu heftige Schmerzen, vor allem im Kopf. Aber ich habe einigermaßen funktioniert. Ich konnte meine Aufgaben erfüllen. Habe nichts gefühlt und die Zeit verging. Ohne dass ich etwas tu, geht es nicht, immer muss ich irgendetwas tun, habe keine Ruhe. Habe gedacht, wenn ich wenigstens meine Arbeit im Haushalt wieder auf die Reihe bekomme, dann kann ich heimgehen. Es wird mir nie anders gehen, nie wird es besser werden!
    Worauf warte ich eigentlich?
    Was denke ich, hoffe ich eigentlich noch, was sich verändern wird?
    Ich möchte mich lebendig fühlen, nicht so leer, automatisch und einsam, in mir gefangen. Ich fühle mich so allein mit dem Schmerz und der Verzweiflung darüber, was ich tun musste. Ich fühle mich so traurig. Alles um mich ist so unecht, wie eine Scheinwelt, in die ich nicht gehöre, aber ich muss meine Rolle spielen, damit keiner merkt, dass ich schlecht bin. Ich beobachte das Leben um mich herum und fühle mich fehl am Platz, fühl mich als Fremdkörper.
    So, wie ich mich schäme vor mir selbst, so habe ich Angst, dass ich verachtet werde, gehasst werde und jeder sich abwendet, wenn er mich sieht. Ich gehe lieber allen aus dem Weg, damit keiner mir nicht ansieht, wie ich bin.
    Seit ich angefangen habe, darüber zu reden, ist soviel weg. Viele, zu denen ich Vertrauen hatte, sind nicht mehr da. Ich habe kein Vertrauen mehr zu ihnen und bereue es, schäme mich, weil ich Vertrauen hatte und nun deswegen allein bin. Ich darf nicht mehr reden, es ist nicht gut.

    Heute und gestern konnte ich wieder niemand anrufen, hätte mich aber eigentlich mal wieder melden müssen bei meinen Freunden.
    Es wird immer schwieriger, überhaupt jemand anzurufen. Das ist so, weil ich mich so schlecht fühle und mich daher schäme, mit jemand zu reden, der mich mag. Es wäre nicht richtig, so zu tun, als sei alles in Ordnung und das würde ich versuchen und dann käme ich mir so verlogen vor und alles würde noch schlimmer.
    Deswegen habe ich auch gesagt, wie ich mich fühle. Wie etwas Schlimmes, Böses, Verachtenswertes (Täter).
    Es ist so und es war sinnlos, es zu sagen. Ich habe es vorher gewusst.
    Wusste, ich bekomme es wieder ausgeredet, tausend Erklärungen dagegen – aber, ich fühle mich so! Ich fühle mich schuldig und ich kann meinen Mund halten und das nicht mehr sagen. Doch besser wird es durch Schweigen auch nicht.
    Ich habe es gesagt und es war ein Zugeben meiner Schuld. Wenn ich reden könnte, würde ich fragen: „Glaubt denn einer, dass ich mich nicht schlecht und böse fühlen könnte deswegen? Geht das überhaupt? Was haltet ihr wirklich von mir?“
    Es ist so schlimm, so leben zu müssen und anderen in die Augen zu schauen, dass ich lieber nach Hause in meine eigenen 4 Wände will, als hier zu sein.
    Verkriechen und tot stellen, damit keiner bemerkt, dass ich da bin. Denn, wenn mich jemand bemerkt, dann muss ich so tun, als sei alles in Ordnung. Das ist schwer und ich kann das nicht mehr aushalten, weil ich mir wie eine Lügnerin und Betrügerin vorkomme. Ich tue doch so als sei ich in Ordnung und habe doch ständig Angst, erwischt zu werden. Ich bin einfach müde und so kaputt, kann nicht mehr.
    Wie
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