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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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bedrücktem Gesicht und quiekendem Ferkel.
    Das Zimmer sah schlimm aus, die Damen auch. Aber die Herren standen angeregt plaudernd beieinander und erzählten sich Schwänke aus ihrem Leben. Schließlich erwachten die Damen aus ihrer Erstarrung und baten um Wasser und Seife. Sie lächelten matt und sagten, wir hätten originelle Kinder, und so etwas wäre ihnen noch nie passiert.
    Die Rosa und Marie wollten ihren Ohren nicht trauen, so laut lachten diese Menschen, als sie aus dem Haus traten. Und das sollten Kirchengemeinderäte sein?
    Im Garten hinter einem Busch hockten Andreas und Mathias. Sie hatten sich nicht mehr ins Haus getraut und wollten hier, vom sicheren Versteck aus, den Abschied der Gäste beobachten. Als sie dieselben nun aber lachen und lärmen sahen, da fiel es ihnen doch schwer, so abseits vom fröhlichen Geschehen zu sitzen.
    »I geh!« sagte Mathias. »I au!« Andreas.
    Also erschienen sie unter der Gesellschaft, legten ihre schmutzigen Händchen vertrauensvoll in die der Stadtleute und durften schließlich auf den ohnehin schon ramponierten Schößen der Damen Platz nehmen und ein Stückchen mitfahren.
    »Na ja«, sagte Manfred, als das letzte Auto hinter der Fliederhecke verschwunden war, »sie müssen uns ja nehmen.«
    »Worom wellet r gange?« fragte die Mesnerin, »baßt’s eich nemme?«
    »Wir sind gerne hier, Frau Rüstig, das wissen Sie doch! Aber nach sieben Jahren sollte man die Stelle wechseln. Der Oberkirchenrat sagt das auch.«
    »A was, was woiß denn der! Jetzt kennet er eich a bißle aus, on no wellet er gange. I kos net gut hoiße.«
    »Uns fällt’s auch schwer. Wir gehen nicht gerne.«
    »On dia Bube? Moinet er die hens besser in dr Schtadt? O, ‘s wird Ehne no leid do!«
    So sprach die Mesnerin, und so dachten sie alle im Dorf. Sie waren enttäuscht von uns, weil wir höher hinaus wollten, weil es uns anscheinend nicht gefiel, weil wir abtrünnig geworden waren.
    »Gangetno!« sagte Nachbar Meier, »gangetno, wenner’s net verhebe kennet. Mir werdet’s überlebe!«

    Der Umzugstermin wurde von Woche zu Woche verschoben, denn in der Stadtwohnung saß noch Theophil Heisterwang mit seiner Familie. Das Pfarrhaus in seiner neuen Gemeinde wurde umgebaut, und er wollte nicht einziehen, bevor es fertig war. Bei jedem anderen hätte ich diese Haltung kräftig befürwortet, nur hier waren wir selbst betroffen, und so konnte ich mich zu keiner positiven Einstellung durchringen.
    Jedermann im Dorf wußte, daß wir gehen wollten, trotzdem verschwanden wir nicht von der Bildfläche, sondern blieben weiter im Pfarrhaus, als ob wir noch mit dazu gehörten.
    Andreas trabte zornrot vom Kirchplatz heim.
    »Dr Hans-Peter hat gsagt, hau bloß ab, du eigebildeter Dinger. Gang zu deine Stäffelesrutscher. Darf der des sage, Mulchen? Und er will uns nemme mitschpiele lasse, aber dr Mathias hat ihm eine neighaue.«
    »Wo ist der Mathias?«
    »Bei der Rosa. Sie wascht ihn.«
    »Warum wäscht sie ihn?«
    »Mulchen«, Andreas mußte den Kopf schütteln vor soviel mütterlichem Unverstand, »weil er schmutzig isch und sei Nas blutet.«
    »Was, seine Nase blutet, und dann geht er zur Rosa und nicht zu mir?«
    »Ja weisch, Mulchen, wenn er zur Rosa geht mit seiner blutige Nas, dann kriegt er a Bombole. Und wenn er zu dir geht, dann kriegt er Schimpfe.«

    Nun stand also auch Weiden unter den freien Stellen im Pfarrerblatt, und eines Tages erschien ein junges Pärchen, um sich Haus und Garten anzuschauen und zu erkunden, was diese Stelle zu bieten habe. Wir nahmen sie freundlich in Empfang und zeigten ihnen gerne die besonderen Attraktionen unseres Hauses.
    Hei, wie sie schnupperten, wenn wir in die Nähe des Plumpsklos kamen!
    »Riecht es hier immer so?« fragten sie angstvoll.
    »Nein, nur bei Tiefdruck«, sagte Manfred.
    »Zum Glück haben wir grade keinen«, ergänzte ich.
    Sie rollten die Augen gen Himmel, aber nicht lange, denn ich ließ sie einen Blick in den Backofen werfen, worauf sie erschüttert die Augendeckel zuklappten und für eine Weile gar nichts mehr sehen wollten.
    »Muß man darin backen?« stöhnte die junge Frau.
    »Man muß nicht. Man kann, wenn man will. Es macht natürlich im Dorf einen guten Eindruck. Unsere Vorgängerin hat’s getan, und ihr Brot war in aller Munde. Von ihr werden Sie übrigens noch manches Erbauliche hören, wenn Sie hierher kommen sollten. Sie war eine Pfarrfrau nach dem Herzen der Gemeinde.«
    »Und Sie, waren Sie’s nicht?«
    Manfred lachte. »Sie war ein
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