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Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Titel: Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
Autoren: Roman Breindl
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Stunde zu mir … und kann deshalb als würmglazial bezeichnet werden.“
    Da saß ich nun und ärgerte mich. Ach was, ärgerte mich, ich hätte mir in den Hintern beißen können, weil ich den Mund aufgerissen hatte. Dass ich nach der Stunde antreten musste, beunruhigte mich weniger als die Tatsache, wie Herr Hunzinger es formuliert hatte. Ganz nebenbei, als wolle er keine Aufmerksamkeit erregen. Ich hatte nicht vor, seiner Aufforderung nachzukommen. Ich Idiot hatte gerade eben meine eigenen Regeln gebrochen. Die lauteten: Regel Nummer eins– stelle niemals vorlaute Fragen. Regel Nummer zwei – nur nicht auffallen. Regel Nummer drei – bei Ärger ab durch die Mitte.
    Mit diesen Regeln hatte ich in Dortmund überlebt, und auch in Taka-Tuka-Land halfen sie mir weiter. Ich war sicher, es gab Leute in der Klasse, die Stein auf Bein schwören würden, dass es unter ihnen keinen Gregor gab. So unsichtbar konnte ich sein. Doch jetzt wurde ich das Gefühl nicht los, dass alle mich anstarrten, obwohl ich ganz hinten saß und keiner sich umdrehte. Regel Nummer 3 – bei Ärger ab durch die Mitte, sagte ich mir, und bereitete mich aufs Pausenklingeln vor. Als es so weit war, rannte ich zur Tür. Float like a butterfly, sting like a bee, dachte ich. Es war ja nicht so, dass ich überhaupt kein Englisch konnte.
    Eine Hand schnappte mich am Kragen. „Momentchen“, sagte Herr Hunzinger. „Ich würde mich gerne mal mit dir unterhalten.“
     
    Ich war noch nie im Raucherzimmer der Lehrer gewesen. Das war ein kleiner, fensterloser Raum neben dem eigentlichen Lehrerzimmer. Als wir eintraten, musste ich vom kalten Rauch niesen. Überall standen volle Aschenbecher. Herr Hunzinger zog einen Beutel aus der Tasche. Ich sah, wie er Tabak rausnahm, in ein Papier legte und geschickt zu einer Zigarette rollte. Die leckte er ab, steckte sie in den Mund und zündete sie an.
    „Das“, sagte er, „lässt du besser bleiben. Ist eine schlechte Angewohnheit. Du rauchst doch nicht, oder?“
    Regel Nummer zwei  – nur nicht auffallen. Ich schüttelte den Kopf und erzählte nichts von dem Loch in Mamas Garten mit der hölzernen Schachtel und den drei Packungen Reval ohne Filter darin. Die hatte ich Klever stibizt, der ein ganzes Arsenal von Zigaretten bunkerte und nicht im Traum auf die Idee kam, dass Arschbacke Gregor wusste, wo er das Zeug versteckte.
    „Dann ist ja gut“, sagte Herr Hunzinger. Er saugte an seiner Zigarette und musterte mich durch seine dicke Brille.
    „Was ist eigentlich dein Vater von Beruf?“, fragte er plötzlich.
    Ich weiß nicht warum, aber in meinem Kopf schrillte eine Alarmglocke. Regel Nummer drei – bei Ärger ab durch die Mitte, dachte ich. Aber Herr Hunzinger lehnte lässig an der Tür und versperrte den Weg.
    Ich sagte: „Er schreibt Bücher.“
    „Bücher, so so“, sagte Herr Hunzinger. „Das ist ja mal was anderes. Was denn für Bücher?“
    „Dicke“, sagte ich. Mir war klar, dass nur Klever mit dieser Antwort durchkommen würde. Ameisenbär Gregor ganz sicher nicht.
    „So genau wollte ich’s nicht wissen“, sagte Herr Hunzinger. „Aber wo wir schon dabei sind: Was steht denn drin in seinen Büchern?“
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte wirklich keine Ahnung, denn außer der komischen Formel hatte ich noch nie was von Paps gelesen.
    „Kann es sein“, sagte Herr Hunzinger, „dass sich dein Papa mit digital gespeicherten Radarsignaturen beschäftigt?“
    „Mit was?“, fragte ich. Vor lauter Aufregung vergaß ich Regel Nummer eins.
    „Kenndaten, mit denen Raketen gelenkt werden, damit sie jedes gewünschte Ziel …“, sagte Herr Hunzinger.
    Jemand stieß ihm die Tür in den Rücken.
    „Hoppala“, hörte ich die Stimme von Frau Burkhardt, unserer Englischlehrerin. Sie drängelte sich rein, bemerkte erst mich und dann Herrn Hunzinger.
    „Na so was“, sagte sie, „veranstalten wir hier ein Pow-Wow?“
    „Gregor wollte gerade gehen“, sagte Herr Hunzinger. „Das stimmt doch Gregor, nicht?“
    Er musste mich nicht zweimal auffordern. Regel Nummer drei – bei Ärger ab durch die Mitte. Wie der Blitz war ich draußen. Dieses Mal hielt mich keiner auf.
     
    Ich musste mit jemandem darüber reden, aber da ich keine Freunde hatte, blieb nur Klever übrig. In der großen Pause passte ich ihn ab.
    „Wurstnase“, sagte er. „Was willst du?“
    Wie immer hing Klever mit seinen Kumpels in einem Schuppen hinterm Schulhof herum. Dort rauchten sie, tranken Bier aus Dosen und guckten sich
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