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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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ein, ich bot Salzstangen an und Kekse. Von selbstgefertigtem Gebäck hatte ich abgesehen. Niemand sollte meinen, ich wollte ihn mit hausgemachtem Hefekranz bestechen.
    Ich schlug die Augen gesittet nieder, wirkte so schlicht und »oifach« wie möglich und ließ Manfred sprechen. Der zeigte sich der Situation gewachsen, berichtete von seinem Werdegang als Pfarrer, beantwortete alle Fragen über die von ihm bevorzugte theologische Richtung mit diplomatischem Geschick und stellte schließlich seine kleine, aber glückliche Familie vor. Andreas war nun auch hereingekommen und lehnte malerisch an meiner Seite. Mathias saß auf dem Schoß einer Kirchengemeinderätin. Das Gespräch verstummte, man betrachtete uns wohlwollend.
    »Bleibsch du no lang bei uns?« so brüllte Mathias seiner Kirchengemeinderätin ins Ohr.
    »Willst du mich los sein?« fragte sie mit schelmischem Lächeln.
    »Ja, dann krieget mir endlich was zum esse!«
    »Da bin ich aber traurig!«
    Er legte den Arm um ihren Hals. Traurige Menschen bedrückten ihn sehr.
    »Magsch du Säule?«
    »Was für Säule meinst du jetzt, Schätzchen? Kleine, rosa Ferkel? Ja, die mag ich sehr!«
    »Dann komm mit! In der Rosa ihrm Stall da hat’s ganz kleine. I zeig se dir.«
    »Nein, Schätzchen, leider, leider, ich muß ja hier bleiben...«
    »Um noch einmal auf die Predigt zurückzukommen«, sagte Manfred, »ich halte mich meistens an die Perikopen...«
    »I komm glei wieder!«
    Mathias strich noch einmal andächtig über die rosa Pfirsichbäckchen, rutschte vom Schoß seiner Angebeteten und marschierte der Tür zu, Andreas schloß sich an. Manfred und ich atmeten auf. Jetzt würde die Vorstellung vollends in Ruhe über die Bühne gehen.
    »Wie verstehen Sie sich mit der Jugend?«
    Da war sie, die gefürchtete Frage. Mathias’ neuer Schwarm, die pfirsichwangene Dame hatte sie gestellt. »Schlecht!« sagte Manfred.
    O, daß er immer so ehrlich sein mußte! Ich sprang auf. »Darf ich Ihnen noch ein kleines Gläschen von meinem Rumtopf anbieten?«
    »O ja, wie reizend von Ihnen!« riefen die Herren.
    »Dann muß ich aber die Damen bitten, mir ein wenig beim Ausschenken zu helfen, ich bin leider nicht sehr geschickt.«
    »Natürlich, gerne!« sagten die beiden.
    Mein schöner Rumtopf, da schwand er hin, rutschte sanft durch ihre Kehlen, erstickte aber auch jede weitere unangenehme Frage. Die Tür sprang auf, herein drang strenger Stallgeruch und Mathias, rot das Gesicht, doch strahlend die Augen. Andreas hinter ihm wirkte eher etwas besorgt. Beide hielten krampfhaft ein quiekendes, strampelndes Ferkel an sich gedrückt.
    Mir blieb der Rumtopf im Hals stecken, Manfred sprang auf, unsere Gäste aber saßen da wie Ölgötzen mit hervorquellenden Augen und töricht geöffnetem Mund.
    »Da isch’s!« rief Mathias und legte sein Ferkel in den seidenen Schoß der Kirchengemeinderätin.
    »Und des isch für di!« sagte Andreas und ließ seine Bescherung auf den Schoß der zweiten Dame fallen. Beide Damen schossen in die Höhe, beide Ferkel landeten auf dem Boden, und alle vier quiekten schrill und hemmungslos.
    Es war nicht einfach, die erschreckten Tiere zu fangen, aber einige der Kirchengemeinderäte erwiesen sich als beherzte und umsichtige Jäger. Sie wiesen die anderen an, eine Kette zu bilden und nach Art von Treibern langsam das Zimmer zu durchschreiten. So blieb den Ferkeln immer weniger Raum, wild quiekend schossen sie von einer Zimmerecke in die andere und suchten schließlich unter meinem Schreibtisch Schutz. Nun trat ein Herr in Aktion, der mir schon vorher angenehm aufgefallen war. Meine Finger erholten sich nur langsam von seinem herzhaften Händedruck, und wenn er den Mund öffnete, dann tat er es nicht, um unangenehme Fragen zu stellen, sondern um dröhnend zu lachen. Dieser Herr, ein Tierarzt, wie sich später herausstellte, zog sein Jackett aus, ermahnte die anderen Mitjäger, die Reihe fest geschlossen zu halten, ging in die Hocke und kroch unter meinen Schreibtisch. Mit schrillem Quieken schoß das eine Ferkel zwischen seinen Beinen hindurch und suchte zu entkommen, das andere aber hielt er am Wickel.
    »Da, Mathias, bring’s schnell in den Stall!«
    Mathias nahm es entgegen, drückte es an seinen völlig verschmutzten Sonntagsanzug und verschwand eilig. Nach kurzer Zeit hatte Andreas seines auch wieder im Arm.
    »Mulchen, ehrlich, mir habet dacht, sie tätet sich freue. Zeihung!«
    »Komm verschwinde! Wir sprechen uns später.«
    Er lief davon mit
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