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Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Titel: Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
Autoren: Roman Breindl
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umziehen.“
    Mama fuhr herum. „Woher weißt du das?“, fragte sie.
    Klever grinste. „Dem Klugen gehört die Zukunft“, sagte er.
    Ich war schockiert. „Ist das wahr?“, fragte ich Mama.
    Sie strich mir über den Kopf. Ich war ihr Liebling, während Paps Klever bevorzugte, obwohl er immer so tat, als sei das nicht der Fall. Aber er lachte über Klevers Sprüche, während Mama sie selten lustig fand.
    „Ja“, sagte sie. „Es stimmt.“
    „Nach Wambel? Körne oder Brackel?“, fragte ich. Meine Vorstellung von dieser Welt endete an Dortmunds Stadtgrenze.
    „Quatsch, Mann!“, rief Klever. „Nach Böpfingen!“
    „Woher weißt du das?“, rief Mama noch einmal, und sie klang auf einmal sehr ärgerlich. „Johannes! Jetzt sag doch auch mal was.“
    Johannes, das war Paps. Ich wusste, er mochte es nicht, wenn man ihn so nannte. Ich wusste auch, dass Klever die Post öffnete, sie las und mit seinem Spezialkleber aus dem Yps-mit-Gimmick-Heft wieder verschloss. Ich wusste, dass er in allen Schubladen kramte, und ich wusste, dass es vor ihm keine Geheimnisse gab. Mama wusste das offenbar nicht.
    Klever war für seine Agentenarbeit bestens gerüstet: Er hatte aus Yps das begehrte Schleuderkatapult, mit dem er mir getrockneten Kaugummi an den Kopf schoss. Er hatte die Agentenausrüstung mit der Brille mit eingebauten Spiegeln, die ihm half, vor Mamas Augen die Keksdose leerzuräumen. Er hatte die mexikanischen Springbohnen, in denen Larven eines Schmetterlings namens Laspeyresia saltitans steckten, und die mir regelmäßig aus dem Bett entgegenhopsten. Er hatte die Überlebensausrüstung, das U-Boot, das UKW-Radio zum Selberbauen. Und er hatte sämtliche Ausgaben von Jimmy dem Gummipferd und Mister Melone, um die ich ihn sehr beneidete. Außerdem er hatte immer das letzte Wort.
    „Wissen ist Macht, Rübennase“, sagte er. „Dass du nichts weißt, macht allerdings nichts.“
     
    Wir zogen also fort. Familie Rieger ging in die Fremde. Ich hätte mich sofort auf den Weg machen müssen, um es meinen Freunden zu erzählen. Aber die Sache war die: Ich hatte keine Freunde. Auch nicht beim DJK SuS Brambauer. Obwohl durch die Tatsache, dass ich die Auswechselbank hütete, ein paar andere, die nicht besser kickten als ich, regelmäßig auflaufen durften. Doch um ehrlich zu sein: Ich würde auch keinen wie mich zum Freund wollen. Um ganz ehrlich zu sein: Ich konnte mich nicht besonders gut leiden. Ich war schwach auf der Brust und bekam jede Krankheit zweimal. Ich konnte keine lustigen Sachen sagen wie Klever. Ich war in der Schule im unteren Durchschnitt ziemlich weit unten. Ich war der, den andere Kinder in den Papierkorb steckten, um ihn dann dem Lehrer aufs Pult zu hieven. Ich war der, für den es so viele doofe Spitznamen gab, dass ich meinen Richtigen beinahe vergaß. Daher schrieb ich ihn einmal am Tag auf. Gregor, notierte ich, denn das bedeutete „der Wachsame“. Genau das war ich: wachsam, ängstlich, stets darauf bedacht, dass nichts passierte. Doch nun passierte was: Wir zogen weg. Ich war sicher, ich würde nächtelang nicht schlafen können. Bedröppelt schlich ich mich ins Wohnzimmer, wo Klever vor dem Fernseher hockte. Paps hatte sich in sein Arbeitszimmer verzogen, Mama werkelte im Garten. Im Fernseher lief Klimbim, und Ingrid Steeger zog Grimassen. Das war allerdings nicht der Grund, weshalb wir Klimbim liebten. Der kam zum Schluss, wenn die Sendung schon fast aus war und Ingrid Steeger plötzlich die Kleider auszog. Da kriegte ich einen roten Kopf, und Klever kriegte auch einen roten Kopf, und wir rückten ganz dicht an den Bildschirm. Paps war in seinem Arbeitszimmer, Mama werkelte im Garten, und im Fernsehen zeigte Ingrid Steeger fast den ganzen Busen.
    Klever sagte: „Macht der Blechknopf plötzlich peng, waren deine Jeans zu eng!“ Das sagte er so andächtig wie im Gebet.
    Ich fragte: „Wo ist das, Böpfingen?“
    Klever sagte: „Taka-Tuka-Land.“
    Ich sagte: „Und wo ist Taka-Tuka-Land?“
    „Frag Mama“, sagte Klever. „Nein, besser: Frag Paps.“
     
    Paps zu fragen war nicht leicht. Paps lebte in seinem Arbeitszimmer, welches wir nicht betreten durften. Selbst Klever hielt sich an die Regel. Ansonsten war es mit Paps ganz locker, nur wenn er da drin war und seine Bücher schrieb, mussten wir auf Zehenspitzen durchs Haus schleichen. Paps schrieb sehr dicke Bücher über stinklangweilige Sachen. Sie waren voller Formeln, die kompliziert klangen und so aussahen:

    Darunter stand: Einer
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