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Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Titel: Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein
Autoren: Roman Breindl
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Fotos von nackten Frauen an. Klever dachte zwar, ich hätte davon keine Ahnung, aber ich nahm mir immer viel Zeit, hinter ihm herzuspionieren.
    Ich erzählte von meiner Nachhilfestunde mit Paps und von Herrn Hunzingers komischen Fragen.
    Klever legte mir einen Arm um die Schulter. „Hör zu, Schwachmat“, sagte er. „Das hat nix zu bedeuten. Mach dir nicht die Hose nass.“
    Mit einem Ruck hatte er mich im Schwitzkasten. Eine Weile ließ er mich zappeln, dann schubste er mich weg.
    „Schwirr ab. Wir haben was Wichtiges zu besprechen.“ Mit dem Kopf deutete er auf seine Freunde, die ihre Nasen tief in einem Sexheft stecken hatten.
    Ich lief zurück zur Schule. Jetzt war ich ernsthaft besorgt. Klever hatte mich nicht im Schwitzkasten zu seinen Kumpels geführt, damit sie mir abwechselnd in den Hintern treten konnten. Er hatte mich auch nicht mit seinem Spezialhüftschwung aufs Kreuz gelegt. Er hatte mir nicht mal eine Hagebutte unters T-Shirt gestopft.
    Etwas Gewaltiges war im Gange.
    Nur hatte ich keine Ahnung was.
     
    4.
     
    In der Nacht wachte ich auf, weil die Erde zitterte. Es war wie ein Erdbeben, und von draußen hörte ich den Krach Hunderter Motoren. Ich kletterte aus dem Bett und blickte aus dem Fenster. Wir wohnten am Ortseingang. Die anderen Häuser waren nicht weit entfernt. Ich sah, wie überall Licht anging und verschlafene Gesichter in den Fenstern erschienen.
    Draußen rumpelte ein Konvoi Lastwagen und Panzer vorbei. Die Straße führte von Schwäbisch Gmünd herauf. Sie war nicht besonders breit und ziemlich steil, und die Fahrzeuge bewegten sich im Schneckentempo. Die Luft stank nach Diesel, ein paar Soldaten rannten hin und her und riefen etwas, das ich nicht verstehen konnte. Aber es war klar, was sie in Aufregung versetzte. Ein wahrer Monstertruck war in der Kurve vor unserem Haus hängen geblieben. Ich zählte die Achsen, es waren sechzehn Stück. Die vorderste stand auf dem umgeknickten Ortsschild, ich konnte noch die Buchstaben „Böpf“ erkennen. Der Rest steckte unter den Reifen. Die Zweige des Baumes in unserem Garten hatten die Plane des Anhängers heruntergerissen. Darauf befand sich eine Rakete wie aus dem Buch von Paps. Die Soldaten versuchten sie abzudecken, doch die Äste waren im Weg.
    Auf einmal hörte ich das Kreischen einer Kettensäge. Und dann sah ich drei Dinge:
    Ich sah einen Soldaten, der mit der Kettensäge in den Baum fuhr, dass die Holzspäne nur so flogen.
    Ich sah Mama, die im Nachthemd durch den Garten lief, den Soldaten packte und vom Baum wegzerrte.
    Ich sah Paps, der hinter Mama herkam und sie vom Soldaten wegzog.
    Das alles war schon seltsam genug. Doch das Auffälligste war, dass Paps keinen Schlafanzug trug, wie sich das mitten in der Nacht gehörte. Paps war ganz normal gekleidet, als käme er gerade aus seinem Arbeitszimmer.
    Dann passierte noch etwas: Mama drehte sich um und gab Paps eine Ohrfeige. Sie lief zurück ins Haus und knallte die Tür zu.
    Ich sah, wie Paps mit dem Soldaten sprach, und ich sah, wie dieser den Baum umlegte.
    Ich sah, wie einige andere Soldaten die Rakete bedeckten, und ich sah, wie sich der Konvoi in Bewegung setzte.
    Ich sah, wie Paps in einen Jeep kletterte, und ich sah, wie am Ende der Kolonne Polizeifahrzeuge warteten.
    Ich sah, wie ein paar Polizisten Warnzeichen aufstellten.
    Ich sah, wie sie das kaputte Ortschild einsammelten.
    Dann fuhren sie weiter, und ich sah nichts mehr. Ich hörte nur noch. Drunten in der Küche hörte ich Mama. Ich hörte, wie sie weinte, und das tat sie völlig hemmungslos.
     
    Am Morgen stand kein Frühstück auf dem Tisch. Ich schaute aus dem Fenster. Mitten im Garten lag der gefällte Baum, und die Straße sah ziemlich mitgenommen aus. Von Klever keine Spur, also trottete ich alleine zur Bushaltestelle. Ich stieg in den Bus und ging nach hinten durch. Ich hatte erwartet, dass großes Geschrei herrschte, aber das Gegenteil war der Fall. Alle hockten still da und sagten nichts, und so blieb es, bis wir die Schule erreichten. Dort wartete die nächste Überraschung auf mich: Jemand hatte mit roter Farbe „NEIN ZUR PERSHING“ auf die Wand gemalt. Das „I“ im Nein sah aus wie eine Rakete.
    Wie die Rakete im Buch.
    Wie die Rakete, die ich vergangene Nacht gesehen hatte.
    Wir hatten Deutschunterricht bei Herrn Stritmatter. An unserer Schule gab es zwei Arten von Lehrern: ziemlich alte und ganz junge. Die Jungen hatten Vollbärte und lange Haare, sie kamen in Strickpullovern in den Unterricht
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