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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein!
Autoren: Tina J.
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weiß, wie ich damit zurechtkommen soll, ohne „Scheiße“ zu bauen. Es schon schlimm genug, dass das am Freitag passiert ist und ich versagt habe, ich habe ein schlechtes Gewissen deswegen, ich schäme mich, wieder einmal voll der Versager zu sein. Aber keiner kann mir sagen, wie ich das aushalten kann, keiner weiß, wie schlimm das ist, in der Hölle zu sein und diese Schmerzen zu spüren. Außen sieht man nichts.

    Mein großer Bruder war auch nicht besser, vor ihm war ich nicht sicher und er tat es, wann er es eben wollte und oft musste ich mit hoch zu seinem Freund in die Wohnung oder auf den Berg, wo seine Freunde mit mir taten, was sie wollten. Mund oder unten, bis ich total dreckig und stinkig war. Ich rieche mich heute trotz Waschen und hundert Sorten Parfüm noch genauso. Es geht nicht weg. Ich bin das! Ich rieche so ekelig! Ich bin so ekelig. Aber Blut riecht noch schlimmer und trotzdem, wenn ich mich geschnitten habe und soviel Blut gelaufen ist, dann ist auch viel Dreck mit rausgelaufen. Aber es ist nie genug.
    Ich fühle mich wie zwei Dinge – das Mädchen, das das so stinkt und von allen voll gemacht wird, und das Mädchen, dass so grausame Sachen macht, dass man vernichten müsste, dass sich vernichten müsste, weil es bei diesen schlimmen Morden dabei war, ein Messer in der Hand hatte und auch verletzt hat. Jemandem wehgetan hat, der ihm nichts getan hat. Dieses Mädchen ist SO wie sein Opa, den es lieb hatte, wo sie froh war, dass er immer da war und sie beschützt hat.
    Ich weiß, wie ich dachte. „Mein Opa ist ja da, da machen die das nicht mit mir. Ich darf sie nur nicht wütend auf mich machen, oder sie dürfen nicht merken, dass ich auch noch da bin, wenn das Mädchen tot ist.“ Manchmal haben sie es aber gemerkt und mich dann auf den Tisch voller Blut gelegt und alles passierte noch einmal, was am Anfang passiert ist. Eigentlich nichts Schlimmes, das haben sie ja mit dem Mädchen gemacht. Das hier war auch nicht schön, tat auch weh, aber ich werde nicht überall gestochen, geschnitten und verletzt. Ich dachte: „Wenn das Mädchen vorhin nicht dagewesen wäre, dann würden sie das jetzt mit mir machen.“
    Ja, solche Gedanken habe ich gehabt. So schlecht bin ich. Ich denke, mich haben sie verschont, weil ich eben dazugehört habe, mitgemacht habe, so schlecht und grausam bin, wie sie selbst. Ich bin eine von ihnen, es macht mir genauso Spaß wie ihnen, haben sie gesagt. Ich möchte nicht so sein, bin es aber. Das bin ich, kein normaler Mensch, ein böses Monster.
    Nein, ich weiß nicht, was ich bin, wie ich bin. Ich denke immer und immer wieder darüber nach, was für ein Mensch ich bin und ich weiß nur, dass ich mit mir nicht zurechtkomme, dass ich mich nicht aushalte, dass es mich innerlich zerreißt, dass ich mich schäme und denke, so kann ich nicht leben. Ja, ich habe sogar Angst vor meiner neuen Therapeutin, wenn ich dort hingehe, wie soll ich ohne über das, was mich beherrscht, reden zu können, reden? Ich kann nicht, was wird sie von mir denken, wie wird sie reagieren und wie werde ich selbst reagieren, wenn noch jemand davon erfährt. Ich möchte mich so schon vor der ganzen Welt verkriechen, nie jemandem unter die Augen treten, weil ich mich so schäme, weil all das passiert ist und ich noch übrig bin. Wieso bin ich noch da? Wieso haben sie mit mir nicht das Gleiche getan? Ja, ich bin ja weggeschickt worden von Mutti, einfach so weg. Vielleicht lebe ich deswegen noch. Aber ich habe nicht das Gefühl, Glück gehabt zu haben, dass ich davon gekommen bin und noch lebe.
    Ich habe ein schlechtes Gewissen weil ich noch lebe. Es ist nicht richtig, dass ich noch da bin. Ich bin genauso ein Täter, wie die.
    Aber richtig lebe ich nicht, ich existiere mit dieser Last, dieser Gewissensqual, dem Wissen und Fühlen, was ich gemacht habe. Ich kann es nicht mehr aushalten, diese fürchterlichen Bilder zu sehen, die Schreie zu hören, das Blut zu riechen und es an mir zu spüren. Ich halte es nicht aus, diese schrecklichen grauenvollen Bilder zu ertragen, möchte meinen Kopf gegen die Wand schlagen, damit sie rausfallen (funktioniert nicht). Ich bekomme sie nicht los. Nicht diese Momente, in denen ich so schreckliche Dinge tun musste. Alle sagen mir, das wird anders, das wird weniger.
    Wie viel kann man aushalten? Wie viel kann man ertragen? Ich habe das Gefühl, immer mehr zu versinken.

    22.08.2007

    Letzte Woche habe ich keine Nacht schlafen können. Es ist alles ruhig, alle schlafen,
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